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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nieder, dass eine Hand den Boden berührte.
    Ratatoskr lachte kurz. »Du hast uns lange hingehalten, Bürschchen. Ich dachte schon, es würde uns nie mehr gelingen, dich zu unterjochen und dir deinen Willen zu nehmen. Aber da habe ich dich überschätzt: Du bist zwar stark, doch nicht so stark wie mein Herr.«
    Fabio rührte sich nicht und schien seine Befehle zu erwarten.
    »Geh zu ihr und hol dir die Frucht«, forderte Ratatoskr ihn auf.
    Er erhob sich und trat auf den Baum zu. Irgendwie schienen seine Schritte unsicher zu sein. Beim Baum angekommen, wo sich Idhunn immer noch wie von Sinnen wand, streckte er eine Hand aus, die sich sofort mit dem Metall seiner Implantate überzog, sodass er damit leicht in den Käfig eindringen konnte, der das Mädchen umgab. Als die Hand drinnen war, zogen sich die Implantate sofort von ihr zurück. Kaum dass seine Finger von dem Metall befreit waren, hörte Idhunn zu schreien auf. Sie blickte Fabio in die Augen. Und lächelte. »Eltanin, jetzt bist du doch noch gekommen, genauso wie du es versprochen hattest«, sagte sie.
    In Fabios Geist blitzte etwas auf. Ein Funken der Erkenntnis, schwache Spuren lang verschütteter Erinnerungen. Aber nur kurz. Dann erlosch es, und in seinem Geist machte sich wieder Finsternis breit.
    Auch das Lächeln auf Idhunns Gesicht verschwand. »Nein, du bist es gar nicht«, murmelte sie. Aber es war zu spät.
    Fabios Finger streiften die Frucht, und sofort überflutete strahlend helles Licht den Baum und die kleine Lichtung.
    »Nein!«, schrie Idhunn, doch die goldene Frucht entglitt ihr, während Fabios Finger sie immer fester umschlossen.
    Doch da drang plötzlich ein Teil dieses Lichtes, ein Teil dieser ungeheuren, wohltuenden Kraft in seinen aufgewühlten Geist ein. Und er erinnerte sich. An eine wunderschöne blendend weiße Stadt, in der er vor langer, langer Zeit gelebt hatte. Damals war er kein einsamer, verzweifelter Junge gewesen, sondern ein Drache, ein goldener, ungestümer Drache. ›Eltanin bewachte den Weltenbaum.‹ Er erinnerte sich an ein Kind, ein kleines Mädchen, das mit ihm in der Drachenstadt gespielt hatte, und an eine Jugendliche, mit der er einen großen Teil des Tages verbracht hatte. Idhunn, die von Drachen, Eltanins Eltern, in Drakonien großgezogen worden war. Idhunn, seine Schwester. Und ihre letzten Worte: ›Ich werde sie niemandem geben außer dir, das schwöre ich. Ich werde die Frucht aufbewahren und mit meinem Leben verteidigen, bis du zurückkehrst, um sie dir zu holen.‹ Idhunns Gesicht war tränenüberströmt. Es war das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten.
    Fabio war überwältigt von all diesen Erinnerungen. Seine Hand presste die leuchtende Kugel, von der eine unbekannte wohltuende Kraft ausging, die ihn mit einem nie erlebten tiefen inneren Frieden erfüllte.
    »Benetze sie mit deinem Blut!«, rief plötzlich Ratatoskr mit eiskalter Stimme hinter ihm.
    ›Was ist das überhaupt? Warum will Nidhoggr um jeden Preis diese Kugel haben? Und wer bin ich eigentlich? ‹ All das hätte Fabio fragen wollen, doch sein Mund blieb verschlossen. Sein Körper gehorchte ihm nicht.
    Ich bin es, der hier befiehlt, nicht du!, schrie da eine andere Stimme, nun in seinem Geist. Nidhoggr. Fabio erstarrte vor Entsetzen. Jetzt erinnerte er sich wieder an die Worte des Lindwurms: ›Du bist der Erste deiner Spezies, dem ich den freien Willen lasse … Ich war sehr großzügig zu dir, aber dafür verlange ich auch sehr viel von dir. Solltest du scheitern, hole ich mir zurück, was ich dir gab, und zuletzt nehme ich dir das Leben!‹
    Nidhoggr war nun also Herr über seinen Körper, aber nicht über seinen Geist. Der war ihm geblieben. Die Stimme des Lindwurmherrschers hallte weiter durch seinen Schädel: Es ist fast vollbracht. Ich brauche nur noch ein wenig von deinem Blut, dann kann ich mich endlich deiner entledigen.
    Fabio versuchte, sich zu wehren, denn er wollte dem Mädchen nicht wehtun, mit dem er sich so stark verbunden fühlte, doch ein heftiger Schmerz durchfuhr seinen Kopf. Er wollte schreien, aber sein Mund war immer noch wie versiegelt. Machtlos musste er mit ansehen, wie eine Klinge aus seiner rechten Hand hervorschoss. Damit fuhr er über einen seiner Finger, die die Frucht hielten. Ein kurzer Schmerz, dann trat schon das Blut hervor und benetzte die Frucht, die sofort etwas von ihrem Glanz verlor. Ein lautloses Zittern durchfuhr sie, und Ratatoskr jubelte.
    »Los, bring sie mir«, befahl er und hielt ihm einen

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