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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Er konnte also davon ausgehen, vorerst nicht belästigt zu werden, vorausgesetzt, Nicole würde sich nicht sofort der Polizei anvertrauen. Nein, bestimmt ging sie ins Krankenhaus oder vielleicht sogar nach Hause.
    Narvalvar beschloss am anderen Ende des Flures das dunkle Zimmer aufzusuchen, gegenüber dem Keller. Aus den Rissen der Luke sah er von weitem für ein paar Minuten Rauch aufsteigen, dann war der Spuk vorbei. Langsam wurde es draußen dunkel, nur die nächtliche Straßenbeleuchtung warf einen san f ten Lichtstrahl durch die Mauerritzen. In den Erinnerungen an das kühle Wasser in England schwelgend, nickte Narvalvar ab und zu ein.
    Er träumte von seinen herrlichen Ausflügen bis ihn der Schmerz in die Wirklichkeit zurückholte. Quälender Durst und ein leichtes Hungergefühl kamen dazu. Schwach, wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, lag Narvalvar auf dem Bauch. Seinen linken Flügel hatte er zusammengefaltet, so blieben seine Beschwerden erträglicher, während der rechte ausgestreckt auf dem Boden lag. Entfernte Schritte erreichten ihn in seinem dösenden Zustand.

Leid
    „ U nd hier ist die Luke!“, hörte er Nicoles Stimme.
    „Geh zur Seite, das Drama musst du dir nicht noch einmal reinziehen.“ Sven war bei ihr, das war gut. Ein beruhigendes Gefühl. Aber kamen sie denn ohne Polizei? Narvalvar öffnete die Augen. Er konnte die beiden auf der gegenüberliegenden Seite des Flures an der Luke stehen sehen. Es war inzwischen bereits Morgen oder gar Mittag, jedenfalls schien draußen die Sonne.
    „Puh!“, stöhnte Sven. Er drehte den Kopf zur Seite. „Das riecht ja abscheulich.“ Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Kellerraum. „Oh mein Gott!“
    Bevor Nicole einen Blick erhaschen konnte, warf er die Luke zu.
    „Was war da?“ Nicoles Stimme zitterte wieder.
    „Bei allem Verständnis Nicole, aber wir müssen jetzt zur Polizei gehen.“
    „Nein, Sven! Bitte! Solange ich nicht weiß, wo Marcus ist ...“ Sie packte seinen Arm, hielt ihn zurück.
    „Nicole! Da unten liegt eine verbrannte Leiche!“ Er nahm sie bei den Schultern.
    „Verbrannt?“ Sie klang nur wenig überrascht, eher als hätte sie es erwartet. „Und woher kommen die Blutspuren?“
    „Die Polizei wird sich darum kümmern.“ Sven ließ sie los.
    Nicole schüttelte energisch den Kopf. Ihr Blick wanderte auf den Flur.
    Narvalvar sah erst jetzt, dass seine blutende Wunde kleine Spuren hinterlassen hatte, genau denen schaute Nicole hinterher. Sie hielt für einen Moment inne, als sie zu ihm in die Du n kelheit sah. Sollte er sein Halsband gegenwärtig zerreißen?
    „Marcus?“ Ihre Stimme klang eigenartig fremd, dabei starrte sie in seine Richtung, ging ein paar Schritte den Flur entlang, bis sie auf halber Höhe, in der Nähe des Ausgangs, stehen blieb. „Marcus?“
    „Nicole, warte!“ Sven folgte ihr.
    „Marcus, bist du das?“ Langsam kam sie auf ihn zu. Narvalvar wurde für einen Moment ganz warm ums Herz, doch das verflog schnell. Er musste damit rechnen, Nicole mit seiner Drachengestalt abzuschrecken. Besser er schloss die Augen, um ihr Entsetzten nicht zu sehen. Ihre Schritte kamen hörbar näher. Ungefähr am Türrahmen vermutete er sie. ‚Sieh der Wah r heit ins Gesicht’, ging ihm durch den Kopf, so schaute er auf. Sven stand dicht hinter Nicole und leuchtete seine Taschenla m pe auf ihn. „Oh Gott! Was ist das?“
    Nicole wagte einen Schritt auf ihn zu. Sven hielt sie fest. „Bist du wahnsinnig?“
    Nicole riss sich los. „Du blendest ihn. Er ist verletzt. Sieh doch!“
    Sven packte ihren Arm und zog sie kräftig in den Flur zurück. „Tickst du noch ganz richtig? Diese Monstermutation wird uns beide töten!“
    Bei dem Wort Monstermutation hob Narvalvar seinen Kopf, aber nur ein kleines Stück, zu sehr schmerzte inzwischen auch sein Nacken.
    „Hör auf, ihn so zu beschimpfen.“ Nicole klang wütend, fast so, wie beim letzten Streit. Er hätte von Anfang an ehrlich zu ihr sein müssen. Erneut riss sich Nicole los und kam langsam auf ihn zu. „Er ist ein Drache.“
    Narvalvar traute seinen Ohren nicht. Ihre Worte klangen, als sei sie überzeugt, von dem, was sie sagte.
    „Ich werde mir deine Wunde ansehen, in Ordnung?“ Nicole stand jetzt dicht vor ihm. „Du wirst mir nichts tun, nicht wahr?“
    Sven wartete im Flur, schüttelte dabei den Kopf. „Nicole, was willst du damit beweisen?“
    Nicole hatte Angst, nicht viel, aber Narvalvar spürte ihre Unsicherheit. Als Drache besaß er keine

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