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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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hilfreich. Er überlegte gerade, die Werbezettel auf der Treppe des Eingangbereiches zurückzulassen, als er einen Stift am Treppengeländer liegen sah. Dieser Fund brachte ihn auf eine Idee.
    Im dritten Stock des Hauses stieß Marcus auf das gesuchte Namensschild von A. Kleinert. Er lauschte kurz an der Tür, hörte Musik spielen sowie das Klappern von Geschirr. Albert war zu Hause, vorausgesetzt er lebte allein. Nicole in einer Mietswohnung festzuhalten, hielt Marcus für unwahrscheinlich. Wenn Albert Nicole tatsächlich entführt hatte, musste er jetzt vorsichtig sein. Er streckte seine Schultern zurück, nahm den Stift in die Hand, über dem Arm die Werbung und drückte auf die Klingel. Die Dielen im Flur knarrten, dann öffnete jemand die Tür. Ein sehr schlanker Mann mit Brille schaute Marcus an.
    „Herr Kleinert?“, fragte Marcus.
    „Ja?“ Albert sah auf die Prospekte. Der Kerl war einen halben Kopf größer als Marcus.
    „Verzeihen Sie die Störung. In einigen Straßen hier wurde unsere Werbung nicht verteilt. Erhalten sie wöchentlich unsere aktuellen Angebote?“ Er hielt ihm dazu ein Werbeblatt entgegen.
    „Ähm – ja!“ Er fuhr mit seiner Hand durch seine kurzen dunklen Locken.
    „Danke. Das war’s schon.“ Marcus drehte sich zur Treppe um. Es war ein triumphierendes Gefühl, mit welch simplen Mitteln er seinem Ziel näher kam. Er hörte, wie Albert die Wohnungstür schloss. Jetzt musste er nur noch den Kerl im Auge behalten. Gegen drei verließ Marcus das Haus. Er schlenderte mal die Straße hinauf, mal hinunter. Dann setzte er sich ein paar Häusereingänge weiter auf die Eingangsstufen, um zu warten, wobei er Alberts Haustür nicht aus seinem Blickwinkel verlor. Marcus Geduld wurde hart auf die Probe gestellt. Leute gingen ins Haus, kamen heraus, nur sein Auserwählter nicht. Mit jeder Minute, die Marcus wartender Weise verbrachte, schob er den Gedanken, der Typ könnte der Entführer sein, zur Seite. Kidnapper stellte er sich kräftiger vor. Albert wirkte be i nah sympathisch. Wahrscheinlich verschwendete er hier seine Zeit. Anderseits gab es keine andere Spur, die er verfolgen konnte. Ein wenig wollte er noch warten.
    „Nicole, wo steckst du nur?“, fragte sich Marcus und seufzte ganz tief, dabei strich er mit seinen Händen übers Gesicht. Seine verletzte Schläfe fühlte sich noch sehr empfindlich an.
    Pascal, der käme schon eher als Entführer in Frage. So ein arrogantes Arschloch!
    Der Blick auf die Uhr strapazierte seine Geduld weiter, 19:07 Uhr. Marcus setzte sich ein Limit. Bis 19:30 Uhr wollte er noch warten. Bis zu diesem Zeitpunkt verließ Albert seine Wohnung nicht. Vermutlich hatte Marcus die ganze Zeit den Falschen im Verdacht und die Entführung hatte einen völlig anderen Hintergrund.
    Enttäuscht trottete Marcus den Gehweg hinunter. Wenn es Nicole doch nur gut ginge. Diese nagende Ungewissheit, die Angst sie verletzt oder gar tot wiederzusehen, ließ seinen Magen krampfhaft zusammenziehen. Für einen Moment musste er stehen bleiben, bis die Beschwerden nachließen. Ein letztes Mal drehte er sich um, blickte die Straße zurück.
    Donner!
    Der Mann dort hinten, das konnte Albert sein. Auf der Stelle kehrte Marcus um, eilte dem Verdächtigen nach. Erst nach rechts, in die nächste Querstraße, wo er Albert nach links abbiegen sah. Marcus musste vorsichtig sein. Albert drehte sich hin und wieder um. Mit diesem Verhalten verschwanden sämtliche Zweifel, die er in den letzten Stunden gesammelt hatte. Jemand, der ein reines Gewissen hatte, würde sich nicht ständig nach eventuellen Verfolgern umschauen.
    Hauseingänge, Hausecken sowie Nischen dienten Marcus als Schlupfwinkel, während er Albert folgte. Nach ungefähr zehn Minuten blieb Albert an einem baufälligen Haus stehen. Auffallend vergewisserte er sich, dass ihn niemand beobachtete, dann zwängte er sich durch den schmalen Spalt einer mit Brettern zugenagelten Tür. Vermutlich hatte Albert diesen Spalt selbst geschaffen. Marcus hörte nur noch seinen heftigen Herzschlag. Nicole war bestimmt ganz in der Nähe. Jeder noch so winzige Zweifel verblasste. Jetzt kam es auf den richtigen M o ment an. Er wollte abwarten, bis Albert sich in Sicherheit wiegte, de n noch musste Marcus ihm schnell genug nachgehen, um nicht seine Spur zu verlieren.
    Wachsam zwängte sich Marcus durch den Spalt, den kurz vorher Albert passiert hatte. In der Ruine roch es modrig, gleichzeitig aber auch staubig. Einige Fenster waren zugemauert, andere

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