Drachenseele (German Edition)
Stimmbänder, die hätten seinem Feuer nicht standhalten können. Fieberhaft grübelte er nach einer Möglichkeit sich Nicole gegenüber zu äußern. Sie sollte sich vor ihm nicht fürchten.
„Ich möchte dir helfen. Vielleicht tut es auch ein bisschen weh.“ Nicole ging um den linken Flügel herum, kam dicht an ihn heran. Er spürte ihre Hand um die Wunde, die seine Verletzung abtastete. Das schmerzte. Heißer Rauch entwich aus se i nen Nasenlöchern, er presste sein Maul fest zu, sonst wäre es für Sven ziemlich feurig geworden.
„Entschuldige!“ Sie nahm ihre Hände zurück. „Hör zu Sven“, sie ging auf ihren Bruder zu. „Das Messer scheint im Knochen zu stecken. Ich brauche meine Verbandssachen von zu Hause.“
„Pah!“ Sven lachte. „Glaubst du vielleicht, ich lasse dich mit dem Monster allein?“
„Er ist kein Monster! Er ist ein Drache!“ Sie streckte ihre Schultern. „Wasser brauche ich auch, zwei oder drei Flaschen.“
Sven schüttelte den Kopf. „Du bist völlig übergeschnappt!“
„Ja, vielleicht. Beeile dich, bitte.“ Sie ließ Sven einfach stehen, kehrte an Narvalvars Seite zurück. Sven bewegte sich kein Stück von der Stelle. Allein der Gedanke an einen Schluck Wasser fühlte sich gut, vor allem hoffnungsvoll an. Das sture Verhalten von Sven ärgerte ihn. Er pustete vorsichtig, nur kurz seinen Atem Richtung Flur, heißer Rauch kam heraus.
„Ah!“ Sven wich weiter in den Flur. „Hast du das gesehen?“
„Es ist eben seine Art bitte zu sagen.“ Sie warf Narvalvar einen Blick zu, schmunzelte dabei. Schließlich bewegte sich Sven auf den Ausgang zu. Nicole hockte sich vor Narvalvar auf den Boden und schaute ihm in die Augen. „Jetzt weiß ich endlich, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich verstehe nur nicht, wie das funktioniert, warum du nicht in deiner Menschengestalt sein kannst. Es wäre dann einfacher dir zu helfen.“
Ihre Hand fuhr über sein schuppiges Gesicht. Seine erste Berührung als Drache. Dies war unvergleichlich. Sämtliche Nerven, sämtliche Schuppen seines Körpers schienen daran teilz u haben. Möge dieser Moment hundert Jahre andauern.
„Und ich habe dir nicht glauben wollen.“ Sie lachte kurz, „Von wegen Alien und Glubschaugen.“ Sie beugte sich vor, küsste seine Stirn. Was für ein Kaleidoskop der Gefühle. Sie legte beide Hände in sein Gesicht. „Ich kann es kaum glauben und doch kommt es mir so vor, als habe ich es die ganze Zeit über geahnt.“
Narvalvar fühlte sich viel besser. Ihre Liebkosung schien seine Schmerzen zu lindern. Er schloss die Augen, um ihre Berührung zu genießen. Doch da riss sie ihre Hände aus seinem G e sicht. „Hey! Nicht schlapp machen!“
Sie sorgte sich um ihn, was für ein erhebendes Gefühl. Ja, das hatte Nicole vom ersten Tag an getan, sich um ihn gesorgt. Er sah sie an und hoffte mit seinen Drachenaugen sie anlächeln zu können.
„Ich werde das Messer herausziehen müssen. Es wird wehtun.“ Ihr Blick schien auf den Grund seiner Seele zu dringen. „Du wirst dein Feuer nicht gegen mich richten, oder?“
Wie konnte sie nur so etwas von ihm denken? Er hob seinen Kopf, seine Nackenmuskeln links schmerzten sehr, trotzdem versuchte er ein Kopfschütteln. Sie sollte sich sicher fühlen, sie musste ihm vertrauen können. Er hörte sich vor Schmerz schnaufen, als er seinen Kopf an ihre Wange schmiegte. Dann legte er den Kopf wieder ab, seine Beschwerden ließen augenblicklich nach.
„Oh, Marcus! Wie konnte ich nur zweifeln?“ Sie drückte ihre Wange an seinen Hals. Seine Schwanzspitze wippte schon die ganze Zeit auf und ab, nun krabbelte sie Nicoles Rücken entlang. Tief einatmend schreckte sie hörbar auf, machte einen Satz zur Seite.
Na wunderbar!
Er sah sich nicht in der Lage, sich für sein Verhalten zu entschuldigen, viel schlimmer, er besaß keine wirklich Kontrolle über di e sen eigensinnigen Körperteil.
„Marcus!“ Mit großen Augen schaute sie ihn an. Steif wie ein Stock stand die Schwanzspitze neben seinem zusammengefalteten Flügel aufrecht in der Luft.
„Das ist“, sie schluckte, „sehr gewöhnungsbedürftig.“
Narvalvar bemühte sich um den unschuldigsten Augenausdruck der Welt.
Sven kehrte mit einem Verbandskasten sowie einer Stofftasche zurück. „Ich halte uns für vollkommen übergeschnappt.“
Nicole reagierte nicht auf seine Aussage. Sie nahm Mull und zwei braune Glasflaschen in die Hand. „Gib ihm Wasser“, sagte sie leise, dabei klang sie
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