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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Ziegenbalg lässig über seine Schultern drapiert hatte. Yoyo griff nach dem Sack, in dem es heftig zappelte, und drückte die Pforte vollends auf. Sie knarrte und quietschte in den Angeln, offenbar war dieser Ausgang seit Ewigkeiten nicht benutzt worden.
    Der Falke schrie dreimal.
    »Sie passt noch immer gut auf!«, meinte Perk anerkennend.
    Inna lehnte sich beruhigt zurück an die Mauersteine, als sie die Freunde am Schritt erkannte und spürte, dass sie es nicht sonderlich eilig hatten. Sie wurden also nicht verfolgt.
    »Wir haben dir etwas mitgebracht!« Yoyo ließ den Sack in Innas Schoß gleiten. Das Tier im Inneren des groben Stoffes zappelte empört.
    »Eine Taube?« Innas Augen blitzten auf. Yoyo war immer wieder fasziniert davon, dass die Augen des Mädchens zwar nichts sehen, aber ihre Seele widerspiegeln konnten.
    »Also, es ist nicht direkt eine Taube, würde ich sagen!« Perk ließ den Wasserschlauch von seinen Schultern gleiten, nestelte den Verschluss auf und drückte sich einen Schwall Wasser in den Mund.
    »Ah, das tut gut! Blindfisch, mach’ dein kleines Schnäuzchen auf, es gibt Wasser!« Er steckte die Öffnung des Balges, dort, wo sich einst der Kopf der Ziege befunden hatte, zwischen Innas gehorsam geöffnete Lippen und ließ sachte Wasser  in ihren Mund laufen. Sie schluckte gierig, winkte schließlich ab. Perk reichte das Wasser an Yoyo weiter.
    »Keine Taube?« Inna wischte sich das an ihrem Mund vorbeigelaufene Wasser von Kinn und Hals, dann fühlte sie vorsichtig den Sack ab. Aus dem Sack drang ein empörtes Grummeln.
    »Stimmt, das ist kein Vogel! Was ist das für ein Tier?«
    »Keine Ahnung! Es sieht aus wie eine zu klein geratene Katze! Aber es hat Flügel! Tauben haben wir da drin nicht gefunden!« Perk deutete vage nach hinten.
    »Oh! Wenn es riesig groß wäre, würde ich sagen, es ist ein Greif! In der Anderswelt soll es solche Tiere geben, die Löwenköpfe und Tatzen haben, aber auf ihrem Rücken mächtige Flügel!«
    »Wenn das Ding aus der Anderswelt stammt und dort riesig groß ist, dann ist es bei uns hier aber mächtig geschrumpelt!« Perk stupste mit dem Finger auf den Sack und der Insasse desselben fauchte böse. »Wir sollten uns ein ruhiges Plätzchen suchen, um dieses Vieh genauer anzusehen!«
    »Das ist das erste vernünftige Wort, das du heute von dir gibst, Perk!« Yoyo hatte getrunken und gab den Wasserschlauch an den Freund zurück. Er nahm Inna das merkwürdige Tier ab und half ihr auf. Die drei jungen Diebe verschwanden beinahe lautlos samt ihrer Beute im Schatten des kleinen Wäldchens.
     
    »Scht! Ganz ruhig!« Inna hielt das pelzige Wesen mit beiden Händen fest. Es war höchstens so groß wie eine fette Ratte, die Flügel, die aus seinem Rücken ragten, schienen ausgestreckt sehr eindrucksvoll zu sein und bestanden aus langen filigranen Knochen mit flaumbedeckten Flughäuten. Jetzt ruhten sie zusammengefaltet unter Innas Händen. Das Tier hatte mit seinen Beinchen gestrampelt und Inna einige feine blutige Kratzer mit seinen Krallen verpasst, aber es war ihm nicht gelungen, das Mädchen zu beißen. Jetzt hatte es den Widerstand aufgegeben und zuckte nur ab und zu mit dem dicken Haarbüschel am Ende seines langen Schwanzes oder wackelte mit den spitzen Ohren. Es hatte tatsächlich eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Katze, aber niedlich war es wirklich nicht zu nennen.
    »Die Hülse sitzt jetzt fest! Willst du es fliegen lassen?« Yoyo hatte aus Stoffstreifen, die er aus dem Sack gerissen hatte, eine Art kleines Geschirr gebastelt, mit dem er die Nachrichtenhülse an dem Greifen befestigt hatte. Das Behältnis hing jetzt am Hals des Tieres, das damit überhaupt nicht einverstanden schien und fortwährend den Kopf schüttelte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, was wir hier machen!« Inna seufzte leise. »Wer weiß, ob dieses Tier überhaupt zu den Herren Kana-Tu und Kajim fliegt!«
    »Sicher oder nicht, mehr können wir nicht tun, Inna!« Yoyo strich ihr sacht über den Arm. »Lass’ es aufsteigen, und dann kehren wir in die Stadt zurück!«
    »Aber unsere Belohnung bekommen wir auch, wenn das Vieh nirgends ankommt, oder?« Perk starrte grimmig in den zu einem anhaltenden Fauchen aufgerissenen Rachen des Greifen. Inna lächelte verhalten und löste den Griff um das Tier. Augenblicklich entfaltete es seine Flügel und sprang mit allen vier Pfoten kerzengerade in die Luft. Erschrocken stolperte Perk nach hinten und setzte sich auf seinen

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