Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
Vom Netzwerk:
Jetzt, wo meine Augen immer schwächer werden, stolpere ich oft, gestern bin ich sogar gegen die Säule neben dem Springbrunnen gelaufen! Inna sieht gar nichts und bewegt sich so sicher, als hätte sie alle Sinne bei sich!«
    »Das hier ist ihre Welt, Nadana! Inna kennt hier jeden Stein, und sie weiß gar nicht, wie es ist, sich mit dem Augenlicht zu orientieren!«, meinte Waja milde. »Aber du hast recht, das Mädchen hat eine besondere Aura. Ich spürte es gleich, als sie uns damals auf dem Markt anbettelte, während ihre Freunde versuchten, uns zu bestehlen!«
    Nadana lachte leise: »Ja, das ist gründlich schiefgegangen für die kleinen Diebe!  Keine Beute, dafür wurde ihre Freundin entführt!«
    »Nun, eine Entführung würde ich das nicht gleich nennen!«
    »Inna sieht das vielleicht ein wenig anders! Wie hat sie gezappelt und gebrüllt, als Ihr dem Wachmann befohlen habt, die Kleine in Avids Palast zu bringen! Und das Theater erst, als wir sie zum erstenmal badeten! Ich war pitschenass!«
    Während Nadana und Waja in Erinnerungen schwelgten, verschwand Inna aus ihrem Blickfeld. Es war, als hätte die Gasse das Kind einfach verschluckt.
     
    Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Inna wieder aus dem Schatten der engen Fleischhauergasse auftauchte. Schwärme von Fliegen machten die Pferde nervös und summten lästig um die Köpfe der Menschen. Offenbar nahmen es einige der hier ansässigen Fleischer nicht ganz so genau mit der Sauberkeit und boten mit Schlachtabfällen den Fliegen eine ideale Kinderstube.
    Inna wurde flankiert von zwei halbwüchsigen Burschen. Man musste nicht in ihre hageren und blassen Gesichter mit den erstaunlich wachen Augen sehen, um zu erkennen, dass sie nicht auf der Sonnenseite der Sultansstadt lebten. Die zerschlissenen Kleider und die schmutzigen bloßen Füße der Jungen sprachen Bände. Yoyo und Perk hielten Innas Hände fest, und es war dem Trio nicht anzusehen, wer hier wen an der Hand zu der Kalesche führte.
    »Ist das die Schwester des Sultans? Hat sie unsere Belohnung dabei? Goldstücke will ich sehen, nicht nur ein paar Kupferhälflinge!«, sagte einer der Jungen gerade unverblümt zu Inna, obwohl ihm klar sein musste, dass Waja seine Worte hören konnte. Ein amüsiertes Grinsen zuckte in Innas Mundwinkeln. Sie wandte ihr Gesicht Waja zu. Es war mysteriös, woher sie wusste, wo die Frau gerade stand.
    »Hohe Frau, verzeiht Perk die lose Rede! Er weiß nicht, wie er sich Herrschaften gegenüber zu benehmen hat!«, sagte sie artig und knickste vor Waja. Da sie die Jungen noch immer fest an der Hand hielt, zog sie sie ein kleines Stück mit nach unten. Das sah aus wie eine mächtig schiefe Verbeugung.
    »Du musst Perk sein!« Waja trat auf den vorlauten Burschen zu und musterte ihn scharf. »Ich muss dich enttäuschen, ich werde euch kein Gold geben für die Hilfe, die Ihr Inna und damit der zu Unrecht verurteilten jungen Frau angedeihen ließt! Ihr würdet die Münzen innerhalb weniger Tage auf den Kopf hauen, danach wieder von Bettelei und Diebstahl leben und irgendwann im Käfig des Basilisken enden!«
    Perk blickte trotzig zu Boden, Yoyo hingegen schaute der alten Frau abwartend ins Gesicht.
    »Ihr wollt uns unseren Lohn vorenthalten, Hohe Frau?«, fragte er distanziert höflich.
    »Yoyo, nicht wahr? Nein, ich weiß, was ich euch schuldig bin! Allerdings wird eure Belohnung anders ausfallen, als ihr beide euch das vorgestellt habt! Du träumst davon, hinaus auf das Ewige Meer zu fahren?«
    »Nicht nur er!«, murmelte Perk bissig.
    »Morgen früh bei Sonnenaufgang wird diese Kalesche genau hier auf euch warten. Auf den Sitzen wird ordentliche Kleidung und Schuhwerk für euch bereitliegen. Der Kutscher hat Befehl, bis zum Mittag auszuharren, seid ihr bis dahin nicht in den Wagen gestiegen, verfällt eure Entlohnung!«
    Waja wartete einen Moment, um sicher zu gehen, dass die jungen Diebe ihre Worte auch richtig verstanden. Erst als sich auf Perks Gesicht eine Art Verwirrung zeigte und Yoyos interessiert den Kopf neigte, fuhr sie fort: »Dich, Perk, wird der Fuhrmann in ein kleines Fischerdorf an der Südküste bringen. Ich habe deine Schwester Allara dort ausfindig gemacht. Der Fischer, den sie heiraten musste, hat keine Söhne. Er wird dich an Sohnes Statt annehmen und dir alles beibringen, was er über die See und den Fischfang weiß.«
    »Ich soll arbeiten? Stinkige Fische fangen?« Perk wirkte entsetzt.
    »Du wirst hart arbeiten!«, mischte sich Inna zu Wajas Erstaunen

Weitere Kostenlose Bücher