Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
Vom Netzwerk:
drückte Wasser aus Janicas Haar und lachte leise auf.
    »Wir hier im Tal sind alle irgendwie miteinander verwandt! Wenn du es so sehen willst, bin ich eine ganz entfernte Tante von Kana-Tu. Eine meine Urahninnen soll eine Schwester von seiner Mutter Lilita gewesen sein! So, dein Haar können wir jetzt ausspülen! Ich gehe jetzt den anderen Schmutzfink noch holen!«
    Verwundert sah Janica der Frau nach, die sich im Gehen die nassen Hände am Rock abwischte. Ein anderer Schmutzfink? Was oder wen meinte Tirina damit?«
     
    Kopfschüttelnd stand Tirina nur wenig später vor dem kalten Kamin in der Halle des Hauses. Auf dem zottigen Fell eines Höhlenbären lag leise schnarchend Kana-Tu, beide Arme um den alten Hütehund geschlungen, den Tirina mit ins Haus gebracht hatte. Der Hund sah mit großen Augen auf zu ihr und winselte leise.
    »Was ist? Gefällt dir dein Schlafgenosse nicht?« Sie tätschelte dem Tier sanft den Kopf. Kana-Tu rüttelte sie jedoch recht heftig.
    »Wenn du dich nicht an meinem Branntweinvorrat zu schaffen gemacht hättest, würde es dir besser gehen!«, schimpfte sie, als Kana-Tu aufstöhnte und sich mit beiden Händen an den Kopf fasste. Der Hund nutzte die Gelegenheit, sich davonzuschleichen.
    »Autsch!«, krächzte Kana-Tu und versuchte, die Augen zu öffnen. Es gelang ihm nicht gleich, und er hielt sich auch sofort die Hände wieder vor das Gesicht, weil er sich von dem hellen Tageslicht, das durch die Fenster hereinfiel, geblendet fühlte.
    »Los, hoch mit dir! Jetzt bist du nicht nur schmutzig, sondern hast dir bestimmt auch von dem Hund einige Flöhe eingefangen! Du gehst jetzt baden!«, befahl Tirina und scheuchte Kana-Tu erbarmungslos hoch. »Du darfst nicht glauben, dass wir uns seit dem frühen Morgen für die Katz’ mit dem Badewasser abgequält haben! Moment! Das Tuch bleibt hier! Schlimm genug, dass ich es jetzt schon wieder waschen muss!« Mit einem Ruck riss Tirina das Schultertuch, das Kana-Tu als Lendenschurz missbraucht hatte, von seinen Hüften.
    »Was soll das? Ich kann doch nicht nackt vor dir herumlaufen!«, protestierte er und drehte sich schamhaft um.
    Tirina stieß ein belustigtes Schnauben aus.
    »Du wirst es nicht glauben, mein Junge, ich habe so etwas, wie es zwischen deinen Beinen baumelt, schon einmal gesehen! Und jetzt ab in den Badezuber!« Sie ließ ihre flache Hand auf das feste, wohlgestaltete Hinterteil des Mannes klatschen. Kana-Tu zog es daraufhin vor, in Richtung der Badekammer zu flüchten.  
     
    Das heiße Wasser hatte den Raum in eine Nebelstube verwandelt. Kana-Tu hielt sich mit einer Hand noch immer den Kopf, in dem ein Hammerwerk den Betrieb aufgenommen zu haben schien. Mit der anderen Hand tastete er nach dem Rand des Zubers und schwang sich hinein.
    Er erstarrte augenblicklich, als ihm ein erschrockener Schrei wie ein spitzer Dolch ins Hirn fuhr. Janica starrte ihn durch kleine Dampfwölkchen hindurch entgeistert an.
    »Was machst du hier? Geh’ raus! Das ist mein Badewasser!«
    Er streckte provokatorisch die Beine aus. Sein Fuß traf auf etwas Weiches. Daraus, wie sie ihre Augen aufriss und scharf die Luft einsog, schlussfolgerte er, dass er soeben seine Fußsohle gegen ihre Scham presste. Es fühlte sich gut an. Er ließ den Fuß dort, wo er war und wackelte ein wenig mit den Zehen. Janicas überraschtes Gesicht amüsierte ihn.
    »Das ist eine Wanne für zwei! Du wirst schon damit vorlieb nehmen müssen, dass ich es mir hier bei dir bequem mache! Oder glaubst du, die Frauen kommen noch einmal und schleppen Wasser?«, sagte er harscher als beabsichtigt.
    »Warum nicht?« Sie strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und starrte Kana-Tu mit einem Hauch Arroganz an. »Dafür gibt es schließlich Dienerinnen!«
    Er kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Ein Gezänk mit einer Frau fehlte ihm noch bei diesen Kopfschmerzen!
    »Weil es eben keine Dienerinnen sind!«, erwiderte er matt. »Sie machen das freiwillig, weil wir dafür sorgen, dass es ihnen in dieser abgeschiedenen Gegend an nichts mangelt. Falls es dir eher einleuchtet: Onkel Kajim und ich, wir bringen Ware hier ins Tal, und die Leute zahlen nicht mit Geld, sondern mit Zeit. Zeit, die sie aufbringen, falls am Haus meiner Eltern etwas repariert werden muss, oder weil eine verwöhnte Prinzessin ein Bad nehmen will!«
    Janica schnappte ein bisschen nach Luft, sagte dann aber nichts. Sie sah ihn einfach nur an, eine ganze Weile lang. Kana-Tu lehnte sich aufatmend

Weitere Kostenlose Bücher