Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)
spürte den jungen Tag anbrechen. Vorsichtig löste er sich von Janica, um die junge Frau nicht zu wecken. Sein Blick glitt über ihren anmutigen Körper, und in seinen Leisten regte sich wieder die Lust. Bedauernd wandte er sich ab und zog eines der zerwühlten Seidenlaken über die Schlafende. Noch nie war es ihm schwergefallen, nach Nurripur zu reiten und an Bord zu gehen. Im Gegenteil, er hatte immer dem Tag der Abreise entgegengelechzt. Allerdings hatte er bislang auch noch nie eine solche Nacht erlebt. Dieses entzückende Weib in seinem Bett verleidete ihm die Freude an der bevorstehenden Reise. Viel lieber hätte sich Avid jetzt wieder zu ihr gelegt, sie in seine Arme geschlossen und erneut von ihrem Nektar gekostet. Ausnahmsweise war sein Verstand gleicher Meinung wie sein kleiner Freund zwischen seinen Beinen.
Leise schlüpfte er in seine Hose, wobei ihm seine Erektion reichlich hinderlich war. Noch einmal sah er zurück zu Janica. Sie schlief friedlich, die Lippen leicht geöffnet, das Haar wie einen Fächer aus purem Gold über die Kissen gebreitet. Unter dem dünnen Tuch, das der Prinz über sie gebreitet hatte, hoben sich die weichen Hügel ihrer Brüste deutlich ab. Avid nahm dieses Bild in sich auf, als müsste er es für die Ewigkeit bewahren.
21.Kapitel: Der Held erwacht
Nadif erwachte von einem bedrohlichen Geräusch. Es klang, als würde knapp neben seinem Ohr etwas abgerissen und zerkaut. War der Drache zurück und machte sich jetzt an Gerun zu schaffen, nachdem er schon die Prinzessin verschlungen hatte? Mühsam gelang es dem angeschlagenen Krieger, seine Lider zu heben. Ein rasender Kopfschmerz übertünchte das Pochen in seiner Wange. Er blickte geradewegs auf den Kopf eines der Pferde, das genüsslich knapp eine Armlänge von ihm entfernt Gras rupfte. In dem großen sanften Auge mit den langen Wimpern, das ihm zugewandt war, spiegelte sich sein eigenes Abbild. Vorsichtig tastete er nach seinem Kopf. Tatsächlich, er trug einen Verband über der vom Drachenfeuer verbrannten Wange. Nadif konnte sich nicht erinnern, dass ihm ein solcher angelegt worden war.
Er biss die Zähne zusammen und stützte sich auf. Neben ihm lag zusammengerollt wie ein Kätzchen Gerun. Sie schnarchte sogar ein bisschen, so fest schlief sie. Traurig betrachtete Nadif das blasse Gesicht der jungen Frau. Sie hatte ein besseres Schicksal verdient, als an seiner Seite ins Ungewisse einer tödlichen Wüste zu reisen. Vielleicht konnte er sie überzeugen, am Rande der Mittelwüste bei den Hirten des Steppenlandes zurückzubleiben. Das harte Leben im Schatten der wandernden Herden war immer noch besser als ein qualvolles Sterben inmitten glutheißer Geröllfelder.
Nadif brauchte lange, um auf die Beine zu kommen. Zu dem Kopfschmerz gesellte sich ein irritierendes Schwindelgefühl, das ihn mehrmals dazu zwang, sich wieder auf den Boden zu setzen. Endlich, nach unzähligen Versuchen, gelang es ihm, auf seinen Beinen zu stehen. Der Schwindel blieb, die in milchiges Morgenlicht getauchte Landschaft schaukelte und schwankte vor seinen Augen. Nadif taumelte auf das Pferd zu, hielt sich am Sattel fest und übergab sich. Er spuckte nur grünen Gallensaft aus, obwohl ihm die heftigen Krämpfe vorgaukelten, er hätte sogar seinen Magen hervorgewürgt und in das vom Tau benetzte Gras gespien.
»Oh, Nadif! Warum bleibst du nicht liegen?« Gerun fuhr panisch auf und eilte zu ihm. Besorgt legte sie ihm die Hände auf die Schultern und spürte nur die Kälte des Kettenhemdes unter ihren Fingern.
»Komm’, Liebster, wir wollen dir dieses verdammte Ding ausziehen!«, sagte sie leise.
»Es freut mich, dass du mich schon wieder ausziehen willst!« Er versuchte sich an einem Lächeln und stieß ein Keuchen aus, weil ihn der Schmerz in der malträtierten Wange wie mit tausend Nadeln durchfuhr. So ließ er es zu, dass sich Gerun seinen Arm stützend über ihre Schultern zog und ihn zu der Decke zurückgeleitete. Sie bestand darauf, dass er sich niedersetzte und begann, die Fetzen des Waffenrocks von seinem Körper zu zerren. Der versengte Stoff gab rasch nach, aber der Klang von reißendem Stoff dröhnte wie das Kreischen rostiger Sägen in Eisenholzbäumen in seinem Hirn. Stöhnend schloss Nadif die Augen.
»Habe ich dir weh getan?« Erschrocken berührte Gerun seine Hand.
»Es geht schon!«, murmelte er.
»Es geht nicht!«, Gerun griff nach dem zum Teebehältnis umfunktionierten Weinschlauch. »Du musst von diesem Tee trinken,
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