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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Wurst, von der sie dünne Scheiben absäbelte und dem Getreidebrei beifügte, der langsam in dem Topf über dem Feuer aufquoll. Bis in die Mittagsstunde konnte sie Nadif mit dem Hinweis auf den köchelnden Imbiss noch hinhalten. Doch nach dem Essen hielt den verstoßenen Krieger nichts mehr auf. Ächzend stieg er aufs Pferd und ignorierte Geruns besorgte Blicke.

22.Kapitel: Verschwörung
     
    Vor dem Diwan Anadids kniete ein spärlich bekleidetes Mädchen und massierte dem Sohn des Sultans die nackten Füße. Eine weitere blutjunge Frau hockte neben ihm und fütterte ihn auf seinen Wink mit einzelnen Weintrauben oder reichte ihm den Pokal mit dem vergorenen Maulbeersaft. Trotzdem langweilte sich der Prinz maßlos.
    »Es hat schon seit Wochen keine einzige Hinrichtung mehr gegeben! Der Basilisk frisst zentnerweise gute Früchte und hat nichts zu tun! Wir sollten das Vieh abschaffen! Ein scharfes Schwert tut bei einem Mörder oder Dieb genauso seinen Dienst!«, beklagte sich Anadid bei seinem persönlichen Ratgeber und Mentor Inarad Gur Radem, der über einen Folianten gebeugt in einem hohen Lehnstuhl neben ihm saß. Der alte Wesir sah auf und strich sich bedächtig über seinen langen grauen Bart.
    »Es zeugt von der Weisheit unseres geliebten Sultans, dass die Verbrechen im Wasserland nicht um sich greifen! Seit wir alle kleinen Verfehlungen konsequent durch öffentliche Auspeitschung mit anschließendem Rundgang durch den Park mit den versteinerten Sündern bestrafen, überlegen sich die Frevler genauer, ob sie als Statue enden wollen!«
    »Pah!«, machte Anadid verächtlich und spuckte eine angekaute Traube ins Gesicht der Sklavin. Gespannt wartete er, ob sie sich traute, seinen Speichel von ihrer Wange zu wischen. Sie wagte es nicht. Enttäuscht wandte er sich dem Diener zu, der inzwischen den Raum betreten hatte und nun vor ihm bäuchlings auf den Teppichen lag.
    »Du darfst dich erheben!«, sagte Anadid generös zu dem Mann, der sich zaghaft aufrichtete. »Was willst du?«
    »Herr, ein Seemann und ein verschleiertes Frauenzimmer wünschen Euch zu sprechen!«
    »So? Haben sie gesagt, aus welchem driftigen Grund sie meine Ruhe stören wollen?« Anadid stieß mit den Füßen nach dem Mädchen, das gerade noch sanft seine Fußsohlen geknetet hatte und setzte sich auf.
    Der Diener nickte verstört. »Der Seemann will Euch mitteilen, dass die Äpfel geliefert wurden und das Weib beharrt darauf, Euch ein Wäschestück zu zeigen. Soll ich die Störenfriede aus dem Palast jagen lassen?«
    »Nicht doch!« Anadids Gesicht wurde von einem verschlagenen Lächeln erfüllt. »Als zukünftiger Sultan muss ich mich intensiv mit den Sorgen meiner Untertanen beschäftigen, nicht wahr, weiser Inarad?«
    Der Wesir nickte knapp.
    »Aber die armen Leute könnten sich genieren, vor einem hohen Gelehrten ihre schlichten Anliegen vorzubringen! Würdet Ihr mich deshalb bei dieser Audienz allein lassen, Ehrwürdiger Ratgeber?«
    »Das ist nicht üblich, mein Prinz! Ihr könntet vielleicht Rat und Hilfe gebrauchen!«
    »Mag sein. Heute nicht!«, entgegnete Anadid schroff und starrte den Alten mürrisch an.
    Auf Inarads hoher Stirn erschien eine steile Falte, er klappte sein Buch zu und erhob sich. Mit einer knappen Verbeugung schlurfte der alte Mann aus dem Raum.
    »Ihr auch! Verschwindet, ihr Weiber!« Der Prinz wedelte mit der Hand, als würde er lästige Fliegen verscheuchen, und die beiden Frauen huschten mit gesenkten Köpfen davon.
    »Und jetzt«, sagte Anadid zu dem Dienstboten, »schickst du mir zuerst den Seemann herein! Hurtig!«
    Der Bursche hatte Mühe, nicht allzu erleichtert zu wirken, als er sich anschickte, den Befehl auszuführen.
    Wenig später fiel der erste Besucher schwerfällig vor dem Prinzen auf die Knie. Der Mann war feist, trug aber die übliche praktische Tracht der Seeleute – schmale Hosen, die in hohen Stiefeln steckten, und eine vom Gürtel geraffte Tunika. Sein Schädel war so glatt geschoren wie sein ganzes Gesicht, aus dem kleine dunkle Augen über den aufgedunsenen Wangen hervorblitzten. Seine Züge erinnerten Anadid an ein Schwein. Das passte hervorragend zu dem Charakter dieses Seemannes!
    »Hoher Herr! Das Fass mit den Äpfeln wurde von mir wie vereinbart auf das Schiff Eures Bruders gebracht! Die Brigantine wird heute mit der Abendflut auslaufen!«, nuschelte er.
    »Sehr schön! Sind sie gut, die Äpfel?«
    »Ausgezeichnete Ware! Euer Bruder wird vor Freude explodieren!«
    Anadid rieb sich die

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