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Drachenspiele - Roman

Titel: Drachenspiele - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blessing <Deutschland>
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Frage.
    Â»Vermutlich.«
    Â»M-m-meint ihr, sie haben es selber nicht gemerkt?«
    Â»Kann ich mir nicht vorstellen bei den großen Mengen.«
    Â»W-w-warum hat uns dann keiner gewarnt? Warum hat man uns einfach weiter angeln lassen?«
    Sein Stottern, sein fragender, ungläubiger Blick, sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen drückten. Er sah so verzweifelt aus wie an dem Tag, an dem Mama ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Klein, in sich zusammengefallen, ein Männlein, wehrlos wie ein Kind kam er ihr vor. Es tat Yin-Yin weh, ihren Vater in diesem Zustand zu sehen.
    Â»Weißt du, wer im Dorf in den vergangenen Monaten noch erkrankt ist?«, fragte sie.
    Er schaute sie überrascht an. »N-n-nein. Seit es Mama so schlecht geht, bin ich ja kaum noch draußen. Besuch bekommen wir selten. Wenn ihr darüber etwas erfahren wollt, müsst ihr von Haus zu Haus gehen. Fangt bei den Zhangs an, deren Tochter habe ich mehrmals am See gesehen. Die Jiangs auch. Und die Guos. Von ihnen hat Mama häufiger erzählt.«
    Yin-Yin überlegte, ob es besser wäre, allein loszugehen, ein Westler an ihrer Seite könnte Misstrauen erregen und die Nachbarn noch schweigsamer machen, als sie es ohnehin schon waren. Sie wollte bei den Zhangs ohne Paul beginnen und sehen, wie weit sie käme; mit Feng, der Tochter, hatte sie früher oft gespielt, doch nach der Schule hatten sie sich aus den Augen verloren.
    Die Zhangs wohnten im hinteren, etwas belebteren Teil des Dorfes, in dem Yin-Yin seit Jahren nicht mehr gewesen war. Dort standen wie früher vor manchen Türen Holzbänke,
an einigen Häusern hingen rote Lampions, an anderen Wäscheleinen voller ausgewaschener Hemden und Hosen. Dazwischen suchten Hühner im Sand nach Körnern. An einer Ecke hockte ein Mann und pustete pausenlos in einen Haufen glühender Kohlen, auf denen ein Blech mit Süßkartoffeln lag. Als er sie kommen hörte, blickte er auf, sein linkes Auge war milchig weiß, in dem anderen fehlte die Pupille, das Augenlid hing schlaff herunter wie ein Fetzen Stoff. Yin-Yin ging das Bild mit den Tierkadavern am See, von denen Paul erzählt hatte, durch den Kopf, und sie musste an die toten Katzen denken. Sie kam an den kleinen Platz mit dem ausgetrockneten Brunnen in der Mitte; im Schatten einer Mauer saßen vier alte Männer und Frauen, die sie nicht kannte und die ihre Schritte verfolgten. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass zwei von ihnen mit erstarrten Mienen an ihr vorbeischauten. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas wahrnahmen. Ihre Hände zitterten. Niemand erwiderte ihren Gruß. Sie wiederholte ihr »Ni hao«, sie blieben bei ihrem Schweigen.
    Das Dorf, in dem sie einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend verbracht hatte, wurde ihr von Minute zu Minute unheimlicher. Yin-Yin war erleichtert, als sie endlich Frau Zhang fand, die sie sofort erkannte.
    Â»Yin-Yin! Hast du schon gegessen? Komm rein. Setz dich. Wie geht es dir?«
    Sie war eine kleine, rundliche Frau mit roten Wangen, die für die Kinder des Dorfes immer Zeit und ein Lächeln übrig gehabt hatte. Frau Zhang bot ihr einen Stuhl an, und sie setzten sich an den Küchentisch. Nach und nach kamen die Erinnerungen zurück. An die kalten und feuchten Winternachmittage, die sie hier in Decken gehüllt vor dem Ofen verbracht hatten. An die köstlichen Pfannkuchen, die Frau
Zhang zubereitete, an den seltenen Duft gerösteter Maronen.
    Â»Wie geht es deiner Mama?«, wollte Frau Zhang wissen. Sie stellte einen Teller voller Kekse, eine Thermoskanne mit Tee und zwei Becher auf den Tisch.
    Â»Nicht gut.«
    Â»Ich habe gehört, was passiert ist, es tut mir furchtbar leid.«
    Yin-Yin probierte einen Keks, er war alt und trocken und schmeckte so staubig wie die gerösteten Seidenraupen, die ihr Vater manchmal servierte. »Sind denn bei euch wenigstens alle gesund?«
    Â»Mir geht es gut. Meinem Mann auch.«
    Â»Und Feng?«, fragte Yin-Yin mit Erleichterung in der Stimme. Vielleicht handelte es sich ja doch um Zufälle, und Paul irrte sich mit seinem Verdacht.
    Frau Zhang seufzte. »Um Feng machen wir uns Sorgen.«
    Â»Warum? Wo lebt sie jetzt?«
    Â»Bis kurz vor der Geburt ihres Sohnes hat sie bei uns gewohnt. Jetzt ist sie bei ihrem Mann in der Provinz Guangdong.«
    Â»Ich wusste gar nicht, dass sie ein Kind hat«, sagte Yin-Yin überrascht. »Wer kümmert

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