Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
maurischer Poeten.«
    » Es hat wohl auch an der Zeit gefehlt, Meister Albrecht«, erwiderte sie taktvoll.
    » Ja, die Zeit, die Zeit. Sie rast davon, aber das ist keine Entschuldigung für meine Unhöflichkeit – wie ist Euer Befinden, Comtesse?«
    Mila erwiderte, dass es ihr gut ging, woraufhin er ihr plötzlich gratulierte, weil sie doch nun eine Ritterschwester des Ordens geworden sei, und dann musste sie ihm wenigstens kurz berichten, wie sich das zugetragen hatte.
    » Der Drache hat auf dem Wahlrecht bestanden? Erstaunlich, wirklich erstaunlich, da sich diese edlen Wesen doch sonst wenig darum kümmern, wer gerade auf ihrem Rücken sitzt«, murmelte der Alchemist schließlich und wollte dann wissen, ob Mila eine Ahnung hatte, warum Nabu gerade sie und keinen der Knappen erwählt hatte. Sie behauptete, das nicht zu wissen, und fragte nun ihrerseits, auch um das Thema zu wechseln, nach dem Befinden des Alchemisten, der ihr versicherte, sich besser zu fühlen, seit er das schrecklich enge Schiff habe verlassen können. » Dieses Land, Comtesse, und diese Stadt, sie sind wirklich erstaunlich. In gewisser Weise kann ich sagen, dass sie meine Erwartungen, und die waren nicht niedrig, sogar übertreffen.«
    » Ich finde diese Stadt, die doch zur Hälfte verlassen ist, eher befremdlich, Meister Albrecht.«
    » Wirklich? Ja, eigentlich darf mich das nicht wundern. So etwas haben ja weder Ihr noch ich je zuvor gesehen … oder gehört. Und diese verlassenen Festungen und Tempel – erstaunlich, nicht wahr?«
    » Weshalb habt Ihr eigentlich nach mir gefragt, Meister Albrecht?«, erkundigte sich Mila höflich, da ihr der stechende Geruch im Laboratorium allmählich zusetzte und sie es gerne wieder verlassen hätte.
    » Gefragt?« Der Gelehrte stutzte, dann schlug er sich vor die Stirn. » Verzeiht, ich war so erfreut, Euch zu sehen, dass ich meine Frage beinahe vergessen hätte. Fray Celso hat mir berichtet, dass Eure Sprachkenntnisse die seinigen – und sicher auch die meinigen – inzwischen weit übertreffen.«
    » Das ist sehr freundlich von Fray Celso«, erwiderte Mila.
    » Ja, aber ich hoffe, es ist auch die Wahrheit, denn seht, ihn habe ich schon gefragt, und er war sich bei einigen Worten doch unsicher. Wartet, ich habe es notiert … hier – Pachakuti.«
    Mila legte die Stirn in Falten. » Dieses Wort kenne ich nicht, wo habt Ihr es her?«
    » Einer der Gefangen hat es verwendet, der Priester, den man hier aus dem Tempel zerrte.«
    » In welchem Zusammenhang?«, fragte Mila.
    » Das weiß ich leider nicht genau, denn ich habe nicht selbst mit ihm gesprochen, aber Fray Celso hat sich das Wort notiert, und es schien wichtig zu sein. Wartet, ah, hier schreibt der Fray, dass der Indio Eure Landung in dieser Stadt so bezeichnet hat.«
    » Es scheint mir zusammengesetzt zu sein aus zwei Worten, die, wenn ich mich nicht irre, Veränderung und Welt heißen können, aber vielleicht haben sie zusammengesetzt eine andere Bedeutung, Meister Albrecht.«
    » Veränderung und Welt«, wiederholte der Alchemist nachdenklich. » Pacha – wie in Pachakamaq?«
    » Ah, dieses Wort haben wir öfter hier gehört, und ich habe inzwischen herausgefunden, dass es so viel wie Weltenschöpfer bedeutet, aber soweit ich weiß, verehren die Indios den Sonnengott Inti als Herrn der Welt.«
    Der Alchemist lachte leise. » Nun, vielleicht ist der, der die Welt schuf, nicht immer der, der sie auch beherrscht.«
    » Lasst das nicht Pater Valverde hören«, mahnte Mila etwas verstimmt, weil diese Bemerkung ihre religiösen Gefühle verletzte.
    » Nun, ich rede nicht von unserem Gott, Comtesse, sicher nicht, vor allem nicht, wenn einer unserer Heidenbekehrer in der Nähe ist.«
    » War das Eure einzige Frage, Meister Albrecht?«
    » Wie? Nein, ich habe hier noch zwei oder drei Worte notiert.« Bei den anderen Worten konnte Mila leichter helfen, und sie lächelte, als der Alchemist zuletzt nach der Bedeutung des Wortes Borla fragte.
    » Ihr seht sie vor Euch, denn ich trage sie. Nach allem, was wir erfahren haben, trägt auch der Herrscher dieses Volkes eine Art Stirnband als Zeichen seiner Würde. Aber ich bezweifle, dass er sie trägt, um seine blinden Augen zu schützen. Das hätte Fray Celso aber doch auch wissen müssen.«
    » Ja, er schreibt hier das Gleiche, ich habe mich jedoch gewundert, dass ein so mächtiger Fürst ein Stirnband statt einer goldenen Krone tragen soll, und der Fray, nun, gemessen an Euren erstaunlichen Fähigkeiten, ist

Weitere Kostenlose Bücher