Drachensturm
Fray Celso korrekt übersetzt. Sie hätte bei ihrem Drachen bleiben können.
» Er befiehlt?«, rief Don Hernando. » Sagt diesem Wilden, Fray, dass die Pizarros sich nicht von einem Eingeborenen …« Sein Bruder fiel ihm ins Wort: » Ihr werdet nichts dergleichen sagen, Fray Celso. Sagt dem Boten unseren Dank und fragt ihn … nein, sagt ihm nur unseren Dank. Wir werden in die Stadt gehen und später selbst einige Boten zu Atahualpa senden.«
Als der Bote wieder verschwunden war, lief Mila zurück zu Nabu. » Die Warterei hat ein Ende, wir ziehen in die Stadt.«
Nabu brummte zufrieden, weigerte sich aber wieder, Ruiz mitzunehmen, der wenig begeistert darüber war, weiter laufen zu müssen. Die Spanier nahmen ihre Waffen auf und machten sich marschbereit. Nach allem, was Mila gehört hatte, erforderte es gute Nerven, dicht unter den von Feinden besetzten Hügeln entlangzumarschieren.
» Warum wolltest du ihn nicht mitnehmen, Nabu? Es ist doch nicht mehr weit.«
» Weniger als zwei Leguas, Prinzessin, aber ich habe mit dir zu sprechen.«
Als sie in der Luft waren, fuhr der Drache fort. » Dieser Bote, ich habe ihn schon einmal gesehen.«
» Der, der eben bei uns war? Wo denn?«, fragte Mila überrascht.
» In Chan Chan, Prinzessin. Auf dem Dach des Tempels in unserer Festung.«
Mila musste einen Augenblick nachdenken. Dann sagte sie: » Wann hast du ihn dort gesehen, und wieso erzählst du mir erst jetzt davon?«
» Er kam auf das Dach geschlichen, am Tag, an dem du zum Ritter unseres Ordens wurdest. Er hat mich erst bemerkt, als ich ihn fast über den Haufen gerannt hatte, und war ganz erstarrt vor Angst.«
» Du hättest ihn melden müssen«, meinte Mila.
» Damit man ihn verhört und vielleicht sogar foltert? Er war unbewaffnet und schien mir harmlos. Es ist eigenartig, dass wir ihn hier wieder treffen, Prinzessin.«
» Vielleicht ist er nicht nur ein Bote, sondern eigentlich ein gefährlicher Spion. Er hat uns in Chan Chan ausgekundschaftet, und hier vielleicht wieder. Ich muss es melden, Nabu.«
» Wozu? Er hat nichts gesehen, was er nicht sehen durfte. Es würde nur Scherereien geben.«
» Für dich, Nabu, nicht für mich. Du hättest es eben gleich berichten sollen!«, rief Mila schlecht gelaunt. Immer wieder wurden ihr wichtige Dinge vorenthalten. Das machte sie ganz krank.
Nabu schwieg und schwenkte in eine weite Kurve ein. Sie verloren an Höhe. Vermutlich waren sie schon über der Stadt. Mila seufzte. » Na gut, behalten wir es eben für uns«, sagte sie. » Er kann ja kaum noch Schaden anrichten.«
» Ich bin ganz deiner Meinung, Prinzessin«, sagte Nabu.
Mila sah plötzlich wieder die kleine Flamme aufleuchten, und dann zeigte ihr Nabu das bleiche Feuerbild der Stadt Caxamalca. Sie war weitläufig, doch ohne äußere Mauer. Ein großer Platz lag in der Mitte, viel größer als in allen Städten, die sie zuvor gesehen hatte, und auf einem Hügel in der Mitte der Stadt lag eine Festung. » Fliegen wir zu dieser Zitadelle, Nabu?«, fragte Mila.
» Nein, sieh doch, Marduk ist schon auf dem Platz gelandet. Es sieht so aus, als wollten wir uns an die Befehle Atahualpas halten.«
Die Drachen setzten ihre Reiter auf dem Platz ab, dann aber zogen sie sich auf eines der nahen Gebäude zurück, um die Pferde nicht zu verschrecken. Bald hörte Mila die Konquistadoren herankommen. Und auch in dieser Stadt hallte der Hufschlag ihrer Pferde von gespenstisch leeren Häusern wider. Ganz offensichtlich dachte Francisco Pizarro dann aber doch nicht daran, sich wörtlich an die Befehle des Inkaherrschers zu halten. Er schickte einige Spanier mit den beiden Geschützen in die Festung, wie Mila von Ruiz erfuhr: » Das gefällt mir gar nicht, Condesa, denn wenn wir uns dort oben verschanzen, dann können die Indios uns dort leicht belagern. Und ich weiß nicht, ob die Drachen dann unseren Nachschub sichern können.«
» Du solltest dich auch fragen, ob die Drachen euch überhaupt versorgen wollen, mein Freund«, warf Nabu ein, und Mila war sich nicht sicher, ob das wirklich nur ein Scherz war. Die Stadt hatte viele Straßen, das hatte sie gesehen. Mit so wenigen Männern war sie schwer zu verteidigen. Und sie wunderte sich, warum die Indios nicht wenigstens die Festung besetzt gehalten hatten.
Etwas später rief Don Francisco seine Unterführer und auch die Drachenritter zur Beratung.
» Ihr Herren, die Lage ist ernst. Ihr werdet die Indios ebenso zählen können wie ich und erkannt haben, dass sie uns
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