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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gefangen nehmen, lebend!«
    Mila schwieg. Ihre Aufgabe erschien ihr immer noch wenig ehrenhaft.
    » Ich verstehe Eure Bedenken, Condesa Milena. Sprecht mit Eurem Onkel und sagt mir dann, wie Ihr entschieden habt. Es gibt andere hier, die diese Sprache sprechen, auch wenn ich keinen von ihnen für so geeignet halte wie Euch.«
    Mila war nicht bereit, sich von den Schmeicheleien des Konquistadors einfangen zu lassen, also sprach sie mit ihrem Großonkel. Zu ihrer Überraschung hatte der Hochmeister des Ordens seine Meinung offenbar geändert: » Er hat Recht, Mila. Du weißt, dass es auch mir wenig gefällt, denn ehrenvoll ist sein Vorgehen sicher nicht. Aber die Lage ist nun einmal so, wie sie ist. Wir sitzen in dieser Stadt fest, und auch wenn wir selbst uns auf unseren Drachen in Sicherheit bringen könnten, so können Pizarros Männer das leider nicht. Außerdem ist diese Konfrontation auf Dauer unvermeidlich. Der Kaiser will dieses Land, Milena, und Don Francisco ist sein Stellvertreter. Er oder Atahualpa, dieses Land kann keine zwei Herrscher haben. Ich hoffe, du verstehst das.«
    » Don Francisco will sich auf den Thron des Inka setzen?«, fragte Mila verblüfft.
    » Nein, nicht sich selbst. Er wird irgendeinen willfährigen Indio finden, der tut, was Pizarro will, so wie in Chan Chan. Wahrscheinlich wird dieser sich sogar weiterhin Herrscher nennen dürfen, aber Don Francisco wird nicht ruhen, bevor er nicht die Macht über dieses Reich an sich gerissen hat.«
    » Also heißt du es gut, dass er im Schutze der Gastfreundschaft einen hinterhältigen Anschlag plant?«
    » Nein, Milena, natürlich nicht. Aber ich denke, es ist unter den gegebenen Umständen besser, als diesem riesigen Heer eine offene Schlacht zu liefern. Und vielleicht gelingt es uns mit einer schmutzigen List, viele, viele Leben zu retten.«
    » Und du willst, dass ich dabei mithelfe, Onkel?«, fragte Mila noch einmal.
    » Ich bitte dich sogar darum. Es könnte uns viel Ärger ersparen.«
    So leicht war Mila nicht zu überzeugen. Der Sinneswandel ihres Großonkels schien ihr befremdlich.
    » Ärger mit wem, Onkel?«
    » Mit den Drachen. Sie sind weit ritterlicher als wir, Mila, und ich weiß wirklich nicht, was sie tun werden. Es ist gut möglich, dass sie sich schlicht weigern, für Pizarro in den Kampf zu ziehen.«
    » Dann verstehe ich noch weniger, warum du sie gegen uns, also uns Ritter, aufbringen willst, Onkel.«
    » Das lässt sich wohl nicht mehr vermeiden, Milena. Wir dürfen das Wohlwollen der Pizarros nicht verlieren.«
    » Aber …«, wandte Mila ein, doch der Hochmeister schnitt ihr das Wort ab: » Du bist eine Ritterschwester, das ist nicht nur ein schönes Privileg, sondern auch eine Verpflichtung. Muss ich dich daran erinnern, dass Gehorsam zu den Grundsätzen unseres Ordens gehört?« Er seufzte. » Unser Orden steht auf tönernen Füßen, Mila, hast du es denn immer noch nicht begriffen? In der Alten Welt, da brauchen sie uns nicht mehr, und wenn sie feststellen, dass wir ihnen auch hier nichts nützen, könnte das unser Ende bedeuten.«
    Mila öffnete den Mund, aber sie schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Sie hörte nur zu deutlich, wie besorgt der Hochmeister war. Das Ende des Ordens? Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was das bedeuten mochte, für sie und für Nabu und die anderen Drachen.
    Kemaq kehrte zurück zu Huaxamacs Zelt, um seinen Bruder zu suchen. Doch er war nicht dort, dafür bat ihn der Hohepriester selbst in sein Zelt. Es war kein Befehl, sondern wirklich eine Bitte, was Kemaq ziemlich verwirrte.
    » Er war beeindruckt von dir, Kemaq«, begann der Hohepriester.
    » Wer, Herr?«
    » Atahualpa Inka. Hast du das nicht bemerkt?«
    » Nein, Herr«, erwiderte Kemaq, der daran dachte, wie sehr er gezittert hatte, als er vor dem Sapay Inka gestanden hatte.
    » Es war auch von großem Vorteil für mich, Chaski, denn es gibt Männer in der Nähe des Inka, die mir die Schuld für die Niederlage von Chan Chan geben wollen.«
    Kemaq blickte zu Boden. Er wusste nicht, wer diese Männer waren, aber er teilte ihre Meinung.
    » Jetzt aber«, fuhr der Hohepriester fort, » hat Atahualpa gesehen, dass Intis Segen wirklich auf dir ruht, wie ich es sagte. Und auch an den Sieg, den ich voraussah, glaubt er nun fest.«
    Kemaq biss sich auf die Lippen. Ein Sieg? » Aber Herr, die fliegenden Götter …«, wandte er vorsichtig ein.
    » Das Orakel sagt, dass sie nicht gegen den Sohn der Sonne kämpfen werden«, verkündete

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