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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Huaxamac.
    » Das Orakel?«, fragte Kemaq vorsichtig. Der Hohepriester war ungewohnt auskunftsfreudig. Das musste er ausnutzen.
    » Mehrfach haben wir es befragt, und immer gab es die gleiche Antwort. Die Ankay Yayakuna verlieren an Kraft, und sie werden in unseren Bergen zugrunde gehen, einer nach dem anderen, bis keiner mehr übrig ist. Und schon jetzt sind sie zu schwach, ihren feurigen Atem gegen Atahualpa Inka zu richten.«
    Kemaq hätte gerne mehr erfahren, aber sie wurden durch einen Priester unterbrochen, der völlig außer Atem ins Zelt stürzte. » Die Fremden kommen ins Lager, Herr«, keuchte er, » und Atahualpa erwartet dich.«
    Huaxamac erhob sich schnell und trat aus dem Zelt. Kemaq folgte ihm. Er hörte Hörnerklang, doch der Ton war nicht so weich wie der Ruf der Muschelhörner, sondern hell, durchdringend und herausfordernd.
    Huaxamac stürmte davon, und Kemaq überlegte sich, wo er hingehen sollte, um wenigstens einen Blick auf diese Boten werfen zu können, die mit so großem Lärm herannahten. Er wollte ihnen aber auch nicht zu nahe kommen. Er hatte Melaps Warnung noch im Ohr und hielt es für besser, sich so weit wie möglich von all diesen gefährlichen Dingen fernzuhalten. Der Hohepriester blieb noch einmal stehen. » Worauf wartest du, Chaski? Atahualpa hat uns gerufen, also komm! Wir müssen uns beeilen.«
    Mila hätte viel darum gegeben, auf Nabus Rücken sitzen zu dürfen, aber Pizarro hatte sie auf ein Pferd gesetzt. Natürlich konnte sie reiten, aber einer der Männer musste das Tier führen, und sie fühlte sich hilflos und – blind. Auch fragte sie sich, ob es wirklich eine so gute Idee war, sich dem Sapay Inka aus der Nähe zu zeigen. Die Indios mussten doch merken, dass sie die Borla nicht nur zum Schmuck trug, oder vielleicht wussten sie es auch schon. Der Gesandte hatte sie schließlich tagelang beobachtet, und wenn der Mann nicht selbst blind war, dürfte ihm ihr Zustand nicht entgangen sein. Fray Celso hatte allerdings gesagt, dass die Indios so große Ehrfurcht vor diesem Zeichen hatten, dass sie nicht wagen würden, sich die Trägerin genauer anzusehen. Ihre Erfahrungen waren da anders, aber jetzt war es für solche Gedanken zu spät. Sie verfluchte das Pferd, das einen außerordentlich harten Gang hatte und sie ordentlich durchschüttelte, und wusste nun umso mehr zu schätzen, was sie an Nabu hatte.
    Pizarro hatte den Männern befohlen, mit möglichst großer Prachtentfaltung im Lager der Indios zu erscheinen. Sie führten die große Standarte mit, Mila hörte sie im Wind flattern. Gleich zwei Männer bliesen in ihre Hörner, während sie über die Ebene vor der Stadt ritten. Dazu rasselten die Rüstungen der Reiter, die Pferde schnaubten, und ihre Hufe klangen weit durch das Tal. Mila war sicher, dass das die Indios beeindruckte. Aber würde es Atahualpa so sehr beeindrucken, dass er sich dem Kaiser unterwarf? Wohl kaum. Sie sollte ihn in eine Falle locken. Sie wünschte, sie hätte sich doch nicht darauf eingelassen. Aus dieser ganzen Sache, diesen Lügen und Täuschungen, konnte doch nichts Gutes erwachsen. Die Pferde wurden langsamer. Mila spürte die Anwesenheit vieler Menschen, Menschen, die sich außergewöhnlich still verhielten. Sie hatte das Gefühl, dass sie von tausend Augen angestarrt wurde, aber keiner der Männer, die dort standen, sagte auch nur ein Wort. Man hatte sie recht weit vorn platziert, und so hörte sie, wie einer der Spanier, der ein wenig Quechua sprach, nach dem Zelt des Sapay Inka fragte. Der Indio bot daraufhin an, sie zu führen. Es ging im Schritt weiter, und das Gefühl, von tausenden von Menschen umgeben zu sein, wurde noch stärker. Mila spürte jedoch keine Feindseligkeit, es war eher, als würde man sie bestaunen. Aber sie hätte nicht erklären können, woraus sie das schloss, denn sie war nur von Schweigen umgeben.
    Endlich hielten die Pferde an, und die Stimme eines Indios forderte sie auf, abzusteigen und vor den Inka zu treten.
    » Bleibt im Sattel, Männer«, befahl Hernando Pizarro. » De Soto, de Cuellar und Condesa Milena – folgt mir. Ihr anderen wartet hier.«
    » Duckt Euch um eine Handbreit, Condesa«, raunte einer der Männer Mila zu. Mila folgte diesem Rat und spürte, dass etwas ihren Helm streifte. Sie schienen durch einen Torbogen geritten zu sein. Die Klänge änderten sich. Auch jetzt waren sie von Menschen umgeben, aber die Menge war viel kleiner und schien sehr gedrängt zu stehen. Sie befanden sich wohl in einem

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