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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Schaum auf den Mantel des Sapay Inka spritzte. Kemaq bemerkte, dass drei seiner engsten Berater offenbar weniger tapfer als ihr Herr waren und erschrocken zurückwichen. Doch jetzt stand das Wesen ganz ruhig und ließ sich von seinem Reiter, der ihm freundlich auf den Hals klopfte, zurücklenken. Das Gesicht des Sapay Inka blieb unbewegt, und er gab einigen Bediensteten einen Wink, die jetzt zum dritten Mal an die Fremden herantraten und sie einluden, abzusteigen und mit ihnen zu speisen, und ihnen große Tonschalen mit Früchten anboten, als habe man das ungeheuer beleidigende Benehmen gar nicht bemerkt. Doch die Fremden lehnten ab und fragten nur noch einmal, zu welcher Zeit der Sapay Inka nach Caxamalca zu kommen gedenke. Sie schlugen dafür den Nachmittag vor. Aber darauf sagte einer der Berater nur: » Er wird kommen, wenn es ihm gefällt.«
    Die Fremden nickten dem Sapay Inka knapp zu, was Kemaq unerhört herablassend erschien, wendeten ihre Tiere und verließen den Vorhof wieder. Bald darauf ertönten ihre lauten Hörner, und sie entfernten sich schnell. Zurück blieb eine schweigende Menge. Kemaq sah Atahualpa immer noch wie in Stein gemeißelt auf seinem Platz sitzen. Würde er sich je wieder erheben? Es sah nicht so aus. Kemaq hätte sich gerne unauffällig entfernt. Er hatte Qupay immer noch nicht von Jatunaq erzählt. Vielleicht hatte Qupay ja einen klugen Einfall, wie sie ihren Bruder retten könnten. Endlich erhob sich der Sapay Inka. Er warf drei Männern einen vernichtenden Blick zu, wandte sich ab und verschwand in seiner Behausung. Die drei – Kemaq erkannte sie als jene wieder, die vor dem Tier zurückgewichen waren – standen bleich und zitternd da. Dann traten einige Krieger auf sie zu und forderten sie leise auf, ihnen zu folgen.
    Die Versammlung löste sich auf, und Huaxamac winkte Kemaq heran. » Komm, Chaski, Rumi-Nahui hat nach uns gefragt, und wir sollten ihn umgehend aufsuchen.«
    » Aber ist der Feldherr jetzt nicht beim Sapay Inka?«
    » Natürlich ist er das. Aber er hat uns in sein Zelt befohlen. Wir werden dort auf ihn warten. Glaube mir, es ist besser, wir warten auf ihn, als dass wir ihn auf uns warten lassen.«
    Kemaq hätte wirklich lieber nach Qupay gesucht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als Huaxamac zu folgen. » Sag, Herr«, fragte er, als sie zum Zelt des Befehlshabers liefen, » die drei Männer, die von den Kriegern fortgeführt wurden, was geschieht mit ihnen?«
    » Was wohl? Sie haben dem Sapay Inka im Angesicht der Fremden Schande bereitet. Sie werden natürlich sterben.«
    Kemaq schluckte. Diese drei hatten einfach nur Pech gehabt, denn der Fremde auf seinem Wesen hätte sie beinahe über den Haufen gerannt. Hätte er zufällig dort gestanden, wäre er vermutlich auch zurückgewichen.
    » Was ist?«, fragte Huaxamac. » Tun sie dir etwa leid? Das sollten sie nicht, denn sie haben sich als schwach erwiesen, und für Schwächlinge ist an der Seite des Sapay Inka kein Platz.«
    Sie erreichten das Zelt des Feldherrn, das von zwei Huanca-Kriegern bewacht wurde. Sie ließen sie nicht hinein, obwohl Huaxamac ihnen sagte, dass er ein hoher Priester Intis war.
    » Wenn du nicht der Inka selbst bist, können wir dich nicht einlassen, Herr, denn Rumi-Nahui hat es uns verboten.«
    Daher blieben sie etwas ratlos vor dem Zelt stehen und warteten. Und so verrann die Zeit, ohne dass Kemaq etwas unternehmen konnte.
    Don Hernando gab einen Bericht der Ereignisse wieder, und Mila begnügte sich vorerst damit, zuzuhören, denn er hatte gesehen, was sie nur gehört hatte, und beschrieb die Ereignisse nach ihrer Auffassung ziemlich gut und zutreffend. » Möchtet Ihr etwas hinzufügen, Condesa Milena?«, fragte Francisco Pizarro höflich.
    Sie überlegte kurz, dann sagte sie: » Der Bericht Don Hernandos beschreibt es sicher besser, als ich es könnte, mir fiel lediglich auf, welche Ruhe und Ordnung bei den Indios herrschte. Die Meisten können doch noch nie im Leben ein Pferd gesehen haben, aber ich hörte nicht einen einzigen Laut des Erstaunens oder Schreckens, als Hauptmann de Soto seine Kunststücke zeigte. Was immer diese Indios dachten oder fühlten, sie verstanden es, es vor uns vollkommen zu verbergen. Und mir schien es, auch wenn ich es nicht begründen kann, als sei der Sapay Inka das Zentrum dieser Ruhe.«
    » Es ist richtig«, gab Hernando Pizarro zu. » Es rührte sich niemand, bis Atahualpa einen Wink gab.«
    » Das darf Euch nicht wundern, Ihr Herren«, warf

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