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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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bin es, Condesa. Denkt Euch, Don Francisco hat mich den Kanonen zugeteilt, und ich musste helfen, sie auf den Hügel zu schieben. Es mag ja sein, dass sie von dort ein gutes Schussfeld auf den Platz und die Straßen haben, aber es war eine unmenschliche Quälerei, selbst für die, die nicht in Ketten liegen«, sagte Ruiz in Anspielung auf die gefangenen Indios. » Und jetzt schickt mich der Hauptmann ständig hinunter in die Stadt mit irgendwelchen Botengängen. Da bin ich doch viel lieber bei Euch und helfe Euch bei Nabu.«
    » Marduk und Behemoth werden deine Hilfe sicher auch gerne annehmen, Ruiz«, sagte der Hochmeister freundlich, » und ich glaube, selbst Nergal wird sie willkommen sein. Sie tragen das Geschirr doch alle schon recht lange.«
    » Aber das sind nicht die Drachen der Condesa«, wandte Ruiz ein, » und ich weiß nicht, ob sie mich entbehren kann.«
    » Sie kann, Ruiz«, versicherte Mila lächelnd und ganz unbeeindruckt von Ruiz’ leidendem Stöhnen. Damit würde er eine Weile beschäftigt sein. Sie fand, das könnte ihm nicht schaden, und solange er arbeitete, hatte er wohl keine Zeit, sich über den morgigen Tag den Kopf zu zerbrechen. Ganz im Gegensatz zu ihr selbst.
    Kemaq stand sich die Beine in den Bauch. Rumi-Nahui war so spät erschienen, dass er schon fast nicht mehr daran geglaubt hatte, dass der Feldherr überhaupt noch kommen würde. Dann war er außerordentlich wortkarg gewesen und hatte Huaxamac gebeten, über die Zeichen zu sprechen, die er vor ihrem Angriff bei Chan Chan gesehen hatte. Der Hohepriester fühlte sich offenbar geschmeichelt und berichtete ausführlich über die Opfer, die gebracht worden waren, das weiße Lama, das er eigenhändig geschlachtet, die kostbaren Gewänder des alten Curaca, die er selbst auf dem Opferaltar verbrannt hatte. Dann hatten sie den Lauf einer Spinne gedeutet und waren sich einig darin gewesen, dass der Sieg sicher war. » Allerdings irrten wir uns, was den Zeitpunkt betraf«, räumte er schließlich ein.
    Rumi-Nahui hatte mit seinem versteinerten Blick zugehört und fragte jetzt: » Wann, glaubst du, wird der Sieg, den du gesehen hast, kommen, Huaxamac?«
    Damit brachte er den Hohepriester ganz offensichtlich in Verlegenheit, denn Kemaq entging nicht, dass er begann, auf seinem Stuhl unruhig hin und her zu rutschen. » Er ist noch nicht eingetreten, also wird er noch kommen«, sagte er schließlich.
    » Das versteht sich von selbst, Priester, doch frage ich dich, welchen Tag dir Inti für den großen Sieg enthüllt hat. Heute? Morgen? Übermorgen?«
    » Inti hat mir keinen genauen Tag gesagt, Herr, nur, dass der Sieg nahe ist, das konnten wir sehen.«
    Der Feldherr starrte den Priester mit seinem unbeweglichen Auge an. » Morgen?«, fragte er noch einmal.
    Kemaq bemerkte, dass dem Hohepriester jetzt Schweiß auf die Stirn trat. Er zögerte, aber dann leuchteten seine Augen plötzlich, und er rief: » Nein, nicht morgen, Rumi-Nahui. Ganz sicher nicht morgen, denn wir sahen kein Zeichen, dass der Sieg mit dem Ende eines Fastens zusammenfallen könnte.«
    » Inti will also, dass wir noch Frieden halten. Gut, doch solltest du so bald wie möglich die Orakel noch einmal befragen, denn die Götter können ihre Meinung ändern. Sollte das geschehen, so muss ich es wissen, verstehst du?«
    » Ja, Herr«, versicherte Huaxamac.
    » Gut, du kannst gehen. Ich werde noch einmal zu meinen Kriegern gehen und mit ihnen sprechen.«
    Als Kemaq mit dem Hohepriester das Zelt verließ, war es schon lange dunkel, und die Zikaden hatten die Herrschaft über den Hügel übernommen. Kemaq versuchte seinen Ärger zu verbergen, aber er fand es unfassbar: Stundenlang hatte er nur dagestanden, statt etwas für Jatunaq tun zu können, und dann hatte Rumi-Nahui keine einzige Frage an ihn gehabt. Sie gingen ein paar Schritte, dann blieb Huaxamac stehen und schüttelte den Kopf.
    » Was ist, Herr?«, fragte Kemaq.
    » Der Blick dieses Mannes ist wirklich schwer zu ertragen, und er ist schlau. Beinahe hätte ich die Falle nicht bemerkt.«
    » Falle, Herr?«
    Huaxamac schnaubte. » Natürlich war es eine Falle. Morgen? Morgen wird gar nicht gekämpft, also kann es auch keinen Sieg geben, oder?« Plötzlich legte der Priester Kemaq die Hand auf die Schulter: » Du wirst niemandem weitererzählen, was ich gerade gesagt habe, nicht wahr, Chaski?«
    » Natürlich nicht, Herr«, versicherte Kemaq, der nun gar nichts mehr verstand. Hatte Huaxamac nun ein Zeichen gesehen oder nicht? Und

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