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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sich den Spaniern zu unterwerfen.«
    » Das war ein anderes Land, ein anderes Volk«, meinte Balian, » das kann man nicht vergleichen.«
    Wieder schnaubte Marduk missbilligend. » Das ist nicht die Frage, um die es hier geht, Balian. Die Frage für uns Drachen ist, ob wir uns für weitere Schlachten unter dem Kommando Pizarros überhaupt hergeben.«
    Mila hatte schon von ihrem Großonkel gehört, dass er bei den Drachen Bedenken ahnte. Jetzt war es heraus, und es folgte eine bemerkenswerte Stille.
    » Wir haben kaiserliche Befehle«, sagte schließlich der Tressler mit gezwungen klingender Ruhe.
    » Wir haben auch kaiserliche Rechte und Privilegien, Tassilo, vergiss das bitte nicht«, erwiderte Marduk würdevoll.
    » Rechte!«, rief Balian verächtlich. » Immer redet ihr von Rechten. Was ist mit den Pflichten gegenüber Kaiser und Reich?«
    Nergal zischte böse, und Marduk knurrte: » Seit ungezählten Jahren erfüllen wir diese Pflicht nun schon, mein Junge, und viele der Unseren haben dieser Pflicht ihr Leben geopfert. Erdreiste dich also nicht, uns zu unterstellen, wir hätten sie vergessen!« Er schnaubte wieder. » Früher schien dieses Reich viel kleiner, seine Kaiser schienen aber größer gewesen zu sein. Wir sind weit von den Ländern entfernt, die wir einst zu schützen gelobten, und das lässt unsere alten Eide in neuem Licht erscheinen.«
    Wieder folgte betretenes Schweigen. Mila fasste sich ein Herz und fragte: » Willst du uns nicht erklären, was du meinst, Marduk?«
    Der Drache brummte tief und erwiderte: » Natürlich, Milena, denn ihr habt eine Erklärung verdient. Wir haben seinerzeit geschworen, für den Kaiser in die Schlacht zu ziehen, doch haben wir auch als Bedingung ausgehandelt, dass wir nie in einen ehrlosen Kampf ziehen müssen. Und nun sagt mir, ihr Ritter, ist es ehrenvoll, gegen einen Gegner zu kämpfen, dessen Waffen so lächerlich sind?«
    » Sag ihnen, dass die Eide nicht mehr gelten!«, forderte Nergal kalt.
    » Das entscheidest nicht du, Nergal«, erwiderte Nabu schnell.
    » Aber du auch nicht, Nabu Einzahn«, höhnte der Schwarze.
    » Es mag sein, dass ihre Waffen schlecht sind, Marduk«, sagte Don Mancebo bedächtig, » aber ihre Zahl ist gewaltig, und wenn zwanzig oder dreißig von ihnen auf einen von uns kommen, können uns auch ihre armseligen Keulen gefährlich werden.«
    Marduk erwiderte: » Dennoch sind sie fast wehrlos. Außerdem widerstrebt es mir, über einen Gegner herzufallen, der nur seine Heimat verteidigt. Das ist etwas, was auch wir einst dem Kaiser geschworen haben – sein Reich zu verteidigen. Wir sind jedoch weit von seinen Ländern entfernt.«
    » Aber unsere Verbündeten werden unsere Hilfe brauchen«, wandte der Hochmeister ein.
    Wieder brummte der Drache, dann sagte er: » Wir müssen darüber nachdenken.«
    » Tut das, ich bin sicher, ihr werdet eine weise Entscheidung treffen«, sagte der Hochmeister.
    » Nenne nicht weise, was nur für euch vorteilhaft ist, Maximilian«, zischte Nergal.
    » Nergal!«, fuhr ihn Marduk an. » Noch bin ich das Oberhaupt der Drachen, und ich höre dich zwar, aber entscheiden werde ich allein – zum Wohle aller.«
    Nergal zischte wieder, aber nur leise, und er widersprach Marduk auch nicht mehr.
    Damit war die gemeinsame Versammlung der Ritter und Drachen beendet, aber anschließend bat der Hochmeister den Tressler, Mila und Balian noch zu einer eigenen Besprechung. » Ich habe es beinahe befürchtet«, eröffnete Graf Tassilo diese Versammlung in einer kahlen Kammer der Festung. » Marduk wird alt, und sein Kampfgeist lässt nach.«
    » Lasst ihn das nicht hören, Tassilo«, sagte der Hochmeister.
    » Ich bin sicher, Nergal und Behemoth würden sich mit Freuden in den Kampf stürzen, wenn Marduk nicht wäre«, fuhr der Tressler fort.
    » Das ist wahr, aber sie werden sich leider nie gegen ihren Anführer stellen«, pflichtete Balian düster bei.
    » Wir können es nicht ändern, Ihr Herren«, erwiderte Milas Großonkel.
    » Wir können nur abwarten und sollten ihre Zweifel vorerst für uns behalten«, sagte Mila nachdenklich.
    » Ihr habt ausnahmsweise Recht, Comtesse«, stimmte Graf Tassilo zu. » Es nützt wenig, die Pferde scheu zu machen, und vielleicht wird Marduk doch noch vernünftig. Wenn nicht, sehe ich allerdings schwarz für uns, denn Pizarro würde uns nie verzeihen, wenn wir ihn im Stich ließen, und der Kaiser vermutlich ebenfalls nicht. Das könnte schlimm für uns enden. Warum mussten die Drachen ihr

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