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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Prinzessin. Eine dichte Wolkendecke verbirgt das Land vor uns, und wenn wir Pech haben, auch unsere Feinde.«
    » Vielleicht sollten wir dann doch noch einmal landen und uns beraten«, schlug Mila vor. » Die Sonne geht doch auch bald unter.«
    Die Drachen flogen langsame Schleifen, um die Formation zu schließen, vielleicht auch, weil sie ähnliche Gedanken bewegten, aber dann schossen Nergal und Behemoth plötzlich an ihnen vorbei. Mila sah sie vor dem hell flackernden Feld der Wolken als zwei dunkle Schatten, die rasch kleiner wurden. Horus brüllte ihnen hinterher, aber sie reagierten nicht.
    » Narren«, brummte Nabu, und dann ging er, wie die anderen Drachen auch, in einen schnellen Gleitflug über, um den beiden zu folgen.
    Kemaq blieb vorerst in der Deckung der Bäume. Das Heer von Rumi-Nahui kam ihm entgegenmarschiert, und er sah den Feldherrn selbst vorneweg laufen. Sein federgeschmückter Bronzehelm leuchtete im letzten Licht des Tages. Die Wolken schienen tiefer zu hängen. Sie verbargen den Durchbruch. Der Feldherr würde die Fremden erst sehen können, wenn sie auf den Hang hinaustraten. Plötzlich hob Rumi-Nahui den Arm, und seine Krieger blieben wie ein Mann stehen. Unwillkürlich hielt auch Kemaq an und beobachtete das Geschehen aus der Deckung heraus. Ein Vogelruf drang über die Wiese. Einen ähnlichen hatte Kemaq zuvor schon gehört, es klang nach einem Falken. Doch warum hielt sich der Raubvogel so dicht über dem Boden auf? Er reckte den Hals und sah einen Krieger, der sich ebenfalls hinter einem Baum verbarg und das Heer nicht aus dem Auge ließ. Erst auf den zweiten Blick sah Kemaq, dass es ein Yunga war. Wieder ertönte der Ruf eines Falken. Dann sah Kemaq etwas im Nebel aufblitzen, und kurz darauf hörte er das Krachen der Donnerbüchsen. Die Späher der Fremden hatten Rumi-Nahui zuerst entdeckt!
    Einen Atemzug lang folgte dem Donner eine tiefe Stille, dann heulten die Krieger auf, und Kemaq hörte die klare Stimme des Feldherrn, der seinen Kriegern den Rückzug befahl. Kemaq sah sie davonlaufen, und er hörte die Yunga laut jubeln. Er war zu spät gekommen. Die Fremden hatten Späher vorausgesandt – er hatte außerordentliches Glück gehabt, dass er ihrem Blick entgangen war. Er sah die Fremden nur als graue Masse im Nebel, aber ihre Waffen blitzten kalt durch die Dunstschleier.
    Hinter ihm knackte ein Ast. Kemaq fuhr herum, und ein riesiger Yunga sprang mit einem Schrei auf ihn los. Kemaq war unbewaffnet, er riss die Arme zur Abwehr nach oben und bekam gerade noch die Rechte des Angreifers zu fassen. Der Mann schwang eine riesige Kampfkeule, und seine Linke fuhr Kemaq jetzt an den Hals. Der Yunga war stark, stärker als er, das spürte Kemaq sofort, aber er kämpfte mit der Kraft der Verzweiflung und schaffte es irgendwie, die Hand von seinem Hals zu lösen. Sie rangen, und der Angreifer drückte ihn hart gegen einen Baum. Kemaq versuchte sich loszureißen. Wenn der andere Yunga, den er gesehen hatte, sich einmischte, war er unweigerlich verloren – aber der kam nicht, stattdessen wehten dichte Nebelfetzen heran, und als Kemaq die Hand des anderen wieder am Hals spürte, die Finger ihm mit hartem Griff die Luft abdrückten und ihm schon schwarz vor Augen wurde, da sah er plötzlich einen Schatten, der sich aus diesen weißen Nebelschleiern herausschälte, einen Schatten mit Armen und einem Messer. Das war das Letzte, was er sah, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Die Wolkendecke hing schwer zwischen den Bergen. Die Kordilleren fielen auf dieser Seite schnell ab, und dann erstreckte sich eine schier endlose dunkle Weite nach Osten. » Und was ist das dort, Nabu? Es sieht fast aus wie das Meer«, rief Mila.
    » Wald, Prinzessin, ein riesiger dunkler Wald, so groß und ausgedehnt, wie ich es nie zuvor gesehen habe. Ich glaube, wenn ich den Azoth verstecken wollte, dann würde ich es irgendwo in diesem Wald tun.«
    » Glaubst du denn, dass er hier ist? Dass Tamachoc ihn hier versteckt hat?«
    » Ich weiß es nicht, Prinzessin, aber etwas ist anders auf dieser Seite der Berge. Ich spüre etwas, das ich nicht deuten kann. Als würde mich jemand beobachten, den ich nicht sehen kann – und zwar kein Mensch, so viel ist sicher.«
    » Tamachoc?«, fragte Mila vorsichtig.
    » Ich weiß es nicht. Aber ich sehe keine Flamme.«
    » Es wird bald dunkel, Nabu«, merkte Mila an, denn sie konnte die anderen Drachen, die ausgeschwärmt waren, nicht mehr sehen.
    » Dieser Mörder und seine Helfershelfer

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