Drachensturm
sind.«
» Wenn du meinst«, sagte Nabu und brüllte nun ebenfalls. Die anderen Drachen fielen ein, so laut, dass es Mila in den Ohren dröhnte.
Nergal flog an ihnen vorbei, seine Flügel wirbelten die helle Decke der Wolken vor ihrem Inneren Auge in Flammenkaskaden auf.
Unten ließ Horus seinen Ruf hören.
» Er ist gelandet«, erklärte Nabu.
Sie flogen einen engen Kreis. Mila lauschte nach unten. Sie vermeinte, menschliche Stimmen zu hören.
Eine Flamme war vom Himmel gefallen, hatte den Nebel geteilt und einen Baum in Brand gesetzt, keine zwanzig Schritte vor ihnen. Pitumi und Kemaq hatten sich zu Boden geworfen. Jetzt zerrte ihn die Chachapoya zur Seite. » Hier entlang, schnell«, flüsterte sie. Kemaq folgte ihr. Er hörte das Murmeln eines Baches. War er wieder auf dem ursprünglichen Weg? Dann packte er Pitumi am Arm. Im Murmeln des Wassers waren Stimmen, fremde Stimmen.
» Die Fremden«, flüsterte er.
Tatsächlich tauchten da plötzlich Schemen im dichten Nebel vor ihnen auf, und er hörte ihre harte Sprache.
» Zurück«, flüsterte Pitumi.
Da hörte Kemaq das Geräusch, das er zu fürchten gelernt hatte, den schweren Flügelschlag eines fliegenden Gottes. Der riesenhafte Schatten flog dicht über sie hinweg und landete hart, mit weit gespreizten Flügeln, die den Nebel aufwirbelten. Offenbar hatten auch die Fremden nicht mit dem Ankay Yaya gerechnet, wenn Kemaq die aufgeregten Rufe richtig deutete. Über ihnen brüllte ein weiterer fliegender Gott, und dann war der Himmel angefüllt mit ihrem markerschütternden Gebrüll.
Es war kaum etwas zu erkennen, nur dunkle Schemen in bleichen Schleiern. Ein Mann rief etwas vom Rücken des Yaya herab. Eine wütende Stimme antwortete. Sie waren uneins, ganz ohne Zweifel. Kemaq verstand kein Wort, aber er hörte, dass sie heftig miteinander stritten, und plötzlich ließ der Drache ein warnendes Knurren hören. Pitumi zerrte an Kemaqs Arm, aber er konnte sich von dem Schattenspiel nicht lösen. Dann geschahen mehrere Dinge beinahe gleichzeitig: Etwas flog sausend durch die Luft und zerbrach am Leib des Drachen. Ein Schuss krachte, und der Mann auf dem Rücken des Gottes stöhnte erstickt auf. Flammen züngelten im Nebel auf, sie schienen vom Körper des Drachen zu kommen. Der Drache brüllte – und dann sandte er seinen Feueratem in den Nebel. Männer schrien, und Kemaq hielt sich die Ohren zu. Der Drache brüllte noch einmal, und dann sprang er in die Luft. Mit großem Erstaunen bemerkte Kemaq, dass er zu brennen schien.
Der Schuss, das Gebrüll und die Schreie – Mila klammerte sich an Nabu und starrte hinab auf die dichte Nebeldecke. Ein Schatten sprang heraus – Horus. Er brannte!
» Um Himmels willen – was ist das?«, fragte sie entsetzt.
Horus schrie. Er stieg höher und höher. Die Flammen krochen über seinen großen Leib, und in ihrem flackernden Tanz sah Mila die zusammengesunkene Gestalt des Ordensmarschalls auf seinem Rücken. Dann stieß Horus noch einmal einen durchdringenden Schrei aus, der Mila die Tränen in die Augen trieb. Er schlug nicht mehr mit den Flügeln, sein Schrei endete in einem klagenden Laut. Taumelnd und brennend fiel er hinab und verschwand im Nebel. Sie hörte seinen Leib dumpf aufschlagen. Entsetzt starrte sie auf die Nebelschwaden, die wie ein Leichentuch die Szene deckten. Ein unruhiges Flackern zeigte an, dass die Flammen weiterbrannten.
Nergal stieß hinab in den Nebel, dorthin, wo Horus aufgetaucht war, und spie noch einmal Feuer. Männer schrien, und Schüsse knallten, doch Nergal schien unverletzt zu bleiben. Über der Wolkendecke herrschte stummes Entsetzen. Die Drachen sammelten sich in der Luft, kreisten und starrten hinunter.
» Was war das?«, fragte Mila.
Niemand antwortete. Don Mancebo fasste sich als Erster. » Dort drüben ragt eine Kuppe aus diesen Wolken. Lasst uns dort landen.«
Nabu blickte zurück, und durch seine Augen sah Mila, dass Nergal immer noch über die Nebelbank zog und immer wieder Flammen hinunterspie. Sie hoffte, er würde Erfolg haben.
Kemaq rannte, und jetzt war es Pitumi, die ihm folgte. Es roch nach verbranntem Fleisch, und er konnte nur annehmen, dass das, was dort im Nebel hinter ihnen brannte, ein Drachen war. Die Fremden konnten also selbst Götter töten. Und jetzt waren sie auf dem Weg zu Tamachocs Tempel? Was, wenn der Gott selbst dort war? Konnten sie ihn ebenfalls töten?
» Runter«, schrie Pitumi, und Kemaq warf sich auf den Boden. Die Hitze sengte ihm die
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