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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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werden doch wohl zu finden sein!«, brummte Nabu und flog etwas tiefer.
    Mila sah nur noch ein dunkles und wirres Flammenmeer vor ihrem inneren Auge wogen, und das war anstrengend, also löste sie die Verbindung. Sie lauschte. Der Wind wehte, und da …
    » Hast du das gehört?«, fragte sie.
    » Nein, was denn?«, sagte der Drache aufmerksam.
    » Da! Wieder! Da sind Schüsse gefallen. Links voraus.«
    » Ah, da blitzt es unter den Wolken. Wir haben sie gefunden!«
    Kemaq wurde von fernem Gebrüll geweckt. Als er die Augen wieder aufschlug, sah er in das besorgte Gesicht von Pitumi.
    » Geht es wieder?«, fragte sie flüsternd.
    » Pitumi!«, rief er, und sie erstickte den Ruf, indem sie ihm schnell die Hand über den Mund legte.
    » Still doch, Chaski«, schimpfte sie leise. » Der Feind ist überall.«
    Kemaq sah sich um. Es war beinahe dunkel geworden, und dichter Nebel umhüllte sie. Er erinnerte sich plötzlich wieder an den Mann, der ihn fast getötet hätte. » Der Yunga! Was ist mit ihm geschehen?«
    » Mach dir um ihn keine Sorgen«, meinte Pitumi grimmig.
    Ein Schuss krachte, dann ein zweiter. Es klang gefährlich nah.
    » Was hat das zu bedeuten?«, fragte Kemaq leise.
    » Rumi-Nahui und die Fremden sind in das Land der Chachapoya eingedrungen, jetzt lernen sie, das zu bereuen«, erwiderte sie finster.
    » Ihr kämpft gegen sie?«
    » Noch nicht. Noch lassen wir sie sich gegenseitig töten.«
    Ein Mann trat aus dem Nebel. Sein Gesicht war mit grauer und grüner Farbe bemalt. Er raunte Pitumi etwas zu, die nickte, dann packte sie Kemaq am Arm. » Komm, steh auf, ein Stück weit kann ich dich begleiten.«
    Kemaq erhob sich. Der Yunga, der ihn angegriffen hatte, war verschwunden, der Baum, an dem sie gekämpft hatten, ebenso. Dafür war da jetzt ein großer Felsen. Er begriff, dass er nicht mehr dort war, wo er gekämpft hatte. » Ihr habt mich fortgetragen?«
    » Da du so dumm warst, mitten hinein in eine Schlacht zu stolpern, erschien uns das sinnvoll«, erwiderte die Chachapoya grimmig. Wieder brüllte es. Kemaq blieb stehen. » Die Ankay Yayakuna!«, flüsterte er.
    Pitumi nickte und zerrte ihn weiter. » Sie sind über uns, doch die Chachapoya hindern sie daran zu landen.«
    » Wie?«, fragte Kemaq verwundert, während er hinter ihr her stolperte.
    Die Heilerin lachte leise. » Sieh dich doch um, Chaski«, sagte sie und deutete in den Nebel.
    Die Drachen kreisten über der dichten Wolkendecke. Von dort unten stieg Kampflärm auf, und Mila hörte gelegentlich das Krachen eines Schusses. Sie sah durch Nabus Augen, aber sie konnte nicht mehr viel erkennen.
    » Sie schießen jedenfalls nicht auf uns«, brummte Nabu.
    » Vielleicht auf die Chachapoya«, vermutete Mila.
    » Da unten sind sie – und trotzdem bekommen wir sie nicht zu fassen«, sagte Nabu. Plötzlich schoss einer der Schatten, als welche Mila die Drachen nun im Flammenbild wahrnahm, hinunter, heran an die helle Decke, die den Feind vor ihnen verbarg, tauchte kurz hinein und spie Feuer.
    » Nergal«, erklärte Nabu trocken.
    » Hat er etwas erreicht?«, fragte Mila.
    » Da brennt irgendetwas, aber sonst – ich glaube nicht«, meinte der Drache.
    Mila hörte die Rufe der Indios. Muschelhörner gaben Signale. » Ich glaube doch«, sagte sie, » die Indios ziehen sich zurück.«
    » Dann hat Pizarro also freie Bahn?«, fragte Nabu missmutig.
    » Ja, vielleicht«, erwiderte Mila. So hatte sie die Sache noch nicht betrachtet.
    Horus trug den Conte di Collalto näher an sie heran. » Ich werde mit ihnen reden«, rief er.
    » Aber Ihr wollt doch nicht etwa landen?«, rief Mila hinüber. Sie war ziemlich verblüfft.
    » Sie wissen jetzt, dass wir hier sind. Wir wollen nur die Rädelsführer. Wenn sie sich ergeben, können wir ein Blutbad vielleicht vermeiden«, gab der Marschall zurück.
    » Aber das ist zu gefährlich!«, rief Mila. » Sie haben Drachenbüchsen!«
    Don Mancebo glitt auf Ianus näher heran. » Sie hat Recht, das ist Selbstmord, Marschall!«, rief er hinüber.
    » Sie werden sich sicher nicht mit elf Drachen anlegen wollen«, erklärte Horus würdevoll und ging in einen langsamen Sinkflug über.
    » Bleib dicht bei ihm, Nabu!«, rief Mila. Ianus ging mit ihnen tiefer. Mila rätselte noch, woher der Marschall überhaupt wusste, wo die Konquistadoren waren, aber da tauchte Horus schon in die Wolken ein. Ianus ließ ein markerschütterndes Brüllen hören.
    » Gut so«, murmelte Mila, » sie sollen ruhig merken, dass wir ganz nah

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