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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Haare an, und als er aufblickte, fand er sich in einem Feld brennender Büsche wieder.
    » Bist du verletzt?«, fragte er.
    Pitumi erhob sich und schüttelte den Kopf.
    » Den Göttern sei Dank!«, rief Kemaq.
    Hinter ihnen krachten Schüsse durch den Nebel, und Kemaq hörte ein Muschelhorn rufen.
    » Was bedeutet dieser Hörnerruf, Chaski?«, fragte die Chachapoya.
    » Es ist das Zeichen zum Angriff. Rumi-Nahui ist sehr tapfer.«
    » Sag nicht Rumi-Nahui, wenn du seine Krieger meinst. Sie sterben – nicht er.«
    Sie wollte weiter, aber er packte sie am Handgelenk und hielt sie fest.
    » Was …?«, begann sie, aber sie sprach den Satz nicht zu Ende. Der Nebel war hier schon etwas lichter, und etwa zwanzig Schritte vor ihnen bewegte sich ein riesiger Schatten langsam auf sie zu. Er zischte leise.
    Sie wichen zurück. Beinahe bedächtig näherte sich der Gott, geduckt und lauernd, und langsam schälten sich die Umrisse deutlicher aus den weißen Schwaden – Hörner, Krallen, Zähne, ein großer schwarzer Leib.
    Kemaq fühlte sich wie gelähmt.
    » Worauf wartet er?«, flüsterte Pitumi.
    Kemaq antwortete: » Er will nicht uns, er will die Fremden.« Aber das war nur geraten.
    Plötzlich ertönte ein lauter Schrei, und ein Mann erschien im Nebel, lief von der Seite auf den Drachen zu und sprang mit einem gewaltigen Satz auf den Rücken des Gottes. Noch bevor der Yaya wusste, wie ihm geschah, hob der Mann seinen Speer und stieß einen Schlachtruf aus. Kemaq kannte diese Stimme. Es war Rumi-Nahui. » Du bist nicht unsterblich!«, schrie er und stieß mit aller Macht zu. Das schwarze Ungetüm zuckte zusammen, als der Speer seinen Nacken traf – und zersplitterte. Rumi-Nahui stöhnte auf, der Gott fuhr herum, schüttelte sich, aber der Angreifer klammerte sich an seinen Hals. Knurrend sprang der Gott in die Luft. Der Feldherr schrie auf, und sein prachtvoller Bronzehelm rutschte ihm vom Kopf, fiel zur Erde und rollte Kemaq vor die Füße. Er konnte den Drachen schon nicht mehr sehen, aber er hörte ihn brüllen, und Rumi-Nahui antwortete mit einem herausfordernden Schrei, der plötzlich in einen Ruf des Entsetzens überging. Kurz und hell hallte sein Schrei von den Bergwänden wider, ehe er jäh mit einem leisen Aufschlag endete.
    Kaltes Grauen kroch Kemaq über den Rücken.
    » War das das alte Steinauge?«, fragte Pitumi.
    » Das war Rumi-Nahui«, bestätigte Kemaq, und ihn erfüllte ein seltsamer Stolz über den Mut des Mannes.
    » Ein Feind weniger«, murmelte Pitumi, » aber es wäre besser gewesen, er hätte sich um die Fremden gekümmert und nicht um die fliegenden Götter.«
    » Gibst du zu, dass er ein tapferer Mann war?«
    » Wenn dir so viel daran liegt, gerne. Er war tapfer, aber auch dumm. Ich hoffe, du bist klüger als er und gehst diesen Wesen aus dem Weg, Chaski. Und nun lauf, denn der Weg dürfte frei sein.«
    » Und wohin?«, fragte Kemaq verunsichert.
    » Einfach immer den Hang hinunter, Chaski, bis der Bach in einen Fluss mündet. Dort aber wendest du dich flussaufwärts. Dann wirst du den Tempel finden.«
    » Kommst du nicht mit?«
    » Ich sagte dir doch, dass der Tempel für uns tabu ist, Kemaq. Auch habe ich hier noch eine Aufgabe zu erfüllen.«
    » Du kämpfst mit den Chachapoya?«
    » Wir sind nur wenige, aber wir halten deine Feinde auf, solange wir es vermögen, Chaski. Also laufe schnell!«
    » Aber die Yayakuna, die könnt ihr nicht aufhalten«, wandte Kemaq ein.
    » So? Können wir nicht? Kümmere dich um deine Aufgaben, Chaski, nicht um unsere«, sagte Pitumi grimmig. » Du musst den Regenstein aus dem Tempel schaffen, bevor die Fremden ihn in die Hand bekommen.« Bei diesen Worten drehte sie sich um und schickte sich an, den Hang wieder hinaufzulaufen. Schon war sie wieder nur ein Schatten im Nebel.
    » Aber wie finde ich dich wieder, Pitumi?«, rief Kemaq.
    » Ich finde dich«, rief der Schatten und verschwand.
    Es war nicht viel Platz auf der Kuppe, und die Drachen drängten sich dicht aneinander. Von weit unten klang das Echo von Schüssen herauf. Nergal war noch dort, und auch Behemoth. Sie jagten die Spanier.
    » Das Griechische Feuer«, sagte Nabu düster.
    » Das Feuer, das selbst auf Wasser brennt?«, fragte Waleran de Martel.
    » Ich habe schon vermutet, dass der Alchemist vom Geheimnis des Feuers weiß, denn er hat Marduk aufgeschnitten und seine Organe entnommen«, fuhr Nabu fort. » Offensichtlich wusste er schon vorher viel mehr, als ich für möglich gehalten hätte. Wie

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