Drachensturm
Stadt so bald wie möglich verlassen – bevor es die Drachen noch ohne uns tun.«
Als sie aufbrachen, kam Fray Celso noch einmal zu ihr. Sie sah ihn durch Nabus Augen heraneilen. Er wirkte klein, wie er da vor dem Drachen stand.
» Was gibt es, Vater?«, fragte sie. Behemoth erhob sich bereits schwerfällig in die Luft, und Horus folgte ihm. Nergal kreiste schon länger über der Stadt, und jetzt scharrte auch Nabu ungeduldig mit seinen Krallen über das Pflaster.
» Ihr habt mich gebeten, aufzuschreiben, was hier geschehen ist, Condesa. Das will ich gerne tun, doch weiß ich ja gar nicht, wie diese Geschichte ausgeht.«
» Sie ist auch noch nicht zu Ende, Vater.«
» Ich weiß, aber ich wollte auch nur sagen, dass Ihr zurückkommen müsst, Condesa, und sei es auch nur, um mir das Ende zu erzählen.«
» Ich werde tun, was ich kann, Vater«, rief Mila, und dann verlor Nabu offensichtlich die Geduld und schwang sich ohne ein Wort des Abschieds in die Luft.
Als Kemaq den Durchbruch im Felsenkamm endlich gefunden und durchquert hatte, blieb er überwältigt stehen. Der Nebel hatte sich gehoben, ja, er erkannte, dass es in Wahrheit eine dichte Wolkendecke war, die sich auf den Hang gelegt hatte. Nun hatte er beinahe freie Sicht auf das weite Land, denn nur noch vereinzelt hingen Wolkenfetzen bis auf den Grund des langen, sanft abfallenden Hanges hinab. Er sah Berge, rechts und links, doch waren sie bei weitem nicht so mächtig und beeindruckend wie jene, die hinter ihm lagen. Und zwischen diesen Bergen streckten sich sattgrüne Wiesen und Wälder, die sich in der Ferne zu einem einzigen dampfenden Grün verdichteten. Vor ihm lag das Tiefland mit seinem Urwald, von dem er bisher nur gehört hatte, und irgendwo in diesem Wald lag der Regentempel.
Der Lärm der Fremden hinter ihm war wieder verklungen. Er hatte also noch Vorsprung. Aber gerade als er erleichtert aufatmete, nahm er im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Dort im hohen Gras jenes Hügels, dessen steiler Kamm ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre, bewegte sich einen Schlange – eine Schlange, die aus vielleicht tausend Männern bestand – Rumi-Nahui und seine Huanca kamen. Kemaq stöhnte. Der lange Hang vor ihm bot mit Sträuchern und Bäumen etwas Deckung, aber bei weitem nicht genug, um so vielen aufmerksamen Augen zu entgehen. Zu seiner Rechten begann ein lichter Wald, der sich am Fuß des nächsten Berges entlangzog. Es war ein Umweg, aber es schien ihm doch besser, als sich über das offene Feld zu wagen. Du bist ein Chaski – du kannst ihnen allen davonlaufen, widersprach seine innere Stimme. » Aber ich bin auch müde, verletzt und hungrig, ich will es nicht darauf ankommen lassen«, murmelte Kemaq. Er blickte zum Himmel. Es würde bald dunkel werden, dann könnte er sich übers offene Feld wagen. Bis dahin brauchte er so viel Deckung wie möglich.
Ihr nächstes Ziel war die Bergfestung, von der man ihnen in Tanyamarka erzählt hatte. Sie beschützte angeblich einen Pass, der es den Drachen ermöglichen würde, die hohen Gipfel zu umfliegen. Mila hatte inzwischen keine Mühe mehr, die Verbindung zu Nabu herzustellen und zu halten. Und so sah sie, als der Drache noch einmal zurückblickte, die Stadt mit der brennenden Ruine des Palastes in ihrer Mitte, und westlich davon den Wald, durch den sich der immer noch schwelende Brand fraß.
» Wenn es nicht bald regnet«, sagte sie, » wird dieses Feuer noch das ganze Land verzehren.«
» Ich weiß nicht«, entgegnete Nabu, » ob ein bisschen Regen ausreicht, dieses Feuer zu löschen.«
Es dämmerte bereits, und die Flammen des Bildes, das Mila sah, wurden dunkler, als Nabu brummte: » Ich glaube, wir bekommen Besuch.«
» Besuch?«, fragte Mila verwirrt. Sie sah nicht, was der Drache meinte. Dann hörte sie einen Ruf. Horus, der die Spitze übernommen hatte, antwortete.
» Baal und Amun-Ra«, erklärte Nabu zufrieden.
Mila runzelte die Stirn. Das waren die Drachen, die in Chan Chan geblieben waren. » Wie haben sie uns gefunden?«, fragte sie.
» Sie sind dem Feuer gefolgt, und ich meine nicht das in der Stadt oder im Wald. Wie ich es dir schon sagte, Prinzessin.«
» Es ist also wahr, dass ihr jetzt immer wisst, wo die anderen Drachen sind?«
» Das war früher schon so, nur dass unsere Flammen in letzter Zeit schwach geworden sind. Jetzt leuchten sie hell wie einst, und es erstaunt mich, dass du sie nicht sehen kannst, Prinzessin.«
» Ich bin ein Mensch, kein Drache, Nabu.«
» Du
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