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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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und ich glaube, Ihr könntet uns auf andere Weise mehr von Nutzen sein. Bringt Euch in Sicherheit, Fray Celso, und schreibt auf, was hier geschehen ist, denn sonst werden nur die Lügen der Pizarros die alte Heimat erreichen.«
    » Ich kann nicht schreiben. Also kann ich auch bleiben«, gab sich Ruiz stur.
    » Aber du musst den Fray sicher nach Chan Chan geleiten, Ruiz«, erklärte Mila sanft.
    » Ich begreife Euch nicht, Condesa«, rief der Mönch. » Wenn ich es richtig verstanden habe, wollt Ihr nur auf die andere Seite dieses Berges und Don Hernando bestrafen. Doch so wie Ihr redet, könnte man meinen, keiner von Euch würde zurückkehren!«
    » Das ist vielleicht auch so, Vater. Mit diesen Bergen beginnt das Land der Chachapoya, und wir wurden gewarnt, dass dort unser Verhängnis auf uns wartet. Sir William und Schamasch haben das bereits erfahren müssen. Und auch Marduk ist doch am Fuß dieser Berge gefallen.«
    » Dann fliegt eben einfach nicht dorthin!«, rief Ruiz.
    Mila war gerührt, dass die beiden Männer versuchten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, aber sie wusste, dass es dafür zu spät war. Die Drachen wollten über die Berge. Sie würde sie nicht im Stich lassen.
    Noch nie in seinem Leben hatte Kemaq so dichten Nebel erlebt. Er konnte kaum fünf Schritte weit sehen und kam nur langsam voran. Der Felsenkamm war zu seiner Rechten. Er wusste, er musste irgendwann zu dem Durchbruch kommen, den er am Mittag gesehen hatte. Seine Feinde waren vom Nebel verschluckt worden. Ihm war gewesen, als hätte er die Yunga jammernd davonlaufen hören, und dann hatte einer der Fremden noch einmal aus seinem Donnerrohr geschossen. Doch danach war es unheimlich ruhig geworden. Auch die Stimmen konnte Kemaq nicht mehr hören. Wolkenvolk und Nebelkrieger, so nannte sein Volk die Chachapoya. Er hatte jetzt begriffen, dass es einen guten Grund für diese Namen gab. Er tastete sich weiter voran. Der Felsen trat zurück, und als er angestrengt lauschte, meinte er, den Bach zu hören, dem er am Morgen gefolgt war. Er schritt langsam weiter, und der Nebel ließ ihm seine Schritte unnatürlich laut erscheinen – fast, als wären dort noch mehr Männer mit ihm unterwegs. Und dann waren da die Schatten. Er hielt sie zunächst für Bäume, aber als er zu ihnen hinlief, weil er froh war, überhaupt etwas anderes als Felsen und diese zermürbenden dichten weißen Schleier zu sehen, waren sie plötzlich verschwunden.
    » Weiter, Kemaq«, flüsterte es kühl.
    » Pitumi? Wo bist du?«
    » Du musst dem Bach folgen, bis an den Fluss«, wiederholte die Stimme das, was auch Payakmama schon zu ihm gesagt hatte.
    Er fuhr herum, das Wispern schien ihn zu umschleichen. Und da waren andere, viel unfreundlichere Stimmen, die einander fremdartige Worte zuraunten.
    » Warum zeigst du mir den Weg nicht?«, rief er. » Warum begleitetest du mich nicht?«
    » Ich kann nicht«, hauchte es kalt, und dann verstummte das Flüstern. Aber aus größerer Entfernung wehten jetzt andere Laute heran: der Tritt schwerer Stiefel, raue Stimmen und das Klirren von Erz auf Erz – die Fremden. Es waren viele, und sie waren ihm dicht auf den Fersen.
    Es gelang dem Marschall tatsächlich, mit dem Curaca der Stadt eine Übereinkunft zu treffen, und die Ritter des Ordens kamen zu Mila und beglückwünschten sie zu ihrem glänzenden Einfall. Das brachte sie in einige Verlegenheit, denn sie musste sich eingestehen, dass ihr selbst die Tragweite ihres Vorschlages nicht bewusst gewesen war.
    » Und der Curaca hat einfach zugestimmt?«, fragte sie Don Mancebo.
    Der Maure lachte verhalten. » Ich habe nicht alles verstanden, denn der Yunga, der für uns übersetzte, sprach nur gebrochenes Spanisch. Aber der Curaca sagte wohl, es sei Pachakuti, eine Zeitenwende, eingetreten, und das Reich der Inka sei dem Untergang geweiht. Er hofft, dass die fliegenden Götter seine Stadt in den Unruhen, die kommen werden, beschützen können. Allerdings«, so der Ritter weiter, » scheint er nicht zu glauben, dass allzu viele von uns zurückkehren, wenn wir erst einmal auf der anderen Seite der Berge sind.«
    » Hat er auch gesagt, warum er das glaubt?«
    » Er sagte, es sei Zauberland, zu gefährlich für Menschen, aber vielleicht hat hier der Yunga nur falsch übersetzt.«
    » Macht Euch das denn keine Sorgen, Bruder Mancebo?«
    » Warum sollte es, Condesa? Mein Leben liegt in Gottes Hand, hier ebenso wie jenseits dieser Gebirgskette. Doch macht Euch bereit, denn wir werden diese

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