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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Solange er still dort lag, war er sicher. Wenn er aber aufwachte und sich rührte, würde der Gott ihn sehen. Sie hörten das Brechen von Knochen. Plötzlich war es vorbei. Der Gott erhob sich wieder in die Luft, und Blut tropfte aus seinem gewaltigen Maul, das mit einer langen Reihe scharfer Zähne und zwei größeren Hauern bestückt war. Er stieg mit mächtigen Flügelschlägen auf und flog zurück in die Stadt.
    » Ich glaube, er hat nur eines gefressen, obwohl es dort viele gibt«, sagte Pitumi nachdenklich.
    Kemaq war tief erschüttert. » Tamachoc«, flüsterte er schließlich.
    Pitumi schnaubte verächtlich: » Hast du Federn gesehen? Nein? Warum glaubst du dann, dass dieser Gott jener ist, der uns den Regen bringt? Der dort brachte nur Feuer und Tod. Hast du etwa die Chaski vergessen, aus den Botenhäusern, die dieser Gott niederbrannte? Nein, das ist nicht Tamachoc. Hüte dich vor ihm, Läufer!«
    Kemaq nickte betroffen. » Glaubst du, dass es Feinde von Tamachoc sind?«
    » Wer kann das wissen? Die Regenschlange ruht sicher jenseits der Berge, du aber, Chaski, bist hier und solltest dich mehr um dich als um einen Gott sorgen.«
    Eine Weile schwiegen sie, dann fragte die Chachapoya erneut: » Also, kannst du schwimmen, Steinmensch?«
    Kemaq war immer noch tief beeindruckt. Er zuckte mit den Schultern. » Nicht besonders gut, aber es kann doch nicht so schwer sein, unter der Mauer hindurchzuschwimmen«, behauptete er.
    » Es ist aber besser, wenn du schon hier ins Wasser steigst, Kemaq. Die Götter auf den Mauern könnten dich sonst sehen, und vielleicht sehen sie auch, dass du ein Chaski bist. Nein, wir bauen dir ein kleines Floß aus Ästen und Schilf, das wird dich tragen und verbergen. Der Kanal bringt dich in die Mondfestung. Es gibt dort einen Tempel, dessen Priester dir weiterhelfen wird. An der Mauer wirst du vielleicht tauchen müssen. Die Chimú haben einst ein Gitter dort eingezogen, um Angreifer abzuwehren, aber sie haben sich kaum noch um die Mauern gekümmert, seit das Sonnenvolk die Herrschaft über die Stadt errungen hat. Hoffen wir, dass sich das nun, da Chan Chan in der Hand der Götter liegt, nicht schon wieder geändert hat.«
    Mila war ihrem Großonkel über die Treppen hinab in die Katakomben des Palastes gefolgt. Dort, in einer der Kammern, hatte man den Gefangenen eingeschlossen. Einer der Waffenknechte lehnte schläfrig an der Wand, und sie hörte, wie er hastig Haltung annahm, als er den Hochmeister bemerkte. Fray Celso war dabei, den Indio zu verhören. Es war eine ziemlich einseitige Unterhaltung, wie Mila schon auf der Treppe bemerkt hatte, denn sie hörte nur die Stimme des Mönchs, der sich vergeblich abmühte, dem Indio Antworten zu entlocken. Doch nun, als Mila an der Seite des Hochmeisters die Kammer betrat, entfuhr dem Indio ein Laut des Erstaunens.
    » Warum verbeugt er sich jetzt?«, fragte Maximilian von Friedberg.
    » Ich glaube, es ist wieder die Augenbinde«, meinte Fray Celso unsicher.
    » Bist du die Herrscherin dieser Männer?«, fragte der Indio jetzt auf Quechua.
    Der Mönch übersetzte für den Hochmeister.
    » Was soll ich antworten?«, fragte Mila, die nicht lügen wollte.
    » Sag, dass du unter uns einen besonderen Rang einnimmst«, schlug der Hochmeister vor.
    » Und du sprichst Quechua«, stellte der Gefangene erstaunt fest, als sie übersetzt hatte.
    » Ich spreche viele Sprachen«, antwortete Mila, » und ich habe viele Fragen – ich hoffe, du kannst sie mir beantworten.«
    » Ich bin ein Gefangener. Doch habe ich nichts getan, diese Gefangenschaft zu verdienen, Herrin«, antwortete der Indio.
    Nach kurzer Rücksprache mit dem Hochmeister sagte Mila: » Wenn du unsere Fragen beantwortest, wird dir nichts geschehen.« Sie spürte das Misstrauen des Gefangenen und fügte hinzu: » Du hast mein Wort darauf, Priester.«
    » Dann frage«, lautete die schlichte Antwort.
    Mila erfuhr, dass Qumacan, so war sein Name, Hohepriester der Mondgöttin war und dem Volk der Chimú entstammte. Sie wollte wissen, ob der Mann schon vorher Drachen gesehen hatte, denn immer noch fragten sich die Ritter, ob die Inka vielleicht selbst über mächtige Drachen verfügten.
    » Meint ihr mit diesem Wort jene Götter, die euch von den Sternen herabtrugen? Wie könnte ich? Nie sah ich Ähnliches.«
    Auf Drängen ihres Onkels fragte Mila dann nach den Darstellungen auf dem Tempel, aus dem sie den Mann geholt hatten. Sie zeigten, so hatte man ihr erzählt, eine zweiköpfige Schlange,

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