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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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anzunehmen oder abzulehnen, wenn ich richtig verstehe, was hier gesagt wurde. Kein Gesetz steht dem entgegen. Ist es nicht so?«
    » Nun, Comtesse, Ihr denkt doch nicht etwa daran … Denkt an Euren Zustand«, mahnte der Tressler.
    » Mein Zustand ist nicht so jämmerlich, wie Ihr offensichtlich annehmt, Graf Tassilo, ganz im Gegenteil. Ihr mögt mich blind nennen, doch ich sehe deutlich einen mir bestimmten Pfad, den nur ich und kein anderer gehen kann, und ja, ich denke daran, oder nein, ich denke nicht nur daran, ich werde Nabus Wahl mit Freuden annehmen.«
    Kemaq erreichte den Kanal. Er hatte sich durch die Schatten der Festung geschlichen, war Männern und Ankay Yayakuna – Drachen – ausgewichen und sah nun das Tor zur Freiheit vor sich liegen. Er hatte ein ungutes Gefühl, aber es gab keinen anderen Weg. Noch einmal spähte er in alle Richtungen. Erst als er glaubte, dass ihn niemand sehen würde, huschte er hinüber, glitt möglichst geräuschlos ins Wasser und tauchte sofort unter. Er zwängte sich unter dem ersten Gatter hindurch, tauchte auf und zog sich an der Kanalwand zum zweiten. Wieder tauchte er, wühlte sich halb durch den Sand und tauchte außerhalb der Mauern wieder auf.
    Er hatte also den ersten Teil geschafft. Das kleine Floß lag noch dort, wo er es ans Ufer geschoben hatte. Die Mauer ragte hoch über ihm auf. Er befürchtete, dass irgendwo da oben die Fremden Wache gingen, und von dort hätten sie einen guten Blick in den Kanal. Er zog einen belaubten Zweig aus dem Floß, um wenigstens etwas Sichtschutz zu haben. Er würde sich langsam fortbewegen müssen, denn Holz, das gegen die Strömung schwamm, musste Verdacht erregen. Von Schwimmen konnte ohnehin keine Rede sein; er zog sich am Ufer entlang weiter von der Festung weg. Die Sonne war schnell gestiegen, und kein Schatten bot ihm Deckung. Kemaq rechnete seinen Weg durch. Die Botenhäuser in der Wüste waren zerstört, dort würde er weder Nahrung noch Wasser bekommen. Dann würde es bergauf gehen, das würde ihn langsamer machen, und er hatte nur bis Sonnenuntergang Zeit. Er biss die Zähne zusammen. Das Wasser war kalt, und Kemaq zitterte. Er hatte lange nichts gegessen.
    Wenn er es richtig verstanden hatte, hatten die fremden Götter nur die Mondfestung besetzt. Die lag hinter ihm. Er blickte zurück. Auf der Mauer bewegte sich etwas. Einer der Fremden stand dort, kaum einen Steinwurf weit entfernt. Kemaq sah seinen Helm in der Sonne glitzern. Der Mann bewegte sich nicht. Kemaq kauerte im kalten Wasser, nur durch ein paar belaubte Zweige vor fremden Blicken geschützt. Wenn er aus dem Graben hinaus bis in die nahen Felder gelangte, hätte er den gefährlichsten Teil des Weges hinter sich. Dort war die Mauer einer zweiten Festung, von dichten Büschen umwachsen, die ihn verbergen würde. Es war ein kurzer Lauf, einige Sekunden nur, aber er konnte nicht aus dem Graben, solange der Fremde dort oben wachte. Plötzlich zogen schnelle Schatten über ihn hinweg. Kemaq blickte erschrocken nach oben. Hatten sie ihn entdeckt? Drei der fliegenden Götter zogen über der Stadt ihre Kreise. Kemaq blickte noch einmal zur Mauer. Die Wache setzte ihren Weg fort, aber jetzt kreisten die Drachen über ihm. Er konnte den Graben nicht verlassen.
    Hinterher wusste Mila auch nicht, was ihr die richtigen Worte eingegeben hatte. Es war ein seltsamer Moment der Klarheit gewesen. Doch der war nun vorbei. Hatte sie wirklich einen Pfad gesehen? Sie hatte es gesagt, das wusste sie genau, nur war jetzt jede Gewissheit verschwunden, und sie stand verlegen in der Kammer, nur noch mit ihrem Großonkel, der die beiden anderen Ordensmeister gebeten hatte, ihn mit seiner Nichte allein zu lassen. Der Hochmeister war zu einem der Fenster gegangen und blickte hinaus. Jetzt sagte er: » Sie kreisen.«
    » Wer, Onkel?«, fragte Mila.
    » Wenn du sehen könntest, wüsstest du es«, lautete die Antwort.
    » Ich bin nicht so hilflos, wie ihr alle glaubt, Onkel«, sagte Mila mit einem Kloß im Hals. Es tat ihr weh, ihn so niedergeschlagen zu erleben.
    » Ein Ritter sollte mehr als nur nicht hilflos sein, Mila«, erwiderte der Hochmeister. » Ja«, fuhr er fort, » ein Ritter hat doch die Aufgabe, die Hilflosen zu beschützen. Glaubst du, dass du das kannst?« Bevor Mila antworten konnte, fuhr er fort: » Ich weiß, die alten ritterlichen Ideale gelten in dieser neuen Zeit nicht sehr viel, aber wie sieht es mit dem Kampf aus? Ich weiß, dein Vater hat dafür gesorgt, dass du im

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