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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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Drachenversammlung. Was soll‘s. Drachen können warten, wenn es sein muss hundert Jahre.
Wenn das alles vorbei ist, fresse ich die ganze Bande. Mit einem Happs.
    Mit diesem Gedanken hob er ab, drehte noch ein paar Runden um den Berg und landete wieder in seiner Höhle. Die Kinder hatten dort gespielt. Er roch es.
    Rosa saß an die Felswand gelehnt und flocht Weidezweige für ein weiteres Bett. Es war beinahe fertig. Wortlos ging er an Rosa vorbei und legte sich auf seinen Platz. Er schlief jetzt immer direkt vor der Ausbuchtung, in der sein Schatz lag. Er brauchte nicht mehr aufzupassen, dass Rosa weglief. Sie würde niemals ihre Kinder zurücklassen. Er passte nur auf, dass die Kinder in der Höhle blieben. Leise knurrte er vor sich hin. Aus der kleinen Höhle ertönte Kinderlachen.
    Rosa spürte seinen Unmut und kam zu ihm hinüber. Ihr Bauch war prall, das Baby sollte bald kommen.
    Sie streichelte Tumaros über die Nüstern. »Was ärgert dich, mein großer, prächtiger Drachenkönig?«
    »Was mich ärgert? Die Kinder sollen nicht in meiner Höhle spielen.«
    »Aber ...»
    »Sag nichts. Ich kann sie riechen. Wann wirst du dich daran halten?«
    »Ich halte mich doch daran. Sie sind ruhig, so gut es geht. Ich kann sie doch nicht fesseln.«
    »Und warum nicht? Das wäre doch mal eine gute Idee.«
    »Tumaros!« Rosa ging ein paar Schritte zurück. Sie schaute ihn an.
    »Genau das meine ich, Rosa. Du hast keinen Respekt mehr vor mir. Du widersprichst mir. Du tust nicht, was ich dir sage.« Mit leiser, knurrender Stimme ging er auf sie zu. Rosa wich immer weiter zurück. Schritt für Schritt, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Ihre Beine zitterten. Ihr Herz blieb beinahe stehen.
    »Sorge dafür, dass die Kinder ruhig sind, sonst ...«
    »Ooooohhhh ...«
    Rosa hielt sich mit beiden Händen den Bauch und sank auf die Knie.
    Tumaros erschrak. »Was ist mit dir?«
    »Das Baby, ich glaube das Baby kommt.«
    »Schon wieder ein verdammtes Kind.« Er drehte sich um, ging zu seinem Platz, legte sich hin und schloss die Augen. Beide.
    Rosa stand auf und wankte in ihre Höhle.
    »Legt euch ins Bett und macht die Augen zu«, sagte sie mit scharfem Tonfall. Emil, Ella und Letizia verschwanden in ihre Betten und zogen sich ihre Decken über den Kopf.
    Rosa hockte sich in eine Ecke. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Sie presste die Lippen aufeinander, bloß leise sein. Der Raum begann, sich um sie zu drehen. Sie musste sich festhalten. Ich schaffe das. Verdammt, ich schaffe das. Endlose Minuten vergingen, verdichteten sich zu Stunden. Wie lange? Rosa wusste es nicht. Dann lag er vor ihr, ein winzig kleiner Junge. Rosa wischte sich den Schweiß aus der Stirn, nahm ihn hoch und betrachtete ihn. Seine Augen waren blau, blauer als der strahlendste Himmel. Sein Fell war schwarz, schwärzer als die dunkelste Nacht. Er ist ein Drache, dachte Rosa, ganz Bär und ganz Drache. Sie drückte ihn an sich und wollte ihn nie mehr loslassen. Er war so wunderschön. Tumaros wird stolz sein, wenn er ihn sieht.
    Rosa legte sich mit ihrem Neugeborenen auf ihr Bett. Sorgfältig trocknete sie sein Fell, bis es glänzte. Er gluckste zufrieden vor sich hin. Seine kleinen Hände waren zu Fäusten geballt und an die Brust gezogen.
    »Du bist stark, mein Kleiner«, flüsterte Rosa in sein Ohr. »Ich nenne dich Bernhard. Du bist hart wie ein Drache und stark wie ein Bär.«
    Die Nacht verging ohne Schlaf, aber Rosa konnte sich nicht sattsehen an ihrem jüngsten Sohn und bemerkte nicht, wie die Zeit verging.
    Gegen Morgen fiel sie in einen leichten Schlummer und lief im Traum über eine Blumenwiese. Die Sonne schien herrlich, und als sie zum Himmel blickte, sah sie unzählige Sterne, die heller strahlten, als die Sonne. Ihre Strahlen bündelten sich zu einem einzigen, trafen auf Bernhard und hüllten ihn in ein helles Licht, bis er ganz erleuchtet war und mit den Sternen das Sternenlied sang, das so schön war, wie es nur im Traum sein kann.
    »Hab ich jetzt auch so einen Bruder wie Ella, Mama?« Letizia riss sie aus dem Schlaf.
    Rosa nahm sie hoch und küsste sie sanft auf die Stirn. »Ella hat einen Zwillingsbruder, Schatz, aber Emil ist auch dein Bruder. Schau, Liebes, jetzt hast du zwei Brüder.«
    Letizia sah ihn sich genau an. »Er hat ja blaue Augen?«
    »Ja, er hat blaue Augen, wie euer Vater. Komm unter meine Decke. Wir wollen noch ein bisschen still sein, bis Emil und Ella wach sind.«
    Darauf mussten sie nicht lange warten, denn die

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