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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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Richtung, verfehlte sie nur knapp. Rosa wurde blass. Schweiß rann ihr von der Stirn. Ihr Herz raste. Sie wollte noch etwas sagen. Ihre Stimme versagte. Sie wich immer weiter zurück. Tumaros kam hinterher, spie Feuer, immer noch mal, immer knapp an Rosa vorbei, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand.
    »Tumaros. Hör auf. Bitte!« Tränen schossen aus ihren Augen. Ihre Knie zitterten. Sie versuchte, sich an der Wand festzuhalten. Tumaros machte weiter. Ein Feuerstrahl ging knapp an ihrem Kopf vorbei, versengte ihr Haupthaar. Wild schlug sie sich mit den Händen auf den Kopf, schrie, bis sich ihre Stimme überschlug.
    Dann ließ Tumaros von ihr ab. Sie rannte nach draußen zur Quelle und hielt ihren Kopf ins Wasser. Es brannte höllisch. Der Schmerz raubte ihr den Atem. Sie schloss die Augen, schnappte nach Luft. Die Kinder, ich muss zu ihnen. Sie rannte durch die Höhle. Tumaros lag wieder in seiner Ecke, nahm keine Notiz von ihr. In der Luft lag der Gestank von verbranntem Bärenfell.
    Bernhard lag auf seinem Bett und weinte.
    »Bernhard mein Schatz. Geht es dir gut? Bist du in Ordnung?« Rosa nahm ihren Jüngsten auf den Arm. Die anderen kamen angelaufen und hielten sich an ihren Beinen fest.
    »Es tut mir so leid, Mama. Ich wollte das nicht. Ehrlich.« Mit tränenverschmiertem Gesicht sah Bernhard sie an.
    Rosa drückte den Kleinen an sich. »Es ist meine Schuld. Du kannst nichts dafür, gar nichts.«
    »Wo sind deine Haare, Mama?« Letizia schaute zu ihr auf.
    Rosa war froh, dass sie sich jetzt nicht sehen konnte. »Die Haare wachsen wieder, ein paar Tage, dann sind sie wieder da.«
    »Warum tut Papa so was?«, schluchzte Emil. Rosa antwortete nicht.
    Bernhard schlang seine Arme fest um ihren Hals. »Wenn ich groß bin, beschütze ich dich.«
    Die Pilze waren leider draußen geblieben. Sie hatten noch Beeren, die mussten reichen. Aber es war auch kein Wasser mehr da. Rosa war ratlos, hoffte, dass niemand Durst bekäme. Aber sie wusste, wie unsinnig das war.
Morgen sind die Wogen geglättet,
dachte sie,
dann kann ich zur Quelle.
    Die Kleinen hielten aus, bis zur Mitte der Nacht.
    »Ich habe Durst, Mama«, weinte Ella. Bernhard konnte sie noch stillen. Auch ihre eigene Kehle brannte. Das Weinen wurde lauter. Rosa schaute in die Drachengrotte. Tumaros lag dort mit geschlossenen Augen. Zum Ausgang war es weit.
    Der Vollmond tauchte die Halle in ein sanftes Licht. Der Brandgeruch lag noch immer in der Luft. Rosa traute sich nicht hindurch. Ihr Kopf schmerzte. Aber sie musste es wagen und nahm ein Gefäß mit. Vielleicht tat es Tumaros ja leid und er entschuldigte sich?
    Er beachtete sie nicht. Mit klopfendem Herzen betrachtete sie ihn. Etwas war anders. Auf seinem Kopf und seinem Hals sah sie kleine Tropfen, die im Mondlicht schimmerten. Warum hatte sie die noch nie gesehen?
    Die Neugier trieb Rosa voran, bis sie vor Tumaros stand. Er lag regungslos. Einzelne Tropfen fingen an herunterzulaufen. Instinktiv nahm Rosa ihre Schale und fing sie auf. Immer mehr kamen, bis die Schale gefüllt war.
Es ist wie Tau,
dachte Rosa,
Drachentau
. Sie trank, ohne zu überlegen, einen Schluck. Es schmeckte wie klares kühles Wasser aus einer Bergquelle. Sie leerte die Schale und fing neuen Tau auf. Eilig ging sie damit zu ihren Kindern. Gierig tranken sie. Dann schliefen sie, so tief und fest, mit so schönen Träumen, wie noch nie in ihrem Leben.
    Die Morgensonne weckte Rosa. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so ausgeschlafen und munter gewesen war. Musste schon lange her sein, wahrscheinlich als Kind. Die Kleinen rührten sich nicht. Rosa ging hinaus zu ihrer Quelle und trank. Dann füllte sie einen Eimer für die Kinder. In einer Pfütze konnte sie ihr Spiegelbild sehen. Ihr Kopfhaar war versengt, nur einige Stoppel waren übrig. Über dem rechten Ohr zeigte sich eine hässliche Brandwunde. Sie schmerzte. Rosa seufzte tief. Was war bloß in Tumaros gefahren? Wie konnte er so etwas tun? Er war ein Drache, deshalb hatte er nicht das Recht, sie so zuzurichten. Aber war sie nicht auch schuld? Sie wusste doch, dass er Ruhe brauchte. Sie hätte einfach besser aufpassen sollen.
    Am Boden lagen noch die Pilze vom Abend. Sie waren verdorben. Rosa schob sie zur Seite und eilte zu den Kindern.
    Bernhard schlug als Erster die Augen auf. »Mama, ich hab sooo schön geträumt.«
    »Das ist schön, mein Schatz. Schau hier, ich hab‘ Wasser. Möchtest du trinken?«
    Bernhard kam angelaufen und trank mit langem Zug.
    »Hör

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