Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
Vom Netzwerk:
brachte viele warme Tage und laue Nächte. Ella und Emil blieben in ihrer Höhle. Aber sie waren neugierig und Rosa musste genau beschreiben, wie es draußen aussah. Es musste sehr gefährlich sein, wenn ihr Vater sie so gut beschützte.
    Rosa entdeckte eine neue Beschäftigung. Sie schliff sich einen Löffel aus Tumaros Schatz am Felsen scharf und schnitzte sich aus Baumscheiben Schüsseln und Becher. Seit sie die Kleinen nicht mehr stillte, brauchte sie ein Gefäß zum Wasserholen. Den Baum hatte Tumaros für sie gefällt. Es war eine Kleinigkeit für ihn. Mit einer Axt schlug sie mühsam Scheiben davon ab.
    Auch wenn die Kinder sie den ganzen Tag in Atem hielten, wollte Rosa sie nicht missen. Wie gerne wäre sie mit ihnen zu Jakob gegangen und hätte sie ihm vorgestellt. Rosa seufzte tief. Sie war nicht mehr allein und fühlte sich doch einsamer, als jemals zuvor. Emil hatte viel Ähnlichkeit mit ihrem Vater Boris, und Ella hatte viel von Lena. Rosa freute das. So waren ihre Eltern ein kleines bisschen bei ihr. Hoffentlich ergab sich bald eine Gelegenheit, mit Tumaros zu reden. Lange würde sie die Kleinen in der Höhle nicht mehr halten können. Sie waren wild und dickköpfig, ganz wie Bären und ganz wie Drachen.
    Tumaros schlief. Er schien sich für gar nichts zu interessieren, solange sich alle an seine Regeln hielten. Auch nachts stand er nicht auf, sehr selten nur machte er mit Rosa einen Flug. Es kümmerte ihn nicht, dass Rosa mit ihm reden wollte und immer häufiger achtete er nicht darauf, dass sie in der Nähe blieb. Aber das wusste Rosa nicht. Manchmal flog er alleine, dann erlaubte Rosa den Kindern durch die Höhle zu toben. Aber zum Schatz durften sie nicht und woher die Knochen kamen, erklärte sie auch nicht. Sie hielt Wache im Höhleneingang und stieß einen Pfiff aus, wenn er zurückkam. Tumaros roch es, aber er sagte nichts, hob sich den Groll für andere Gelegenheiten auf.
    Mit dem Herbst kamen die kürzeren Tage, Rosas Bauch wurde rund und prall und sie gebar ein wunderschönes Mädchen.
    Voller Stolz zeigte sie es Tumaros. »Schau Tumaros, du hast eine Tochter.«
    »Soso, noch ein Bär in meiner Höhle.«
    »Ich habe sie Letizia genannt.«
    »Letizia? Was ist das für ein alberner Name?«
    »Es ist ein königlicher Name. Schließlich hat sie einen königlichen Vater.« Rosa sah Tumaros fest in die Augen.
    »Es ist ein Bär und kein Drache.«
    Er wollte sich abwenden, aber Rosas Blick hielt ihn fest.
    »Sie ist ein Bär und sie hat dein Blut. Drachenblut.«
    Knisternde Stille folgte bis Tumaros den Kopf wegdrehte und sich betont gelangweilt zum Schlafen legte.
    »Wenn du meinst.«
    Rosa ging zurück in ihre Höhle. Ein klein wenig triumphierte sie, aber nicht zu viel, denn sonst würde er wütend werden.
    Und er war wütend, aber er zeigte es nicht. Noch nicht.
    Die wärmende Frühsommersonne zeigte ihre letzten Strahlen am Himmel, tauchte ihn in ein brennendes Rot und verabschiedete sich als leuchtender Feuerball. Tumaros saß auf der Spitze des einsamen Berges und beobachtete das Schauspiel. Seine Gedanken waren in der Drachenhöhle.
    Verflixt! Was tun Drachen, wenn sie nicht gerade rauben, brandschatzen und Bären fressen? Sie schlafen. Und konnte er schlafen? Nein. Diese Bärenzwerge hatten seine Höhle in einen Kindergarten verwandelt. Sie gehorchten nicht, waren nicht ruhig und Rosa entschuldigte sie ständig. Was war schwer daran, einfach nichts zu sagen? Er überlegte, sie zu fressen. Aber was würde Rosa dann tun? Seit diese Kinder da waren, stellte sie sich ständig vor sie. Am Ende würde sie auch sterben, wenn die Kinder weg wären. Der Geier wusste, was sie an diesen Blagen fand.
    Aber er brauchte Rosa. Noch. Um nichts in der Welt hätte er sich eingestanden, dass Rosa mehr für ihn war als nur ein Schatz. Er war noch nie so bewundert worden, besonders, wenn sie zusammen flogen. Aber wann flogen sie schon mal? Ständig ging es nur um diese Gören. Und jetzt erwartete sie schon wieder eins. Dann waren vier von diesen kleinen Ungeheuern in seiner Höhle. Wenn das die anderen Drachen sahen, dass er Bärenkinder in seiner Höhle hatte. Nicht auszudenken, das Gelächter. Ach was, wie sollten sie das schon merken? Außerdem hatten sie Respekt vor ihm, weil er stark war. Aber Rosa, die hatte immer weniger Respekt, stellte Forderungen an ihn, er sollte sie hinausgehen lassen. Er würde ihr schon zeigen, wer Herr in der Drachenhöhle ist. Aber er musste vorsichtig sein, wenigstens bis zur

Weitere Kostenlose Bücher