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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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zu, Schatz. Ich gehe noch mal in den Wald und suche uns Pilze zum Frühstück. Gehe in dein Bett und warte, bis ich wiederkomme. Sage deinen Geschwistern, wo ich bin, wenn sie aufwachen. Hast du mich verstanden?«
    »Ich will aber mitkommen, Mama.« Bernhard verzog das Gesicht.
    »Du kannst nicht mitkommen«, seufzte Rosa. »Das weißt du.«
    »Das weiß ich gar nicht. Wieso kann ich nicht mit?«
    »Es ist zu gefährlich.«
    Bernhard kletterte auf ihren Arm. »Aber ich bin stark.« Er ballte die Fäuste.
    »Ja, das bist du. Aber nicht stark genug.« Sanft setzte sie ihn wieder ab. »Sei jetzt lieb, mein Schatz. Ich bin gleich wieder zurück.« Am Torbogen drehte sie sich noch einmal um. »Und gehe nicht über die Schwelle!«
    Eilig suchte sie im Wald nach Pilzen. Jetzt im Frühherbst wuchsen sie reichlich. Der Korb war schnell gefüllt. Auch Beeren waren leicht zu finden. Blaubeeren, aber auch solche, deren Namen Rosa nicht kannte und die köstlich schmeckten. Schnell ging sie zur Weide und schnitt ein paar Zweige. Sie sehnte den Winter herbei, wenn Bären wieder mehr schlafen, und es nicht so schwierig war, die Kinder zu beschäftigen. Wie sollte das bloß weitergehen? Ewig würde sie die Vier nicht in der kleinen Felsenhöhle halten können. Welche Chance hatten sie, wenn es zum Kampf mit Tumaros kam? Sie musste sich etwas einfallen lassen. Aber was?
    Für heute hatten sie genug Beschäftigung. Rosa hatte besonders dünne Zweige geschnitten und zeigte ihrer kleinen Bande, wie man ein Mikado-Spiel herstellt.
    Auch Bernhard war schon äußerst geschickt. »Was sind das für Zweige?«, fragte er.
    »Es sind Weidenzweige.«
    »Tut es der Weide nicht weh, wenn du sie schneidest?«
    »Nein Schatz, das merkt sie gar nicht.«
    »Kann ich die Weide mal sehen?«
    Rosa seufzte. »Ich male sie dir auf.« Sie hatte ein paar kleine Steine gefunden, mit denen man auf Felsen malen konnte. Mit wenigen Strichen zeichnete sie eine Weide auf den Boden. Ella, Emil, Letizia und Bernhard versammelten sich neugierig um sie herum.
    »So sieht eine Weide aus?« Emil runzelte die Stirn. Dann versuchte er, auch etwas zu malen.
    Rosa sah ihm zu. Na klar, das war die Lösung! Die Vier mussten in die Schule! Wenn der Frühling kam, würde sie mit Tumaros reden. Ihr musste etwas einfallen, womit sie ihn überzeugen konnte. Wenn sie zur Schule gingen, dann kämen sie hier heraus und sähen den Wald. Und Tumaros hätte seine Ruhe.

Auch du kannst zaubern
    Der Schnee hatte das Land zugedeckt und sogar den Finsterwald in ein helles Fleckchen verwandelt. Klirrender Frost lag in der Luft. Die Sonne kam erst spät heraus und ging früh wieder unter. Bernhard saß auf der Schwelle im Torbogen und schaute in die Höhle. Die tief stehende Wintersonne war manchmal durch den Höhleneingang sichtbar. Sein Vater lag vor seiner Schatzkammer und selbst das spärliche Licht brach sich mit jedem einzelnen Strahl in den Juwelen auf seinem Panzer und ließ sie funkeln.
    Bernhard schloss die Augen, streckte seinen Arm aus und stellte sich vor, er würde sie berühren. Nur ein einziges Mal.
    »Bernhard. Komm da weg. Wir sollen nicht über die Schwelle.« Emil war aufgewacht.
    »Ich bin nicht drüber. Ich sitze auf der Schwelle.«
    »Deinetwegen kriegt Mama immer Ärger.«
    »Kriegt sie nicht.«
    Emil kam angelaufen und fasste Bernhards Arm. Dieser ließ sich ziehen, ging wieder in sein Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Letizia hatte die Szene beobachtet. Sie streckte Emil die Zunge raus, legte sich zu Bernhard und streichelte über seine Decke, bis er wieder hervorkam und sie mit verweinten Augen anschaute.
    »Fragst du dich auch, wie es draußen aussieht?«
    Letizia zuckte mit den Schultern. »Ja, manchmal schon.«
    »Ich habe die Sonne gesehen, wenn sie direkt in die Höhle scheint. Sogar den Mond habe ich schon gesehen. Und dann die ganzen Blätter, die Mama immer mitbringt. Bäume sind bestimmt riesengroß.« Er stand auf und streckte die Arme in die Luft.
    Letizia schüttelte den Kopf. »Ich stelle es mir eher unheimlich vor. Was ist, wenn die Bäume mit ihren Ästen die Bären hauen. Das tun sie bestimmt auch bei Mama.«
    »Bei Mama? Glaubst du, die Bäume sind schuld, dass ... Mama?« Den Rest wagte er nicht auszusprechen.
    Letizia schaute auf den Boden. »Keine Ahnung.«
    Die beiden kuschelten sich zusammen. Bernhard dachte nach. Rosa hatte bizarr geformte Schiefertafeln und kleine Steine, mit denen man darauf malen konnte, aus dem Wald mitgebracht.

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