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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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nicht, sich zu rühren, aber deutlich sah man ihr Zittern. Rosa schüttelte die Bilder ab. Seufzend beschloss sie zurückzugehen und schlich leise durch die Halle.
    »Rosa«, ertönte Tumaros dunkle Stimme.
    »Tumaros?«
    »Komm zu mir, Rosa.«
    Zitternd gehorchte sie, gezogen von seinem Blick, bis sie seine Nüstern berühren konnte.
    »Stört dich etwas?«, fragte sie mit schwerer Zunge.
    »Leg dich zu mir.«
    Zögernd ließ sie sich nieder und lehnte sich an ihn. »Der Himmel ist bedeckt, aber es müsste Vollmond sein«, begann sie ein Gespräch.
    »Es ist Vollmond.«
    »Kannst du den Mond spüren?«
    »Ich kann ihn sehen.«
    »Durch die Wolken?«
    »Durch den Felsen.«
    Rosa horchte auf. Tumaros sprach selten mit ihr. Vielleicht war jetzt ein guter Zeitpunkt, die Schule ins Gespräch zu bringen. »Tumaros, ich würde gerne mit dir reden.«
    Er blieb unbewegt. »Worüber?«
    »Über die Kinder.«
    »Es gibt nichts zu reden über die Kinder.«
    Sie holte tief Luft. »Sie werden immer größer. Wie lange müssen sie in der kleinen Höhle bleiben?«
    »Wie lange? Für immer.«
    Rosa schloss die Augen. Sie schluckte und sprach weiter. »Ich weiß, es sind deine Kinder, du bestimmst, was gemacht wird.«
    Tumaros knurrte leicht. »Worauf willst du hinaus?«
    Sie stand auf und blickte ihm in die Augen. »Ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn sie zur Schule gehen.«
    Tumaros warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Schule? Was für ein Unsinn. Drachen gehen in keine Schule.«
    Rosa wartete, bis er sich beruhigt hatte. »Nur einmal in der Woche.«
    Wieder ein leises Knurren. »Hast du mich nicht verstanden?«
    »Doch ... habe ich. Tut mir leid.« Sie sank auf ihre Knie. Schweigen. Nach einer Weile stand sie auf und ging zu ihrem Bett. Tumaros schaute ihr nach.
    Rosa musste zwei Vollmonde warten, bis sie ihren kleinen Freund wiedersehen konnte. Die Nächte waren noch frostig, aber die Tage milder und Frühlingsboten zeigten sich. Bei sternenklarem Himmel saß Rosa bei ihrer Quelle und wartete.
Wenn ich doch noch einmal auf meinem Drachen fliegen könnte und das Sternenlied hören,
dachte sie und lauschte in die Dunkelheit hinein. Aber die Sterne blieben stumm. Ihr Lied brauchte den Widerhall eines glücklichen Herzens. Endlich saß das kleine grüne Wesen neben ihr.
    »Lobelius«, flüsterte Rosa leise. »Da bist du ja.«
    Sie bot ihm ihre Hand und er setzte sich drauf. »Wie geht es dir? Du siehst schrecklich aus.«
    Rosa senkte schnell den Blick. »Warum bist du hierher gekommen?«
    Der Blumenelf setzte sich auf ihre Schulter. »Warum? Das fragst du? Ich habe drei Jahre diesen Tarnzauber geübt.« Er flog auf die andere Schulter. »Dachte, du kannst vielleicht Hilfe gebrauchen.«
    »Mir kann niemand helfen. Ich bin hier oben gefangen, ich und meine Kinder.«
    »Du hast Kinder? Es ist ja schlimmer, als ich dachte. Wie viele seid ihr?«
    »Ich habe vier Kinder.«
    »Sind es Drachen?« Lobelius schwirrte wieder um Rosas Nase. Sie bot ihm noch mal ihre Hand.
    »Es sind Bären, alle vier. Eines hat blaue Augen.«
    »Ein brauner Bär mit blauen Augen?«
    »Nein, ein schwarzer Bär mit blauen Augen.«
    Der Blumenelf überlegte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Sag mir, wie ich Tumaros überreden kann, die Kinder zur Schule zu lassen. Er lässt sie niemals raus. Sie werden verrückt, da drinnen.«
    »Die Drachenbraut weiß nicht, wie sie mit dem Drachen reden muss?« Lobelius flog wieder vor ihr Gesicht, fasste mit beiden Händen ihre Nasenspitze und sagte mit tiefer Stimme: »Schau ihm in die Augen. Auch du hast Zauberkraft.«
    »Aber, ich ...«
    Der Blumenelf war verschwunden.
    »Wird es zur Angewohnheit, dass du Selbstgespräche führst?« Tumaros schickte einen Feuerstrahl in die Luft. Rosa schloss die Augen, ihre Hände wurden feucht.
    »Nein, natürlich nicht.« Sie stand auf und schaute dem alten Drachen direkt in die Augen. »Es wird nicht wieder vorkommen, wenn es dich stört.«
    Sie schauten sich an. Tumaros knurrte leise und trottete zurück in seine Höhle. Rosa schaute ihm nach.
Stimmt ja,
dachte sie,
auch ich kann ihn mit meinem Blick beeinflussen. Heute wird ein guter Tag.
    Rosa wartete ab, dann ging sie zu ihm. »Tumaros, darf ich mich ein wenig zu dir setzen?«
    Er schaute sie an. »Ja, komm. Was willst du?«
    Rosa setzte sich zu ihm. »Nur ein bisschen bei dir sein.«
    »Sag lieber gleich, was du willst.«
    Gut, dann komm ich eben gleich zur Sache,
dachte Rosa, stand auf und suchte seinen Blick. Er

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