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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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schaute sie verwundert an, ließ sich darauf ein, nicht ahnend, was sie vorhatte. Sie konzentrierte sich, hielt ihn mit den Augen fest.
    »Die Kinder müssen in die Schule. Bären brauchen Bildung, sonst werden sie immer lauter und lassen uns gar nicht mehr in Ruhe.« Sie wandte den Blick nicht ab.
    »Wie stellst du dir das vor? Wo sollen sie zur Schule gehen? Wie kommen sie dahin?«
    Rosa wurde ein wenig schwindelig, aber sie hielt ihm stand. »Sie sollen im Bärendorf zur Schule gehen, in Mühlenau. Du musst ihnen einen Weg durch den Wald schaffen. Das kannst du doch?«
    Tumaros knurrte. »Gib mir eine Stunde Zeit. Bei Morgengrauen geht ihr los.« Er stand auf und ging zum Ausgang. Rosa zitterten die Knie. Sie schaute ihm hinterher. Aber bevor er abflog, drehte er noch mal um, warf den Kopf in den Nacken und schickte einen Feuerstrahl zur Felsendecke. Rosa drohten die Knie zu versagen. Sie roch schon verbranntes Bärenfell.
    »Wenn du nicht zurückkommst mit den Kindern, dann werde ich dich holen, das ganze Dorf abfackeln und diesmal bleibt keiner am Leben. Und mit niemandem redest du ein Wort. Ich werde es merken. Verlass dich drauf.«
    Mit diesen Worten flog er ab. Rosa sank zu Boden und sah auf ihre geballten Fäuste. Sie hörte ihr Herz schlagen, immer lauter, wie ein kleiner Rhythmus, der das Kribbeln in ihrem Bauch untermalte. Langsam stand sie auf und schaute zum Ausgang. Sie hatte es geschafft.
    Tumaros blieb eine Stunde weg, dann kam er wieder, ging wortlos zu seinem Platz, rollte sich ein und schlief. Rosa hatte an der Schwelle auf ihn gewartet. Neugierig ging sie aus der Höhle. Der Anblick, der sich draußen bot, war entsetzlich. Es war eine Spur der Verwüstung, als wäre Tumaros einfach durch den Wald getrampelt, hätte die Bäume ausgerissen und zur Seite geworfen. Und genau so ist es gewesen. Aber es war ein Weg, ein Weg nach Hause. Am Horizont zeigte sich das erste Rot der aufgehenden Sonne.
Wir müssen uns beeilen,
dachte Rosa,
bevor Tumaros es sich anders überlegt.
    »Was ist denn los, Mama?« Letizia rieb sich die Augen.
    »Wir gehen ins Bärendorf nach Mühlenau. Ihr kommt in die Schule«, sagte Rosa und rüttelte die kleinen Bären wach.
    »In die Schule? Wirklich?« Bernhard sprang aus dem Bett.
    »Aber wir dürfen nicht raus«, wandte Emil ein.
    »Heute dürfen wir raus«, antwortete Rosa, während sie ein paar Sachen zusammensuchte.
    »Und wie kommen wir an Papa vorbei?«, fragte Ella und alle vier starrten auf Rosa.
    »Zu Fuß natürlich, wie sonst?«, sagte sie und hatte plötzlich Leichtigkeit in ihrer Stimme.
    »Genau! Wie sonst?«, sagte Emil. »Papa ist gar nicht so.«
    Die drei Geschwister starrten ihn an. Er starrte trotzig zurück.
    »Wir müssen bei Sonnenuntergang wieder hier sein. Lasst uns schnell aufbrechen. Die Schule beginnt um zehn. Ein Frühstück besorgen wir uns unterwegs. Jetzt werdet ihr sehen, warum die Turnübungen wichtig waren.«
    Schiefertafeln, Malsteine und ein Gefäß zum Trinken wurden in einem Korb verstaut. Bernhard ging zum Torbogen und schaute zu Tumaros. Dieser hatte sich von der Höhle abgewandt.
    »Lässt Papa uns wirklich durch?«
    »Ja, kleiner Bär, er will auch, dass ihr zur Schule geht.«
    »Und warum gehen wir dann jetzt erst?« Bernhard schaute Rosa an.
    »Jetzt schon, mein Schatz. Die anderen Bären gehen mit zehn Jahren zur Schule. Ihr kommt früher dran, weil ihr Drachenblut habt.«
    Bernhard machte große Augen. »Mit zehn? Die müssen zehn Jahre in so einer Höhle bleiben?«
    Rosa schluckte. Schnell drehte sie sich weg und klatschte in die Hände. »Jetzt aber schnell! Kommt!«
    Die Kinder drängten sich an den Torbogen. Bernhards Herz raste. Sanft schob Rosa ihn über die Schwelle. Kühl war der Felsen unter seinen Füßen. Vom Ausgang wehte ein Luftzug herüber. Ängstlich behielt er Tumaros im Auge. Rosas Schieben wurde energischer. Emil überholte ihn und schritt mutig voraus, den Blick nicht von seinem Drachenvater lassend. Mit jedem Schritt wurde die Luft frischer und die Höhle heller.
    Bernhard blinzelte, als sie den Höhlenausgang erreichten. Er griff nach Rosas Hand. »Ist es wahr, Mama? Dürfen wir wirklich raus?«
    Rosa beugte sich zu Bernhard hinunter und küsste ihn auf die Stirn. »Ja, mein Schatz. Es ist wirklich wahr. Wir dürfen raus.«
    Kühle Luft strömte ihnen entgegen, ein Windstoß wirbelte ihre Haare auf und der Duft von Tannen stieg in ihre Nasen.
    Zögerlich betrat Bernhard den Wald. Wie eine grüne Wand standen

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