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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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Hände, beinahe abrutschend, sich gerade noch haltend, bis sie den Felsvorsprung unter ihren Füßen spürte.
    Der Busch bot tatsächlich Schutz. Würde Tumaros jetzt um den Berg herumfliegen, könnte er sie nicht sehen. Vielleicht war er in alten Zeiten genau zu diesem Zweck gepflanzt worden? Hoffnung keimte in Eschagunde auf, an der richtigen Stelle zu sein. Sie tastete den Felsen ab, prüfend, ob er von einem Zauber verschlossen war. Nichts kam zutage. Also musste sie noch einmal von vorne beginnen. Zentimeter für Zentimeter tastete sie den Felsen ab, fühlend, spürend, suchend. Nichts tat sich auf.
Nun gut,
dachte Eschagunde,
wenn hier kein Zaubergang ist, dann ist es wenigstens ein guter Ort, einen zu schaffen.
    Sie lehnte sich an die Felswand, um kurz Rast zu halten und zu überlegen, wie sie es beginnen sollte. Noch einmal schaute sie am Felsen hoch, ob es eine andere Möglichkeit gäbe. Nichts. So wie es schien, war dies die beste und auch einzige Chance, einen Tunnel zu graben. Sie fasste an ihren Zauberstab. Es würde wohl oder übel der Zeitpunkt kommen, an dem sie ihn gebrauchen musste. Ganz ohne Zauber ließ sich kein Tunnel in Felsen graben.
    Eschagunde holte noch einmal tief Luft. Jetzt galt es, Kräfte zu sammeln und sich zu konzentrieren. Sie beherrschte ihren Zauber, wie es ihrer königlichen Würde entsprach. In feinen Mengen würde sie den Felsen abrieseln lassen und dann den Staub per Hand hinausschaffen.
Das wird Wochen dauern,
dachte Eschagunde.
Also fange ich am besten sofort an.
Sie schaute noch einmal zur Sonne. Wenigstens könnte sie heute Nacht schlafen. Turocks gingen nicht über die Baumgrenze. Sie waren genauso feige wie grausam. Der Felsen in Eschagundes Rücken war angenehm von der Sonne erwärmt. Sie genoss es, spürte, wie die Wärme sich in ihrem Körper ausbreitete, bis ihr klar wurde, dass nicht die Sonne den Felsen gewärmt hatte. Er begann, aus sich heraus zu glühen, wurde immer heißer und sie musste schließlich von ihm abrücken.
    Eschagunde schaute den Felsen an, der nicht rot glühte, wie sie erwartet hatte, sondern bläulich schimmerte. Das Blau vertiefte sich, passte sich dem Felsgrau wieder an und der Stein begann zu bröseln und hinabzurieseln. Kein Zauber war zu spüren. Und doch war klar, dass Zauber hier am Werke war. Und zwar von der allerfeinsten Sorte, wie nur die Feen aus den sehr alten Tagen ihn beherrschten. Eschagundes Augen leuchteten. Sie brauchte nicht einmal mit ihren Händen zu graben. Der feine Sand floss von alleine hinaus.
Birkalinde wird diese Magie beherrschen,
dachte sie.
Ich werde es mir von ihr zeigen lassen.
Langsam aber stetig entstand vor Eschagundes Augen ein schmaler Gang und nirgends war ein Zauber zu spüren.
    Die Sonne zog ihre letzten Strahlen vom Himmel und ein bedrückendes Grau breitete sich aus. Die Nacht war dunkel, beinahe pechschwarz. Erst als die Wolken den Mond freigaben, erhellte es sich ein wenig. Eschagunde war froh, im Schutz des Busches sitzen zu können. Sie lehnte sich zurück und ließ sich in eine tiefe Trance sinken.
    Als sie am Morgen mit dem ersten Sonnenstrahl erwachte, fühlte sie sich frisch und ausgeruht. Sie schaute nach dem Gang. Es floss noch immer Sand in einem kleinen Rinnsal hinaus. Wie weit der Gang fortgeschritten war, ließ sich nicht erkennen. Er war sehr niedrig und nur auf allen vieren zu betreten. Eschagunde holte sich eine Kerze aus ihrem Gürtel und kroch hinein. Es kostete Überwindung. Schnelles Handeln war hier drinnen unmöglich. Sie konnte nur vorwärts hinein und rückwärts wieder hinaus.
Dann vertraue ich darauf, dass meine Schwestern der Urzeit ihr Handwerk verstanden haben,
dachte Eschagunde.
    Langsam kroch sie vorwärts. Nach wenigen Metern drang kein Tageslicht mehr in den Tunnel und nur noch ihre kleine Kerze erhellte den Gang. Rechts und links spürte sie die Felswände. Eine Bedrückung, die ihr den Hals zuzuschnüren schien, breitete sich aus. Sie hielt inne und holte tief Luft. Es ist der bösartige Zauber des Drachen, dachte sie. Ein bisschen Sand rieselte direkt über ihr vom Felsen ab und fiel in ihren Halsausschnitt. War es ein Fehler, schon loszugehen? Vielleicht hätte sie warten sollen, bis der Gang vollständig frei war? Die Vorstellung, lebendig begraben zu werden, drängte sich ihr auf. Die Luft wurde dicker, ließ sich immer schwerer einatmen. Die Wände kamen näher - oder bildete sie sich das nur ein?
    Sie zwang sich weiterzukriechen, hatte jedes Gefühl für Zeit

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