Drachentempel 01 - Sternenträume
einfache Lösung. Meine Hoden sind geklont und werden zusammen mit meinem Gehirn in jeden neuen Körper transplantiert. Bei Frauen implantieren wir einfach geklonte Eierstöcke. Wir alle nehmen in vollem Ausmaß am Leben teil, wenn wir zurückkehren. Wir sind auf eine Weise vollkommen, die ein gewöhnlicher Lebender niemals erreichen kann: zwanzig Jahre alt und mit dem Intellekt eines Hundertjährigen.«
»Und als was kehren Sie zurück? Als entfernter Cousin?«
»Welche Identität auch immer gerade passt. Der Anteilsbesitz der Familien wird nicht überwacht und analysiert; die Trusts der Vorstandsfamilien arbeiten im Privaten, und Mitglieder des Vorstands stehen nicht im Licht der Öffentlichkeit.«
»Ein perfektes System.«
»Um uns und unsere Art zu leben zu ermöglichen, ja. Das ist der Grund, warum wir die Verfassung so geschrieben haben, wie sie heute gilt.«
»Und dann hat Ihr Vorstand auf der Erde die Kolonie verkauft.«
»Bitte, Repräsentant Roderick, es ist wirklich nicht nötig, dass Sie Ihre logischen Spielchen mit uns spielen. Zantiu-Braun ist hier, weil Zantiu-Braun die Schiffe und die Feuerkraft besitzt, unsere Welt zu plündern und ungeniert die eigenen Truhen zu füllen. Wir beugen uns der Realität Ihrer Macht.«
»Ich bin erfreut, das zu hören.«
»So, was also wollen Sie?«, fragte das Gehirn.
»Was haben Sie anzubieten?«
»Wir wollen unsere Existenz ohne Störung fortsetzen. Wir wären glücklich, Ihre Vorstandsmitglieder in unserer Gemeinschaft aufzunehmen. Es ist ein gutes Leben hier; Kinabica ist eine wohlhabende, fortgeschrittene Welt mit einer stabilen Gesellschaft. Es würde ihnen an nichts fehlen.«
»Der Vorstand, den ich repräsentiere, würde dieses Angebot nicht akzeptieren.«
»Ich biete Ihnen praktisch Unsterblichkeit und ein Leben als Plutokrat, und Sie lehnen ab?«
»Wir haben verschiedene Ziele und Lebensweisen.«
»Und Sie glauben nicht, dass diese Lebensweisen mit Unsterblichkeit vereinbar sind? Ich finde das schwer zu glauben.«
»Es geht Sie eigentlich auch nichts an.«
»Also was wollen Sie?«
Simon schürzte die Lippen und betrachtete das isolierte Gehirn mit misstrauischer Enttäuschung. Die Technik und der Erfindungsreichtum des Kinabica-Vorstands waren beeindruckend, doch ihre Ziele waren so alt . Sie wären mit einem Leben in der Epoche der Renaissance besser bedient gewesen, oder vielleicht in der Zeit des Britischen Empire. Sie hätten so viel mehr erreichen können mit dem, was sie hatten. Stattdessen suchten sie in der Vergangenheit nach Schemata und errichteten in einer stagnierenden Gesellschaft ein Steinschloss für sich. Sie hatten nichts weiter getan, als das zu sichern, was sie bereits hatten. Einen brandneuen Planeten zu ihren Füßen, mit unendlichen Horizonten, und trotzdem hatten sie keine neuen Möglichkeiten erforscht, keine unmöglichen Träume zu verwirklichen versucht. Es war wirklich erbärmlich.
»Wir wollen überhaupt nichts von Ihnen«, sagte Simon. »Wie Sie schon sagten, Ihre Welt ist reich. Es liegt im Interesse Ihres Vorstands, dafür zu sorgen, dass sich daran nichts ändert, und das läuft mit unseren Wünschen konform.«
»Sie haben keine Einwände gegen unsere Verjüngungstechnik?«
»Keine. Leben Sie, wie Sie wollen. Wir trachten nicht nach derartiger Banalität.«
Kapitel Zehn
Zehn Minuten war der Tag alt, und schon jetzt lief er für Simon Roderick nicht besonders gut. Er hatte sich gescheut, Präsident Strauss förmliches Büro für die Dauer des Verweilens der Dritten Flotte auf Thallspring zu übernehmen. Es wäre zu klischeehaft gewesen, seiner Meinung nach. Außerdem war General Kolbe der offizielle Verbindungsoffizier von Zantiu-Braun zur planetaren Exekutive, und er war derjenige, der für die Öffentlichkeit sichtbar sein sollte. Und während der glücklose General versuchte, eine bittere und ablehnende Bevölkerung zu besänftigen, hatte sich Roderick ein behagliches Büro im Ostflügel von Eagle Manor eingerichtet und die Schar von präsidialen Beratern verjagt, die sich um ihren Chef versammelt hatten und ihm mit Ratschlägen, Analysen und Schikanen zur Seite standen.
Das Eagle Manor lag auf einer flachen Erhebung im Zentrum von Durrell, was Simon eine weite Aussicht über die Stadt verschaffte. Normalerweise brachten die Morgen einen strahlenden Sonnenschein, der auf die beeindruckenden Bauwerke und auf die üppig grünen Plätze der Stadt herabbrannte. Heute jedoch verdeckten dicke dunkle
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