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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wolken den azurblauen Himmel. Nieselregen benetzte die breiten Scheiben hinter seinem Schreibtisch und verwischte die scharfen Linien der fernen Wolkenkratzer. Fahrzeuge auf dem Highway um Eagle Manors ausgedehntes Grundstück benutzten ausnahmslos die Scheinwerfer, und novablaue Lichtstrahlen glänzten auf dem nassen Asphalt.
    Sobald er ankam, produzierte seine persönliche AS die Zusammenfassungen, mit deren Hilfe er den allgemeinen Status der Hauptstadt überwachte. Über Nacht war die Produktion in den Fabriken, die für die Gewinnakquisition vorgesehen waren, um mehrere Punkte gefallen. Es korrespondierte mit einer großen Anzahl Personal, das seine Schicht nicht angetreten hatte, und reduzierte den Nachschub an Rohstoffen. Selbst der Verkehr in der Hauptstadt war an diesem Morgen nur schwach. Obwohl er kein Nachlassen des Lärms feststellen konnte, als er aus dem Fenster auf den Stern breiter Avenuen blickte, die von der ringförmigen Straße um Eagle Manor wegführten. Noch immer bildeten sich an jeder Kreuzung Staus. Dann scrollte die indigofarbene Schrift der medizinischen Alarmdatei hoch.
    Er saß völlig regungslos in seinem hochlehnigen Ledersessel, während er die Berichte las. »Tuberkulose?«, fragte er ungläubig.
    »So lautet die Diagnose«, antwortete seine persönliche AS. »Und es ist wenig Spielraum für einen Irrtum. Fünfundsiebzig Fälle wurden in Durrell bereits identifiziert, die Prognose geht von doppelt so vielen bis zum Ende des Tages aus, Tendenz ansteigend. Berichte über mögliche Infektionen kommen inzwischen auch aus den umliegenden Distrikten und anderen Provinzen überall auf dem Planeten. Der Stamm scheint ein besonders bösartiger zu sein.«
    »Gab es hier schon früher Fälle von Tuberkulose?«
    »Nein. Es hat seit der ersten Landung nicht einen einzigen aufgezeichneten Fall von Tuberkulose gegeben.«
    »Dann was zur Hölle ist die Ursache?«
    »Die vorläufige Schlussfolgerung einheimischer Ärzte und der Gesundheitsbehörden lautet, dass wir die Ursache für die Infektion sind.«
    »Wir?«
    »Ja. Nachdem ich mit unserer medizinischen AS konferiert habe, stimme ich darin zu, dass die Schlussfolgerung logisch ist.«
    »Erkläre das.«
    »Dieser besondere Stamm ist das Produkt mehrerer hundert Jahre des Kampfs gegen die Krankheit mit ausgeklügelten medizinischen Behandlungen. Jedes Mal, wenn menschliche Wissenschaftler ein neues und stärkeres Antibiotikum entwickelten, um den Tuberkelbazillus zu kurieren, entwickelte der Bazillus einen resistenten Stamm. Gegen Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts hatte sich Tuberkulose zu einem der sogenannten Superbugs entwickelt, immun gegen praktisch sämtliche Antibiotika.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, wurden ihnen die neuen Metabiotika entgegengesetzt.«
    »Das ist korrekt. Metabiotika hielten die Superbugs für nahezu ein Jahrhundert in Schach. Doch schließlich entwickelten sie auch dagegen Resistenz. Zu diesem Zeitpunkt jedoch waren genetisch maßgeschneiderte Impfstoffe bereits in Mengen zugänglich. Sie haben seither eine effektive Behandlung ermöglicht. Für jeden neuen Stamm, den der Bazillus entwickelt, lesen wir einfach seine genetische Struktur und liefern einen spezifischen Impfstoff. Das hat zu einem Patt im Hinblick auf weitreichende Epidemien geführt.«
    Simon starrte hinaus auf die nasse Stadt, während ihm finster dämmerte, wohin das alles führte. »Aber wir haben die Bakterien immer noch nicht ausgelöscht.«
    »Nein. Das ist unmöglich. Die Städte der Erde sind und bleiben ein fruchtbarer Nährboden. Einheimische Behörden sind unablässig auf der Suche nach neuen Stämmen. Wenn ein neuer Fall entdeckt wird, ist es möglich, innerhalb von dreißig Stunden einen Impfstoff zu produzieren. Auf diese Weise wurden Epidemien seit zweihundert Jahren verhindert.«
    »Und das gilt auch für die Kolonien?«
    »Kolonisten wurden vor dem Abflug intensiv auf ein breites Spektrum von Krankheiten hin untersucht. Wäre einer von ihnen infiziert gewesen, hätte man ihn geimpft. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde der Tuberkel-Bazillus niemals durch den interstellaren Raum transportiert, zumindest nicht in einem aktiven Zustand.«
    »Also gibt es hier nicht das gleiche Gesundheitsüberwachungsprogramm?«
    »Nein.«
    »Mit anderen Worten, wir haben die Tuberkulose eingeschleppt.«
    »Es ist die offensichtliche Schlussfolgerung. Das wahrscheinlichste Szenarium sieht so aus, dass einer unserer Leute einem fortgeschrittenen

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