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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schuld sie selbst an persönlichen Katastrophen wie dieser trug. Es war schon eigenartig, wenn man bedachte, mit welcher fast unfehlbaren Sicherheit es ihr immer wieder aufs Neue gelang, sich mit potentiellen Rekruten anzufreunden, die nicht ›männlich und partnerlos‹ waren. Sie stellte Gerard all die Fragen, auf die sie Antworten suchte, und war bemüht, auch andere Fragen zu stellen und Anteilnahme an seinem persönlichen Leben zu zeigen. Doch er kam recht schnell dahinter, dass sie nicht an einer länger währenden Beziehung interessiert war oder auch nur an einer kurzen, leidenschaftlichen Affäre. Männer merkten das bei ihr immer. Und immer endeten Abende wie dieser damit, dass sie gesagt bekam, sie sei zu kühl oder zu gefühlsbetont oder zu distanziert – zweimal war sie sogar verdächtigt worden, eine Lesbe zu sein.
    Es störte sie weniger, dass sie niemals merkte, wann der Abend kippte. Was sie hasste, war die Tatsache, dass sie ihnen den Grund dafür nicht nennen durfte. Dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hatte, die weit wichtiger war als ihre Bekanntschaften oder sie selbst. Es hätte ihr Verhalten gerechtfertigt. Doch sie würden es niemals erfahren. Für all diese Bekanntschaften war sie nur ein weiterer verschwendeter Abend.
    Gerard Parry war recht schnell betrunken gewesen, besonders für einen Mann von seiner Statur. Die Unterhaltung verwandelte sich in einen bitteren Monolog. Er klagte darüber, dass Frauen niemals hinter sein Äußeres blickten, und stellte rhetorische Fragen, was sie und der Rest des weiblichen Universums überhaupt von einem Mann wollten. Während seiner weitschweifigen Reden gelang es ihm, ein halbvolles Glas Rotwein umzustoßen, und der Inhalt ergoss sich über den Tisch und ihren Schoß. Sie stand auf und ging ohne ein Wort. Der Kellner rief ihr ein Taxi.
    Auf dem Rücksitz des AS-gesteuerten Fahrzeugs kämpfte sie gegen die Tränen, während draußen vor den Fenstern die lebendige Stadt vorüberzog. Innere Kraft war etwas, das man im Gegensatz zur Physis nicht installieren konnte. Innere Kraft musste sie selbst finden.
    Das Prime-Programm in ihrem Pearl-Ring hatte die verschlüsselten Emissionen von Gerards PSA-Armband aufgezeichnet. Ein grober Bruch der Etikette; PSAs waren zum gegenseitigen Austausch gedacht. Sie überflog die Daten und zog ein gewisses Maß an Befriedigung aus der Erkenntnis, was für ein Ferkel der Kerl war. Es dämpfte ihr schlechtes Gewissen gehörig, dass sie ihn einfach jammernd vor seinem Wein hatte sitzen lassen.
    Der Bungalow, den sie mit Ray und Josep teilte, lag in einer kleinen spröden Siedlung, die sich außerhalb des Stadtzentrums am Ufer des Nium River hinzog. Es bedeutete jeden Morgen und jeden Abend eine zwanzigminütige Fahrt mit der Tram, um zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, doch die Miete war relativ günstig. Und nachts gab es regelmäßig genügend Wind vom Wasser her, um die Temperaturen im Haus einigermaßen kühl zu halten, vorausgesetzt, die großen Fenster standen offen. An den Außenwänden des Hauses wuchs Jasmin, und Unmengen dunkelroter Blüten verbreiteten ihren süßen Duft.
    Denise betrat das Haus durch die Vordertür und ließ ihren kleinen Rucksack auf den Tisch im Flur fallen. Sie drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand, reckte sich und atmete tief durch. Alles in allem ein wirklich bescheidener Tag.
    Im Wohnzimmer brannte gedämpftes Licht. Sie spähte hinein und sah eines der beiden Mädchen aus dem Junk Buoy mit dem Gesicht nach unten auf dem Sofa liegen. Sie schnarchte auf die laute, unregelmäßige Weise der Volltrunkenen. Aus Joseps Schlafzimmer drangen Stimmen und Kichern und vertraute rhythmische Geräusche. Josep, Ray und das Mädchen mit den riesigen Brüsten brachten die Nähte der alten Jelfoam-Matratze an den Rand ihre Belastungsgrenze.
    Kein Problem, dachte Denise, sobald ich erst auf meinem Zimmer bin und die Tür hinter mir geschlossen habe. Aus vergangenen Erfahrungen wusste sie, dass die Schallisolation einigermaßen funktionierte und sie in Ruhe einschlafen konnte. Dann blickte sie an sich hinunter und bemerkte den großen Rotweinfleck. Das Kleidungsstück musste sofort gewaschen werden, damit der Fleck nicht für alle Zeiten sichtbar blieb. Sie steckte die Bluse in die Waschmaschine und programmierte den Reinigungszyklus; dann fiel ihr der Stapel sauberer Wäsche wieder ein, den sie am Morgen eilig in einen Korb gelegt hatte. All ihre Arbeitskleidung war dabei. Sie hatte

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