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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vorgehabt, die Wäsche am Nachmittag zu bügeln und zu falten. Da stand sie nun, um Viertel nach zwölf nachts, hundemüde und elend, in ihrem Bademantel in der Küche und bügelte die Bluse für den morgigen Tag, während andere Leute wilde Orgasmen erlebten und ihr Stöhnen durch das Haus hallte.
    Falls es so etwas wie Karma gab, dann würde irgendjemand in diesem Universum verdammt dafür bezahlen müssen, um das wieder gutzumachen.

 
Kapitel Drei
     
    Lawrence Newton hatte bis zu seinem zwölften Lebensjahr niemals eine Wolke gesehen. Bis zu diesem Tag war der Lichtzeithimmel über Amethi ein ungetrübtes Azurblau gewesen, das von einem Horizont bis zum anderen reichte. Als der Orbit des Satelliten Amethi schließlich in den Kernschatten seines Primärplaneten Nizana, einem Gasriesen, eintrat, begann die Dunkelzeit, und die Sterne kamen zum Vorschein. Sie leuchteten mit einer ungekannten Intensität, so klar war die kalte Luft. Und weil Templeton, die Metropole, in der der junge Lawrence aufwuchs, auf der stets von Nizana abgewandten Hemisphäre des Planeten lag, war bis dahin niemals etwas Lebendiges am Himmel zu sehen gewesen. Landschaftlich gesehen war Amethi erdrückend langweilig. Nichts bewegte sich am Himmel, nichts wuchs in der eisigen Tundra.
    Für die Zwecke der McArthur Corporation, deren Erkundungsschiff Renfrew das System im Jahre 2098 entdeckte, waren die Bedingungen geradezu ideal. Im späten einundzwanzigsten Jahrhundert hatte die stellare Expansion einen Höhepunkt erreicht, und die großen Companys und Finanzkonsortien hatten Dutzende neuer Kolonien gegründet. Jeder Planet mit einer atembaren Atmosphäre wurde in Besitz genommen und besiedelt. Doch diese Unternehmungen waren kostspielig, und die fremdartigen Biosphären, die für die Erzeugung der kostbaren Luft verantwortlich waren, hatten sich als ausnahmslos giftig und feindlich gegenüber irdischen Organismen herausgestellt. Einige führten zum augenblicklichen Tod. All das trieb die Kosten für die Besiedelung in astronomische Höhen. Nicht so Amethi.
    Als die Renfrew in den Orbit um Nizana einschwenkte, stellten die Astronomen an Bord fest, dass der größte Mond in einer Isostarre verfangen war. Einhunderttausend Jahre zuvor war ein Dinosaurierkiller eingeschlagen, ein irrlaufender Asteroid, der groß genug war, um jegliche normale Klimaaktivität auszulöschen. Der verblüffte spektrographische Offizier James Barclay warf einen Blick auf die ersten Bildanalysen der abnormalen weißen Decke, die sich über die gesamte Nizana zugewandte Hemisphäre erstreckte, und rief: »Meine Güte, das ist vielleicht ein höllischer Eiswürfel!« Der Riesengletscher wurde nach ihm benannt.
    Obwohl es sich bei Amethi rein technisch gesehen um einen Mond handelte, war die Evolution in den für eine Welt dieser Größenordnung normalen Bahnen verlaufen. Es hatte mit einer dünnen Atmosphäre angefangen, die sich langsam veränderte, während das Leben aus den Urozeanen gestiegen war. Primitive, zur Photosynthese fähige Organismen hatten Sauerstoff erzeugt. Kohlendioxid war von Flechten und Amöben abgebaut worden. Ein wenig bemerkenswerter Vorgang, der sich unter ähnlichen Bedingungen auf unzähligen Welten überall im Universum wiederholte. Der einzige Unterschied zwischen dieser und jeder anderen Biosphäre hätte in der Form und Struktur der höheren Lebensformen bestanden, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach innerhalb weniger Hundert Millionen Jahre entwickelt hätten, und den spezifischen Proteinen, auf denen das Leben dieser Welt basierte. In dieser Hinsicht zumindest war jede Welt einzigartig – die möglichen auf Kohlenstoff basierenden Verbindungen waren zu vielfältig, als dass sich die Natur jemals wiederholt hätte.
    Amethi hatte sogar einen Vorteil gegenüber allen anderen Welten irgendwo in der Galaxis – der Orbit um den Gasriesen bedeutete, dass es nicht zu jenen dramatischen jahreszeitlichen Klimaschwankungen kam, die auf einzelnen Welten wie der Erde oder Thallspring zu finden waren. Mit einer Entfernung von 250 Millionen Kilometern war die F4-Sonne des Systems weit genug entfernt, um das ganze Jahr über eine gleichmäßige Strahlungsdosis zu liefern. Selbst die Sonnenfleckenaktivität hatte nur geringe Auswirkungen. Der einzige Wechsel, dem sich das entstehende Leben anpassen musste, war der Übergang zwischen Lichtzeit und Dunkelzeit, während Amethi seine zwölf irdische Tage währende Eigenrotation einmal durchlief, und

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