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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sorgfältig berechneten überschallschnellen Dunstkegeln im Innern des komprimierten Luftstroms, bevor er sich in langen, azurblauen Flammen entzündete. Der Scramjet produzierte einen Schub von zweihundertfünfzig Tonnen und rüttelte die Kabine mit einem ohrenbetäubenden Brüllen durch, während er das Raumflugzeug immer weiter hinauf in die Stratosphäre trieb.
    Lawrence biss die Zähne zusammen, als die Beschleunigungskräfte zunahmen und die Vibrationen des Scramjets seinen Blick verschwimmen ließen. Der Druck auf seinen Lungen erhöhte sich bis an den Rand von Schmerz. Lawrence versuchte, sich auf regelmäßiges Atmen zu konzentrieren. Nicht einfach wegen der steigenden Nervosität. Die Monstrosität ihres Rittes hinauf in den Orbit ließ ihn begreifen, wie unbedeutend er war im Verhältnis zu den Energien, die sie vorantrieben, und wie unglaublich abhängig davon, dass völlig veraltete Designprogramme vor fünfzig Jahren richtig benutzt worden waren, um die theoretischen Parameter des aerothermodynamischen Flusses zu berechnen. Dass alles funktionierte und auch unter diesen unglaublichen Belastungen weiter arbeitete.
    Sterne erschienen auf dem Rücklehnenschirm, als das samtblaue Panorama mitternächtlichem Schwarz wich. Der AS-Pilot begann den Scramjet zu drosseln, als sie Mach 20 erreichten. Sie waren inzwischen in den obersten Ausläufern der Atmosphäre und rasten immer noch weiter hinauf, getrieben vom Schwung der Flammen. Doch selbst bei dieser Geschwindigkeit fiel der Sauerstoffgehalt unter das für die Verbrennung erforderliche Mindestmaß. Zwei kleine Raketenmotoren im Heck zündeten, jeder mit nur fünfzehn Tonnen Schub, doch es reichte, um das Raumflugzeug sanft auf Orbitalgeschwindigkeit zu bringen. Sie erzeugten die Illusion, dass das Raumflugzeug vertikal auf einem Mond mit geringer Schwerkraft stand. Lawrences Sitz knarrte, als sich die Streben an die neue Massebeschleunigung anpassten. Wenigstens das brutale Brüllen war nun vorüber.
    Die grellblau-weiße Sichel der Erde glitt auf dem Schirm nach unten weg, als die Raketenmotoren ausbrannten und mit ihnen der letzte Rest Schwerkraft schwand. Jeder Nerv in Lawrences Körper schrie, dass sie zur Erde zurückfielen, neunzig Kilometer unter ihnen. Er atmete ein paar Mal tief durch in dem Versuch, sich an das Gefühl zu gewöhnen, und sagte sich, dass es völlig normal sei. Es funktionierte nicht sonderlich gut, doch bald darauf wurde er von seinen Mitreisenden abgelenkt, die den Geräuschen nach zu urteilen weit schlimmer litten als er.
    Die nächsten vierzig Minuten glitt die Xianti über Zentralamerika hinweg und auf den Atlantik hinaus. Die Schirme an den Rücklehnen gaben eine kurze Warnung aus, und die kleinen Raketenmotoren feuerten erneut und stabilisierten ihren Orbit in einer Höhe von vierhundert Kilometern. Danach vernahm Lawrence eine ganz neue Serie mechanischer Geräusche, Heulen und dumpfe Schläge. Das Raumflugzeug öffnete kleine Luken auf seiner Oberseite und fuhr silberne Radiatorpaneele aus, um die Hitze abzuleiten, die von den Lebenserhaltungssystemen und Energiezellen erzeugt wurde. Sein Radar suchte die Moray . Das Orbitaltransferschiff befand sich zwanzig Kilometer voraus in einem etwas höheren Orbit. Reaktionskontrollthruster justierten die Flugbahn in minimalen Dosen und schlossen die Lücke.
    Lawrence beobachtete den Schirm, während die Moray von einem winzigen silbernen Fleck zu einem ausgewachsenen Schiff heranwuchs. Sie war dreihundert Meter lang und so einfach, wie ein Raumschiff nur sein konnte. Die Habitationskabinen waren fünf ringförmig angeordnete Zylinder von fünfunddreißig Metern Länge und acht Metern Durchmesser. Sie waren mit einer halbmeterdicken Schicht aus auf Kohlenstoff basierendem Schaum umhüllt, der sowohl als thermische Isolation als auch zum Schutz vor kosmischer Strahlung dienen sollte. Lawrence hatte vor dem Start das Solarwatch Bulletin studiert; die Sonnenfleckenaktivität war normal, doch mehrere neue Störungen waren in Bildung begriffen, eine davon recht groß. Er hatte den anderen nichts davon gesagt, doch er war insgeheim erleichtert, dass der Transfer nicht länger als dreißig Stunden dauerte. Er traute dem dünnen Schaum nicht zu, dass er sie vor irgendetwas Ernsterem schützte. Die ursprünglich weiße Farbe war im Verlauf der Jahre im Vakuum einem Zinngrau gewichen, und selbst mit der geringen Auflösung der Kameras des Raumflugzeugs konnte er die Pocken und Narben von

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