Drachentempel 01 - Sternenträume
erkannte es nur an den ringsum abwartend schwebenden Colony Trains, schlanken silbernen Stäben, die das Sonnenlicht reflektierten und einen eigenen kleinen Cluster bildeten.
Er benutzte sein DNI und empfing Sensoreinspeisungen von den Trains. Als er die Augen schloss, wurde er vom Anblick des Portals direkt vor sich begrüßt. Ein einfacher Ring mit einem Durchmesser von fünfhundert Metern, der aussah wie ein Toroid aus schwarzem hexagonalem Geflecht und eine schwach leuchtende Neonröhre einschloss.
Der Anblick inspirierte ihn stets aufs Neue. Er stärkte sein Vertrauen in Z-B und all die Unternehmungen der Company.
Portale waren die bei weitem kompliziertesten und kostspieligsten technologischen Artefakte, zu deren Konstruktion die Menschheit in der Lage war. Allein Zantiu-Braun verfügte über die entsprechenden Einrichtungen, das Geld und die Entschlossenheit, die dazu erforderlich waren.
Portale waren Einweg-Wurmlöcher. Statt der kontinuierlichen räumlichen Kompression, die gewöhnliche Raumschiffe für sich selbst erzeugten, um hindurchzufahren, öffneten Portale ein Wurmloch, durch das jedes beliebige Fahrzeug reisen konnte. Man benötigte eine gewaltige Menge Energie, die korrekt gegen das Raumzeitgefüge gerichtet werden musste, um den Riss zu erzeugen.
Die Fusionsreaktoren von zwanzig Raumschiffen waren nicht imstande, genügend Energie zu produzieren. Also stellte Zantiu-Braun ein Isomer auf Hafnium-178-Basis her und reicherte es an, bis es den gemischte K-Zustand erreichte; der nachfolgende Zerfall in den Grundzustand setzte die erforderlichen Energiemengen frei, die zur Verzerrung der Raumzeit erforderlich waren, nachdem man sie richtig kanalisiert und gebündelt hatte. Doch das Isomer war in den Mechanismus der Wurmlochentstehung selbst einbezogen, was bedeutete, dass die gesamte Installation nach dem Zerfall nicht nur nutzlos wurde, sondern außerdem höchst radioaktiv strahlte. Man konnte die Anlage nicht auseinandernehmen und mit frischem Isomer füllen – man musste jedes Mal eine ganz neue bauen.
Diese Beschränkung auf einen einzigen Transport bedeutete, dass Zantiu-Braun aus jedem einzelnen Portal das Maximum herausholen musste. Als Resultat war der Colony Train entwickelt worden, ein Raumschiff, das ebenso primitiv war wie eine orbitales Transferfahrzeug, wenn auch viel größer. Es besaß auch den gleichen Typ Antriebssystem, Fusionsgeneratoren, die Ionentriebwerke speisten und an der Basis eines kilometerlangen Turms aus Trägergerüsten saßen. Sie waren einfach und billig zu bauen und wurden in den überschüssigen Werften rings um Centralis montiert.
Die Colony Trains, die Simon von seiner Position aus sehen konnte, waren mit Landekapseln vollgeladen – als wäre das Gerüst übersät von Kletten. Jede der achthundertvierzig Kapseln sah gleich aus, ein Konus mit sechs Metern Durchmesser an der Basis und beschichtet mit einem silbernen ablativen Schaum, der eine einzige luftgebremste Planetenlandung ermöglichte. Jede Kapsel trug vier Leute und sämtliche Grundausrüstung, die sie benötigten, um auf einer neuen Welt ein neues Leben aus dem Nichts zu beginnen.
Um sich für einen Platz zu qualifizieren, mussten die Kolonisten dreißig Jahre oder jünger sein – das heißt, im fortpflanzungsfähigen Alter – und entsprechende Anteile von Zantiu-Braun besitzen. Es war eine Qualifikation, nach der Millionen Menschen auf der Erde strebten – auch wenn die Portalwelten nicht mit den ursprünglichen interstellaren Kolonien zu vergleichen waren. Es gab keine Nachfolgelieferungen, kein zweites Portal, durch das Nachschub kam, um die Kolonie zu erweitern, keine regelmäßigen Raumflüge von Centralis aus.
Nach ihrer Ankunft waren die Kolonisten auf sich allein gestellt. Wenn sie mit der Erde oder den anderen entwickelten Koloniewelten in Kontakt treten wollten, mussten sie ein eigenes überlichtschnelles Raumschiff bauen. Doch die günstigsten Schätzungen belegten, dass die erforderlichen finanziellen und industriellen Möglichkeiten frühestens und im günstigsten Fall ein Jahrhundert nach der ersten Landung zur Verfügung standen, wahrscheinlich erst weit später.
Wie die Finanzanalysten niemals müde wurden zu betonen, stellten die Portalkolonien von Zantiu-Braun extrem riskante Unternehmungen dar. In einer Zeit, da die meisten interstellaren Raumflüge mit Gewinnrealisierungsmissionen einhergingen, schien Zantiu-Brauns Vorgehen nahezu anachronistisch, insbesondere angesichts
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