Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Ziegeln und den weißen Steinfassungen um die breiten Fenster. Lediglich die geschwungenen Einfahrten zu den unterirdischen Parkplätzen verrieten sein wirkliches Entstehungsjahrhundert.
Eine Reihe von Bussen stand draußen vor der weiterführenden Schule. Kinder in schicken grauen und türkisfarbenen Uniformen rannten um sie herum, spielten mit Bällen oder nahmen sich gegenseitig die Schultaschen weg.
Direkt hinter dem Theater bog Jackie auf einen Parkplatz ein, der zu einem einstöckigen hölzernen Gebäude gehörte, das an eine langgestreckte Scheune erinnerte. Es besaß breite Fenster unter dem Dachgesims und Auslagen, die so gut wie jedes Stück Camping- und Wanderausrüstung zeigten, das jemals produziert worden war. Ein geschnitztes Schild über der Tür verkündete: Grimmers.
Jackie sprang aus dem Wagen und ging hinein. Lawrence und Joona kletterten herunter und folgten ihr. Ein Reinigungsroboter rollte über den fast leeren Parkplatz und fegte Blätter und Schmutz auf.
»Sieht wie eine hübsche kleine Gemeinde aus«, sagte Lawrence, als sie durch die Tür traten.
Sie schmiegte sich an ihn. »Eine reiche Gemeinde, meinst du wohl. Sie kann sich all die Einrichtungen leisten. Viele Firmen haben sich zusammengeschlossen, um das Land wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Es gibt außerdem viel Tourismus. Die andere Seite der Stadt besteht praktisch nur aus Hotels. Sie bringen eine Menge Geld in diese Gegend.«
»Das ist gut, oder?«
»Nur, wenn du Anteile besitzt.«
Jackie nahm mehrere Kisten von einer Theke, während sich der Geschäftsführer mit ihr unterhielt. Lawrence eilte zu ihr und nahm ihr zwei Kisten ab. Sie lächelte ihm dankend zu und gab ihm noch zwei. Sie waren schwerer, als er erwartet hätte. Auf den Etiketten war zu lesen, dass sie irgendwelche Schneidwerkzeuge enthielten.
»Für die Wolle«, sagte Jackie, als sie zurück zum Wagen gingen.
»Wolle?«
»Ich bin Mitbesitzerin einer Herde.«
»Schafe«, sagte Joona grinsend.
»Ah.« Es war ein bizarrer Gedanke.
Der Regen hatte eingesetzt, ein schwerer Guss, getrieben von starkem Wind. Turbulente Wolken türmten sich über ihnen. Lawrence konnte das letzte Sonnenlicht des Tages über den Bergen auf der anderen Seite des Lochs sehen. Keine Spur von einem Regenbogen. Er stellte die Kisten neben seinen Seesack und kletterte auf die Pritsche.
Die Fahrt zu Jackies Cottage, das ein paar Kilometer außerhalb der Stadt lag, dauerte weitere zehn Minuten. Sie fuhr am Caledonian Canal entlang, bevor sie in eine unbefestigte Straße einbog, die durch einen Wald aus Silberbirken, Eichen und Platanen führte. Das Cottage befand sich in einem üppigen Garten, ein langgestrecktes Gebäude mit stabilen Steinmauern und Bleiglasfenstern. Ein dicker Natursteinschornstein an einem Ende trug eine Kappe aus Ton, und weißer Rauch kräuselte sich in den dunkler werdenden Himmel.
Jackie steuerte den Lieferwagen in einen hölzernen Anbau auf der Giebelseite, der als Werkstatt und Garage diente. Wasser schwappte über die Dachrinne und prasselte in einem dichten Vorhang vor der Einfahrt herab. Dieser letzte Schwall beendete die Dusche, die Lawrence während des einsetzenden Regens auf der Pritsche abbekommen hatte. Er sprang mit einem quatschenden Geräusch auf den Betonboden herab.
»Hinein mit euch!«, sagte Jackie, während sie die großen Holztore schloss. »Los, geht schon.«
Joona führte ihn durch eine Nebentür in die Küche des Hauses. Es war ein großer Raum, der wenigstens ein Drittel der Grundfläche einnahm. Der gemauerte Ofen hatte vier Türen; das grüne Email war im Lauf der Jahrzehnte dunkel geworden und besaß reichlich kleine Sprünge. Doch er funktionierte noch und gab einladende Wärme ab. Joona schälte sich aus ihrem Mantel und ging hin, um sich dagegen zu lehnen, während sie den angelaufenen Chromhandgriff umfasste, der auf seiner Vorderseite verlief.
»Gut, wieder zu Hause zu sein«, sagte sie und winkte ihn drängend zu sich.
Er stand vor der antiken eisernen Monstrosität und wusste nicht recht, was er damit anfangen sollte.
Jackie nahm seine Hände und zog ihn näher heran. Wärme stieg in seine klammen Finger.
»Das ist schon besser«, sagte er. »Dieser Fahrtwind hätte mich fast umgebracht.«
»Ich habe manche Stunde damit verbracht, vor dem Ofen zu trocknen. Wir haben ihn sogar benutzt, um Lämmer zu retten.«
»Hm?«
»Wenn die Mutter stirbt, ist die Ofenplatte gerade richtig, um sie warm zu halten.
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