Drachentempel 02 - Drachenfeuer
dass sie ein Paar waren.
Fort Williams war die Endstation der Strecke. Der Bahnhof lag unmittelbar über dem Ufer von Loch Linnhe. Sie traten auf den Bahnsteig hinaus, und Lawrence legte den Kopf in den Nacken, um zu den Bergen hinauf zu sehen, die die kleine Stadt überragten. Der gesamte Hang war mit Nadelholzwäldern überwuchert. Die dunklen Umrisse der Bäume drängten sich dicht an dicht.
»Ist das Ben Nevis?«
»Nein«, sagte Joona strahlend. »Das ist Cow Hill, der Ben liegt dahinter. Du kannst ihn von Großmutters Haus aus sehen, drüben in Benavie, wenn das Wetter gut bleibt.« Sie blickte hinaus auf das aufgewühlte graue Wasser des Lochs. Dunkle Wolken strömten von Südwesten heran. »Regen ist unterwegs.«
Ihre Großmutter erwartete sie auf dem Parkplatz des Bahnhofs. Joona winkte stürmisch, während sie ihr entgegen rannte. Aus seinen Gesprächen mit Joona hatte Lawrence ein Bild von einer stillen alten Lady mit einem Kopftuch über den grauen Haaren und einem langen Tartanrock im Kopf, doch als er sie sah, verblasste es auf der Stelle. Die Frau war nicht größer als Joona, doch sie war die Gesundheit selbst, mit dunkelrotem Haar, das nur wenig besser gekämmt war als das ihrer Enkeltochter. Sie trug stabile Kordhosen und einen langen olivgrünen Mantel, auf dem Dreckspritzer klebten. Schwer vorstellbar, dass sie die Großmutter einer über Zwanzigjährigen sein sollte; sie war selbst kaum älter als fünfzig.
»Du bist also Lawrence.« Ihr Akzent war schwer, doch Lawrence hatte keine Mühe, ihn zu verstehen. Sie gaben sich die Hände.
»Ja, Ma’am.«
»Und wir fangen erst gar nicht mit diesem Unsinn an. Ich bin Jackie. So, ihr beiden, kommt mit in den Wagen. Ich muss zuerst noch ein paar Besorgungen machen, dann fahren wir auf dem schnellsten Weg nach Hause.« Sie führte sie zum Wagen. Es war ein dreirädriger Pick-up mit einer eiförmigen Fahrerkabine vor einer offenen Ladefläche. Der Wagen musste zwanzig Jahre alt sein, eine Kunststoffkarosserie, die an den Kanten bereits verwitterte. Faserbüschel quollen aus den Rissen, die an manchen Stellen mit Epoxy in einer anderen Farbe verspachtelt waren. Die Plexiglas-Windschutzscheibe der Kabine war vom Alter und der Sonnenstrahlung vergilbt, was die Durchsicht beträchtlich einschränkte. Es gab kein Lenkrad, nur eine dicke Lenkstange.
»Er funktioniert immer noch?«, fragte Joona.
»Selbstverständlich. Sugarhol ist der einfachste Treibstoff, den man herstellen kann, und steuerfrei ist er obendrein. Deswegen werden ja auch keine Brennstoffzellen mehr hergestellt, die mit Sugarhol arbeiten.«
Lawrences Miene verriet keine Regung, als er hinten auf die Ladefläche des Pick-up kletterte. Das Chassis schaukelte und schwankte, während er versuchte, einen einigermaßen sauberen Platz zum Sitzen auf dem Boden zu finden. Joona reichte ihm ihr Gepäck über die Bordwand und kletterte hinterher. Sie zog eine dicke Wollmütze und ein paar Handschuhe aus ihrer Manteltasche. »Keine Sorge, es ist nicht weit.«
»Großartig.« Er zog den Reißverschluss seines Mantels bis unter den Hals zu und rammte die Hände in die Taschen.
Jackie kletterte in die Fahrerkabine und startete die Konverterzelle. Ein süßlicher Geruch von verbranntem Zucker drang aus dem Auspuff und wirbelte um das Fahrzeug herum. Lawrence verzog die Nase, und seine Augen tränten.
»Oben beim Cottage gibt es eine Destille«, sagte Joona. »Sie fermentiert ihren eigenen Treibstoff. Verstehst du, was ich meine, wenn ich sage, die Menschen wollen unabhängig sein?«
»Absolut.«
Sie lachte und umarmte ihn, bevor sich der Pick-up ruckelnd in Bewegung setzte. Jackie Beaumont fuhr über die A82, die mitten durch Fort William führte. Dieser Teil der Stadt hatte große Verwaltungsgebäude auf beiden Seiten der Straße. Er sah zuerst das Hospital, einen modernen zweistöckigen Komplex mit einem geschwungenen silbernen Dach und einer geothermischen Stromturbine in einem kleinen Iglu an der Seite. Zwei Rettungshubschrauber waren auf ihren Landeplätzen hinter dem Unfall- und Notaufnahmekomplex abgestellt. Das Informations- und Erbgutzentrum befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Daran schlossen sich mehrere Sportplätze an, überdacht mit großen transparenten Kuppeln, die Amethis Nullthene ähnlich genug sahen, um in Lawrence ein unerwartetes Gefühl von Nostalgie zu erwecken.
Das Gebäude der Stadtverwaltung erinnerte an ein georgianisches Herrenhaus mit seinen lebendigen roten
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