Drachentempel 02 - Drachenfeuer
die Ausgangssperre: Schuldig.
Im Falle der Irreführung der einheimischen Polizei: Schuldig.
Im Falle des Überfalls und der Vergewaltigung einer Minderjährigen: Schuldig.
»Nein!«, kreischte Hal aufgebracht. »Bin ich nicht!«
Ein Seufzen ging durch das Publikum, nicht der Freude, sondern eines Gefühls der Gerechtigkeit und ihres Sieges. Gegen jede Wahrscheinlichkeit war das richtige Urteil gefällt worden.
Hal setzte sich, während Lieutenant Bralow eine, wie Lawrence eingestehen musste, eloquente Bitte um Nachsicht vortrug. Anschließend erhoben sich alle zur Urteilsverkündung.
Ein sehr betrübt aussehender Ebrey Zhang sagte: »Halford Grabowski, angesichts der Schwere dieses abscheulichen Verbrechens stellen wir fest, dass wir keine andere Wahl haben, als die höchste Strafe zu verhängen, die dieses Gericht verhängen darf. Sie werden zum Tode verurteilt.«
Hal Grabowski drehte durch. Er schrie den Vorsitzenden Offizieren Obszönitäten ins Gesicht und wollte zur Tür rennen. Jeder, der ihm in den Weg kam, wurde von seinen mächtigen Fäusten beiseite geschoben. Die Zuschauer warfen sich schreiend in Deckung.
Zwei Skins waren nötig, um den aufgebrachten Squaddie zu halten und ihm ein Beruhigungsmittel zu verabreichen. Sein bewusstloser Körper wurde aus dem Saal geschleift.
Ebrey Zhang straffte seine Uniform und räusperte sich. »Die Strafe wird übermorgen früh bei Sonnenaufgang vollstreckt. Ein Gnadengesuch wird abgelehnt. Lieutenant Bralow, bitte informieren Sie Ihren Mandanten über das Ergebnis. Die Gerichtsverhandlung ist hiermit geschlossen.«
Die Offiziere gingen nach draußen. Lawrence bewegte sich nicht. Bralow drehte sich zu ihm um und sagte: »Es tut mir wirklich Leid. Das hat er nicht verdient.« Da er keine Antwort erhielt, nickte er nervös und eilte nach draußen. Die Zuschauer drängten sich an der Tür, um nach draußen und nach Hause und zurück in ihren Alltag zu kommen. Es dauerte nicht lange, bis alle verschwunden waren.
Amersy und die verbliebenen Mitglieder von Platoon 435NK9 reihten sich vor dem Tisch der Verteidigung auf. Lawrence sah einen nach dem anderen an. »Wenn einer von euch auf der Seite von Zantiu-Braun steht, dann verschwindet er jetzt besser gleich.«
Zwei von ihnen schnaubten verächtlich, der Rest wartete schweigend darauf, was ihr Sarge ihnen als Nächstes zu tun befahl.
»Also schön«, sagte Lawrence. »Es ist an der Zeit, dass auch wir ein wenig unfair spielen.«
Diesmal fuhr Josep mit einem Wagen nach draußen zum Raumhafen. Er kam nachmittags an und passierte das Tor mit der Identität von Andyl Pyne, einem Juniormanager bei der Cateringgesellschaft, die das Franchise für den Verwaltungsblock hatte. Die allgemeine Management-AS wies seinem Wagen einen Abstellplatz auf Parkplatz sieben zu. Wegen Andyl Pynes relativ unbedeutender Stellung hatte er einen weiten Weg zum Block.
Er trug einen dünnen Koffer bei sich, de riguer für Management jeder Stufe. Eine Sonnenbrille war ebenfalls obligatorisch, also trug er ein billiges Plastikmodell. Sein hellgrüner Overall entsprach nicht ganz den Gepflogenheiten, doch auf der Brusttasche prangte das Logo der Cateringgesellschaft. Außerdem trug er Stiefel statt Halbschuhe. Alles in allem lag sein Aussehen noch innerhalb der tolerierbaren Norm.
Vor ihm schien die Nachmittagssonne auf eine fünfseitige Konstruktion mit leicht konvexen Wänden aus dunklem Glas. Von seiner Position aus erinnerte der Verwaltungsblock an eine geschlossene Tulpenblüte mit stumpfer Spitze. Er stand allein am einen Ende des Terminalgebäudes und abseits vom wesentlich größeren Kontrollturm. Obwohl er nur fünf Stockwerke hoch war, zeigten die Architektenpläne, die sein Prime aus dem Datapool gefischt hatte, eine Serviceetage sowie fünf weitere Stockwerke unter der Erde.
Als Josep den Haupteingang erreicht hatte, musste er den gesamten Identifikationsprozess wiederholen. Die AS überprüfte seine Handfläche und sein Gesichtsmuster. Die Sicherheit war allgemein sehr viel höher im Verwaltungsblock als am Hauptterminal, dank dem Zantiu-Braun-Personal, das inzwischen hier arbeitete.
Als er durch die Kontrollen war, ignorierte er den Empfangsschalter und die beiden dort stehenden Skins und marschierte direkt auf die Reihe von Aufzügen in der zentralen Lobby zu. Niemand, der regelmäßig im Gebäude zu tun hatte, wäre vom Anblick der Skins noch in irgendeiner Weise beeindruckt oder gar verängstigt. Er nahm einen
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