Drachentempel 02 - Drachenfeuer
irgendeinem Taxi, das in der fraglichen Zeit in dieser Straße gewesen ist. Und Mr. Grabowski hat auf dem Zeitpunkt beharrt, zu dem er die Unterkunft verlassen haben will. Tatsächlich haben wir die Logs von jedem Taxi durchgearbeitet, das an diesem Tag in Memu Bay im Einsatz war. Keines davon war zum Zeitpunkt der angeblichen Hin- oder Rückfahrt zu dem vorgeblichen Bordell abwesend oder ohne anderen Fahrgast.«
»Ah ja«, sagte der Ankläger selbstgefällig. »Das Bordell, von dem der Angeklagte behauptet, dort gewesen zu sein. Existiert dieses Bordell, Detective?«
»Nein, Sir. Mr. Grabowski selbst hat die Minster Avenue als die Straße identifiziert, in der dieses angebliche Bordell liegen soll. Wir haben jedes Haus besucht. Es handelt sich ausnahmslos um private Wohnhäuser.«
Lawrence hatte die Minster Avenue zwei Tage zuvor selbst besucht. Nicht in Skin, sondern in ziviler Kleidung, einem Hemd mit einem hohen Kragen, um die Ventile am Hals zu verbergen. Bevor er hingefahren war, hatte er Bilder der Straße aus dem Stadtplanungsamt besorgt und Hal gezeigt, der, ohne zu zögern, auf Haus Nummer achtzehn gedeutet hatte.
Lawrence hatte draußen vor dem Haus gestanden und sich eine ganze Weile umgesehen. Er fand den hübschen kleinen Vorgarten mit dem schmiedeeisernen Gitter, genau wie Hal es beschrieben hatte. Eine konturlose weiße Steinfassade mit großen Fenstern, die Farbe sauber und frisch. Wie all die anderen Häuser in der Straße auch ein Zuhause für Angehörige der oberen Mittelklasse. Lawrence aktivierte seinen Armband-Pearl und startete das Prime. Ein kompliziertes, indigofarbenes Bild entstand auf seinen optronischen Membranen, als das quasi-intelligente Programm aus seinem Speicherblock entkomprimiert wurde. Vielleicht war es nur Einbildung, aber es schien heller zu leuchten als die normalen Standardsymbole des Pearls.
Lawrence öffnete eine Verbindung zum Datapool von Memu Bay und befahl dem Prime, die Haushalts-AS und die lokalen Verkehrs-Logs zu analysieren. Fast augenblicklich scrollten Informationen über seine Membranen. Welche Software auch immer Kill-Boys Widerstandsgruppe benutzte, um ihre Spuren zu verdecken, sie war exzellent – was Lawrences Vermutung erhärtete, dass sie E-Alpha kompromittiert hatten.
Die Haushalts-AS von Nummer achtzehn hatte nichts gespeichert, denn sie war seit einer Woche deaktiviert, und das System wartete immer noch auf seine Reparatur. Kleinere, unabhängige Sektionen des Hausnetzes funktionierten im autonomen Backup-Modus, doch sie besaßen keine Memory-Logs.
Am Merkwürdigsten von allem war jedoch, dass das Sicherheitssystem ebenfalls offline war und seine Sensoren nicht einmal mit Strom versorgt wurden.
Die Verkehrs-Logs der Minster Avenue bestätigten, dass in der Nacht, in der Hal angeblich in Nummer achtzehn gewesen war, sehr wenig Fahrzeuge die Straße befahren hatten. Und ganz offensichtlich hatte kein Taxi die Nummer achtzehn angesteuert. Doch das Prime grub tiefer in den Daten des lokalen Transportnetzwerks und fand heraus, dass der Datenfluss zwischen ein Uhr achtundvierzig und zwei Uhr zehn um einen kleinen Prozentsatz zugenommen hatte.
Nachdem Hal das Haus wieder verlassen hatte.
In den Logs fand sich keinerlei Hinweis für die Ursache der Zunahme.
»Wahrscheinlich haben sie den Laden dicht gemacht«, murmelte Lawrence zu sich selbst. Die winzige Abweichung in den Datenströmen würde kein Gericht überzeugen, das Kenntnis davon hatte, dass Hals DNS in der Vagina des Mädchens nachgewiesen wurde. Er war nicht einmal sicher, ob seine Entdeckung vor Gericht als Beweis zulässig gewesen wäre. Doch es reichte ihm; ein elektronisches Graffito, als hätte jemand KillBoy war hier auf die Fassade des Hauses gesprüht.
Lawrence überquerte die Straße und betätigte die Messingglocke. Es dauerte eine Minute, bevor die schwarze Eingangstür geöffnet wurde. Eine Frau in einer Schürze stand im Hausflur und musterte ihn misstrauisch. »Ja?«
»Elena Melchett?«
»Das bin ich. Wer sind Sie?«
»Lawrence Newton. Ich ermittle in dem Vergewaltigungsfall.«
Elena Melchett sah nicht danach aus, als würde sie mit den Medien kooperieren. »Und?«
»Der Verdächtige behauptet, er wäre irgendwo in dieser Straße gewesen, als das Verbrechen geschah. Es ist sein Alibi. Ich frage mich, ob Sie vielleicht etwas gesehen haben?«
»Mr. Newton, dieses obszöne Verbrechen hat sich um ein Uhr morgens ereignet. Ich habe zu dieser Zeit im Bett gelegen und
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