Drachentempel 02 - Drachenfeuer
vergewaltigen.«
»Aber sie haben sie nicht vergewaltigt, oder? Dank unserem Helden der Stunde. Sie ist mit einem hässlichen Schrecken davongekommen, der sich nicht wiederholen wird, weil wir nie wieder hierher zurückkehren. Sie kann ihr Lotusfresserleben weiterführen, und in sechs Monaten sind wir nur noch eine verblassende Erinnerung, weiter nichts.«
»Das ist alles? Sie zählt überhaupt nicht?«
»Das ist Politik, Mann! Bei ihr steht längst nicht so viel auf dem Spiel wie bei uns. Also, wie lautet deine Entscheidung?«
Lawrence grinste, auch wenn die Schwellung auf seiner Lippe dabei schmerzte. Wenigstens war der Sergeant diplomatisch und tat so, als bliebe Lawrence tatsächlich eine Wahl. Er wusste verdammt genau, dass er derjenige wäre, der auf einer Abschussliste landete, falls er Meldung machte und Lyaute und die Sergeants in die Scheiße ritt.
So funktionierten die Companys eben. So hatten sie immer funktioniert. Und so würden sie immer funktionieren.
Er trank einen weiteren Schluck von seinem kalten Tee. »Schätze, ich muss gestern Nacht im betrunkenen Kopf die Treppe runtergefallen sein. Anders kann ich mir die blauen Flecken nicht erklären.«
Kapitel Vier
Die Kriegsgerichtsverhandlung fand in der Bankettsuite des Barnsdale Hotels statt, in dem acht von Zantiu-Brauns Platoons und das halbe Industrietechnologiekorps untergebracht waren. Am einen Ende des langen Saals gab es ein Podest, auf dem normalerweise eine Band spielte. Heute stand dort ein einzelner Tisch mit drei Stühlen für die Vorsitzenden Offiziere. Ebrey Zhang war der Leiter der Verhandlung. Unterhalb des Podests, auf dem Tanzboden, standen zwei weitere Tische. Einer war von den Anklagevertretern besetzt, angeführt vom Vertreter von Zantiu-Braun, der vom weiblichen Polizeimagistrat von Memu Bay unterstützt wurde, Heather Fernandes, und zwei weiteren hochrangigen Beamten. Am Tisch der Verteidigung gab es nur zwei Stühle, auf denen Hal und Lieutenant Bralow saßen. Hinter den beiden Tischen hatte man fünfzig Plastikstühle in Reihen aufgestellt. Zantiu-Braun-Personal und ausgesuchte Mitglieder der Öffentlichkeit sowie einige Repräsentanten der Medien saßen dort. Die erste Reihe war für den Bürgermeister und seine Gäste reserviert, ganz gleich, wer sie waren. Er hatte zwei alte Freunde bei sich, Margret Reece und Detective Galliani. Zehn Skins standen herum und bewachten den Raum. Sie wurden von der zivilen Zuschauerschaft demonstrativ ignoriert. Endlich einmal war die Stromversorgung sichergestellt, und die Lichtkonusse leuchteten mit maximaler Intensität.
Als Lawrence eintraf und Hal in den Saal eskortierte, war er entsetzt über die Verteilung der Plätze. Der Junge hatte einen Blick auf den Saal geworfen und war praktisch zusammengebrochen.
»Das wird ein verfluchter Schauprozess!«, grollte Lawrence zu Bralow, während Hal abgelenkt war. Der Lieutenant antwortete mit einem leicht verlegenen Schulterzucken.
Lawrence nahm einen Stuhl aus den Publikumsreihen und stellte ihn zu den beiden am Tisch der Verteidigung. Er setzte sich darauf und klopfte Hal beruhigend auf das Knie. Der Junge antwortete mit einem erbärmlichen, dankbaren Lächeln.
Niemand protestierte gegen Lawrences Anwesenheit. Er trug seine Ausgehuniform mit mehr Auszeichnungen und Orden, als die meisten Offiziere ringsum aufzuweisen hatten. Wenn er einem Squaddie unter seinem Kommando beistehen wollte, würde ihn keiner von den anderen Unteroffizieren, die bei den Vorbereitungen zur Verhandlung mithalfen, davon abhalten. Bryant bemerkte Lawrence und funkelte ihn wütend an, bevor er sich zu den übrigen Offizieren setzte.
Der Sergeant Major rief zur Tagesordnung und verlangte, dass sich alle für das Gericht erhoben. Die Vorsitzenden Offiziere kamen herein und nahmen ihre Plätze auf dem Podium ein.
Lawrence fand nichts an der Verhandlung auszusetzen. Die Anklage machte ihre Sache gut. Die Einzelheiten der Tat wurden dem Gericht dargelegt. Ausgewählte Passagen mehrerer Vernehmungsprotokolle von Hal wurden vorgelesen. Der Prozess dauerte noch keine zwanzig Minuten, und es sah bereits nach einer verlorenen Sache aus. Detective Galliani wurde in den Zeugenstand gerufen und berichtete den Richtern von Hals Alibi, auf das sich der Junge immer wieder berufen hatte.
»Konnten Sie das Taxi finden, welches der Angeklagte angeblich genommen hat?«
»Nein, Sir«, antwortete Galliani. »Die Verkehrsregelungs-AS hat keinen Logbucheintrag von
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