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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Seiten verliefen lange Galerien und in der Mitte befand sich eine gewaltige Treppe. Sie bestand aus drei marmornen Terrassen und führte zu einem beeindruckenden Saal hinauf. Sein goldenes Dach schwang sich zum Himmel und seine Wände waren mit lebhaften roten und schwarzen Mustern bemalt, die Glück, Zufriedenheit und Langlebigkeit verkörperten.
    Zwei Wächter traten vor, gesellten sich rechts und links zu unserer Sänfte und führten unsere Träger über den großen, grau gepflasterten Platz zu der Treppe. Ich warf meinem Meister einen raschen Blick zu; selbst ihn hatte die Erhabenheit des Ortes sprachlos gemacht. Als wir ungefähr ein Drittel des Weges zurückgelegt hatten, blieben wir vor einer dünnen Linie am Boden stehen, bei der es sich um ein goldenes Band handelte, das zwischen die Steine eingelassen war und vom einen Ende des Hofs zum anderen zu verlaufen schien.
    »Die kaiserliche Audienzlinie«, sagte mein Meister. »Von hier an müssen wir zu Fuß gehen.«
    Die Träger setzten die Sänfte behutsam auf den Boden und die Miene des Anführers zeugte von Erschöpfung. Ich stieg aus und sah die Schlange der übrigen Drachenaugen und weiteren Würdenträger, die darauf warteten, sich ebenfalls nähern zu dürfen. Aus der Sänfte direkt hinter uns musterte Lord Ido mich mit zusammengekniffenen Augen. Ich behielt die Hände gefaltet, um nicht erneut nach dem Buch zu tasten. Mein Meister sah über den gepflasterten Hof zur langen Treppe und ging mit resignierter Miene langsam halb in die Hocke. Obwohl der Kaiser noch nicht aus dem großen rot-schwarzen Saal gekommen war, mussten sich alle, die die Audienzlinie überschritten, der Treppe in der Verbeugung nähern, die sich ihm gegenüber ziemte.
    Es war ein weiter Weg bis zu unserem ehrenvollen Platz am Fuß der Treppe. Rücken und Hüfte schmerzten mir vom vornüber gebeugten Gang, und ich hörte, wie schwer mein Meister atmete, während ein Beamter uns schweigend an Ort und Stelle führte. Zwei Eunuchen traten hinter uns und hielten jedem von uns einen großen Sonnenschirm über den Kopf, während wir dastanden und darauf warteten, dass die übrigen Würdenträger ihre Plätze einnahmen, doch die Schirme halfen nichts gegen die Hitze, die von dem grauen Pflaster zurückgeworfen wurde. Das Gesicht meines Meisters war ganz fahl geworden und seine gekrümmte Körperhaltung schien weniger ein Ausdruck von Unterwerfung als von ernsthaften Schmerzen.
    »Lord Brannon, Ihr scheint Euch nicht wohlzufühlen«, flüsterte ich. Er blickte nicht auf. Beunruhigt fasste ich ihn an der Schulter. »Meister, braucht Ihr Wasser?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war nur das Gehen«, krächzte er. »Ich werde mich rasch erholen.«
    Lord Ido nahm seinen Platz am uns gegenüberliegenden Ende der Treppe ein. Das Buch fühlte sich wie ein riesiger Klotz an meinem Arm an, und ich wagte nicht, Ido anzublicken, da ich fürchtete, er werde mir sonst ansehen, dass ich es besaß. Lord Tyron trat neben uns, und sein feistes Gesicht verzog sich sorgenvoll, als er die aschene Haut und die glasigen Augen seines Verbündeten sah. Ich maß die Zeit anhand der mühevollen Atemzüge meines Meisters, während die Beamten die übrigen Drachenaugen und die hohen Würdenträger an ihre Plätze führten. Wie ungemein lange das alles dauerte!
    Mein Meister sank vornüber, fing sich aber wieder.
    »Alter Freund, stützt Euch auf mich«, sagte Lord Tyron eindringlich.
    Mein Meister nickte mit gepressten Lippen und umklammerte Tyrons Arm. Über seinen Kopf hinweg gab das Büffeldrachenauge mir ein Zeichen, den anderen Arm zu nehmen. Ich hakte meinen Meister bei mir unter und spürte, wie kalt seine Haut war. Das war mehr als bloß Erschöpfung.
    »Lord Tyron, habt Ihr uns vor dem Einzug in den Palast Limonensaft geschickt?«, fragte ich.
    Er runzelte die Stirn. »Nein, warum hätte ich das tun …«, begann er und begriff. Er erbleichte, sah auf meinen Meister hinunter, der zitternd zwischen uns kauerte, und schaute dann wieder mich an. »Nein. Ich schwöre, dass ich das nicht getan habe.«
    Oben auf der Treppe schlug ein Beamter einen gewaltigen Gong. Alle ringsum fielen auf die Knie; die Zeremonie hatte begonnen. Tyron begegnete meinem ängstlichen Blick und nickte – uns blieb nichts anderes übrig, als meinem Meister auf die Knie hinunter zu helfen. Er sackte zwischen uns nieder, als wir ihn unbeholfen auf die Pflastersteine setzten. Wieder ertönte ein Gongschlag. Ich verneigte mich bis zum Boden vor

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