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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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leiser zu reden. »Bitte sagt mir, was dort steht.«
    Lady Dela fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und ihr Blick sprang zum Kompass zurück. Langsam folgte sie mit dem Finger dem innersten Kreis. »Dort steht, dass der Spiegeldrache die …« – sie hielt inne und bekam große Augen – »… dass der Spiegeldrache die Königin des Himmels ist.« Sie schlug die Hand vor den Mund. »Bei den Göttern – ein weiblicher Drache!«
    Mein Drache war weiblich. Diese Wahrheit überflutete mich mit einer Welle aus Staunen, Hoffnung und blanker Angst. Sie hatte mich erwählt und ich hatte sie vertrieben.
    Lady Dela sah mir in die wie vom Donner gerührten Augen. »Das habt Ihr nicht gewusst? Wie konntet Ihr das nicht wissen?«
    »Sie ist die Königin?«, fragte Rilla. »Das ergibt natürlich Sinn –«
    Ich schnellte vor und stieß sie gegen die Kutschenwand. »Sag es nicht!«, rief ich und drückte den Arm gegen ihre Brust. »Sag es nicht!«
    Der Kutscher drehte sich erneut um. »Mylord, was ist los? Soll ich anhalten?«
    »Fahr weiter!«, brüllte ich.
    Rilla keuchte. »Ich werde es nicht sagen. Das verspreche ich.«
    »Was darf sie nicht sagen, Lord Eon?« Lady Dela zog mich am Arm und ihre männliche Kraft zerrte mich auf meinen Sitz zurück. »Und was ergibt Sinn?«
    Ich griff nach der goldenen Scheibe, doch sie zog sie weg und die Verwirrung in ihrer Miene verwandelte sich in Begreifen. »Ihr seid kein Mondschatten, nicht wahr?«
    Ich wollte meinen Arm losreißen, doch sie packte nur um so fester zu. »Seid Ihr ein Mädchen?« Sie senkte ihren wilden Blick in meine Augen, doch ich durfte es nicht zugeben.
    »Seid Ihr ein Mädchen?«, kreischte sie. In ihrer Stimme war keine Wut, sondern nackte Panik.
    »Ja«, flüsterte ich.
    Sie setzte sich auf und ließ meinen Arm los, als sei er von einer Krankheit befallen. »Gute Götter – ein Mädchen. Im Drachenrat. Wisst Ihr, was sie mit Euch tun werden, wenn sie das herausfinden?«
    Ich nickte.
    »Aber Ihr verfügt über die Macht des Spiegeldrachen«, fuhr sie rasch fort. »Sie hat Euch erwählt, weil Ihr ein Mädchen seid, nicht wahr? Das werden sie bestimmt einsehen und …«
    Ich konnte nicht verhindern, dass Lady Dela mir die Wahrheit ansah.
    Sie erbleichte. »Ihr verfügt doch über ihre Macht, oder?«, fragte sie mit verzweiflungsschriller Stimme. »Sagt mir, dass es so ist.«
    »Nein.«
    Sie schloss die Augen und stöhnte: »Gütige Götter des Himmels, lasst unseren Tod rasch und schmerzlos sein.«
    »Aber Ihr habt den Königsmonsun gezähmt«, sagte Rilla.
    Ich brachte es nicht fertig, in ihr zerknittertes Gesicht zu schauen. »Ido hat ihn gezähmt. Er hat sich meiner Kraft bemächtigt und alle glauben lassen, ich hätte die Drachenaugen gelenkt. Er hat gesagt, er wird dem Drachenrat erzählen, dass ich ein Mädchen bin, wenn ich nicht tue, was er befiehlt. Sie werden mich töten, Rilla.« Ich streckte die Hand nach ihr aus, doch sie rührte sich nicht. »Er hat gesagt, er wird dich und Chart seinen Männern ausliefern, falls ich versuche, zu fliehen oder Hilfe zu holen.«
    Lady Dela stieß einen erstickten Schrei aus. »Also ist nicht einmal der Drachenrat auf unserer Seite. Wir haben nichts und niemanden.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Rilla beugte sich zu mir vor. »Wie hat Ido Euch Macht nehmen können, wenn Ihr gar keine besitzt? Ich habe das rote Buch gesehen. Da drin war Macht. Ich habe gesehen, wie sich die Perlen von selbst bewegten.«
    »Ich verfüge nicht über die Macht des Spiegeldrachen«, sagte ich. »Ich habe mich während der Zeremonie nicht richtig mit ihm … mit ihr vereinigt. Aber ich kann Lord Idos Drachen rufen. Ich weiß nicht, wie. Und diese Kraft hat er genommen.«
    Lady Dela hob den Kopf. »Warum habt Ihr Euch mit Eurem Drachen nicht richtig vereinigt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie in der Arena gespürt – wir hatten eine enge Verbindung, das schwöre ich. Aber dann ist sie mir langsam entglitten.« Ich stockte, denn der furchtbare Verlust setzte mir zu. »Und jetzt ist sie verschwunden.«
    Rilla richtete sich wieder auf, strich ihr Gewand glatt und versuchte, die Fassung zurückzuerlangen. »Vielleicht hat es ihr nicht gefallen, dass Ihr vorgegeben habt, ein Junge zu sein«, sagte sie scharf.
    Ich starrte sie mit offenem Mund an und plötzlich klärte sich ein Durcheinander von Zusammenhängen. »Das Sonnenpulver.«
    Sie sah mich an und bekam große Augen. »Und der Tee der Geistmacherin.«
    Lady Dela runzelte die

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