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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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sofort die Aufmerksamkeit auf uns lenkte. Das Dunkel links und rechts von uns wimmelte von schemenhaft sichtbaren Männern, und der Weg, der zwischen ihnen verlief, erschien mir wie ein heller Streifen des Todes. Weiter vorn bog sich das Tor unter der Wucht des Rammbocks, und zwischen den Schreien, mit denen die Angreifer sich immer wieder aufs Neue zum Stürmen anfeuerten, war mitunter das Splittern der hölzernen Torflügel zu hören. Ich drehte mich zur Seite und legte die zweite Hand um den Griff meines Schwerts.
    »Wartet«, rief Ryko.
    Verschwommen sah ich Männer auf uns zulaufen und nach Pfeilen greifen. Ich hob das Schwert.
    Links wie rechts knallte und dröhnte es. Gehörte das zu den Überraschungen aus Sollys Trickkiste?
    »Jetzt«, befahl Ryko.
    Ich kappte das erste Seil und freute mich wie ein Kind, als die Laterne fiel. Allerdings hätte ich bei dieser Gelegenheit beinahe auch Ryko erwischt.
    »Aufpassen!«, brüllte er und zuckte zur Seite, sodass mein Schwert sein Ohr knapp verfehlte.
    Mit einem heftigen Streich hieb ich das nächste Seil durch und die zweite Laterne stürzte auf den Weg. Ich duckte mich, als ich ein peitschendes Flirren hörte. Pfeile! Sie kamen aus dem Dunkel von beiden Seiten. Für einen kurzen Moment lauschte ich in mich hinein, suchte nach dem Schmerz, aber ich war nicht getroffen. Ich konzentrierte mich wieder auf die Welt ringsum und stellte fest, dass ich einige Laternen verfehlt und uns dadurch dem Angriff der Feinde umso mehr ausgesetzt hatte. Nun aber holte ich erneut aus und traf diesmal nicht das Seil, sondern die Laterne selbst, die prompt in die Schatten flog. Vor uns zersplitterte Holz mit lautem Krachen und Jubelschreie drangen durch die Nacht. Das Tor war zerstört. Ich trennte ein weiteres Seil durch und die nächste Laterne fiel zu Boden und rollte durchs Gras.
    »Ich werde über sie wegreiten. Haltet Euch fest«, rief Ryko mir über die Schulter zu.
    Ich verstand nicht, was er damit meinte, denn ich war zu sehr auf das nächste Seil fixiert und darauf, mit dem Schwert auszuholen. Das Pferd fiel in noch schnelleren Galopp, doch ich stellte mich zu spät darauf ein. Die Waffe zuckte hoch, schlug gegen den Mast, flog mir aus den Händen und landete klirrend auf dem Weg. Ich schlang die Arme um Rykos Taille und sah mich um. Schon lag das Schwert ein gutes Stück hinter uns. Die Männer, die auf den Weg gerannt waren, senkten die Bögen. Irgendwo vor uns erhob sich Kampfgeschrei zum Klirren von Schwertern.
    »Ich hab es fallen lassen«, schrie ich Ryko ins Ohr. »Ich hab dein Schwert fallen lassen.«
    Dann sah ich die Mauer aus kaiserlichen Gardisten, die das eingerannte Tor verteidigten, aber von Sethons Soldaten zurückgedrängt wurden. Wir galoppierten direkt auf sie zu, und als das Pferd nach links ausbrechen wollte, hielt Ryko es unsanft auf Kurs.
    Der erste Mann, gegen den wir stießen, prallte mit seinem Gegner zusammen. Der nächste Soldat sah uns kommen und hieb nach dem Hals des Pferdes. Ryko trat ihn beiseite und ächzte, als die Schneide des Gegners sein Bein streifte. Vor uns fiel jemand schreiend zu Boden. Das Pferd warf sich sofort in die Lücke und trampelte auf den Gestürzten. Ryko stach mit seinem Messer nach einem Soldaten, der sich an sein verletztes Bein klammerte. Ich trat nach der Schulter des Mannes, verfehlte sie und traf dafür seinen Helm. Sein Kopf zuckte zurück und er verlor den Halt und stürzte unter das Pferd. Das Tier stolperte über ihn, taumelte gegen einen kaiserlichen Gardisten und stieß ihn gegen die Reste des Holztors. Fluchend riss Ryko das Pferd nach rechts und ließ es über zwei Männer setzen, die am Boden rangen.
    »Ryko?« Dieser Ruf kam von einem kräftig gebauten Gar disten vor uns, der im nächsten Moment einen Angreifer ab wehrte, indem er ihm den Knauf seines Schwertes in den Kiefer rammte. Danach wandte er sich wieder uns zu.
    »Sorg dafür, dass wir reinkommen«, brüllte Ryko über das allgemeine Geschrei hinweg. Der Wächter nickte und wich einem mächtigen Schwertstreich aus, der ihn fast den Kopf gekostet hätte. Er wehrte den Angreifer ab, hielt dessen Schneide mit dem Heft seines Schwertes nieder, warf den Kopf zurück und stieß einen langen heulenden Schrei aus, der durch das Getöse drang. Etwas knallte mir in den Rücken und stieß mich so harten gegen Ryko, dass ich mir in die Lippe biss und Blut schmeckte. Ich spürte, wie ich rückwärts vom Pferd rutschte; jemand zerrte an meinem Gewand. Ich fuhr

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