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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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fuhr.
    »Ich brauche etwas, das er haben will.« Dillon grub seine Finger tiefer in meinen Arm. »Damit ich mit ihm verhandeln kann.«
    Seine Dummheit machte mich wütend. »Verhandeln willst du?«, schrie ich ihn an. »Du verdammter Idiot!«
    Ich schlug nach seinem Gesicht, doch er zuckte zurück und meine Faust streifte sein Ohr. Mit der Kraft des Wahnsinns drückte er meine Hand auf den Boden und klemmte sie unter sein Knie. Aus den Augenwinkeln sah ich Ryko mit vor Schmerz weit aufgerissenen Lidern auf uns zukriechen.
    »Ido wird nicht mit dir verhandeln«, stieß ich hervor. »Er wird dich umbringen.«
    »Darum brauche ich das Buch.« Sein Griff war wie ein Schraubstock. Er zerrte an den Perlen, und ich spürte, dass sie langsam nachgaben.
    »Nein. Du musst mit uns kommen.«
    »Mit dir?«, höhnte er. »Mit einem Mädchen, das vorgibt, ein Drachenauge zu sein? Ich weiß alles über dich. Du hast keine Chance gegen ihn.« Er schloss die Augen und holte tief Luft, um den Rattendrachen zu rufen.
    »Nein«, schrie ich. Ido würde es spüren, wenn Dillon seinen Drachen heraufbeschwörte.
    Plötzlich lösten sich die Perlen. Dillon stürzte mit dem schwarzen Buch hintenüber und krabbelte davon, wobei die Perlen ihm wie ein wütend ausschlagender Schwanz folgten.
    Neben mir stöhnte Ryko; sein Gesicht war mattgrau. Er kämpfte gegen den Bann an, doch die Täuschung war zu mächtig. Dillon hatte sich inzwischen hochgerappelt und rannte weg.
    Ich stemmte mich auf die Knie, schlang Ryko von hinten die Arme um die Schultern und spürte, wie sein Körper von einem Moment zum anderen schmerzfrei wurde. Dillon trampelte über die Brücke und weiter Richtung Halle. Ich senkte den Kopf. Das schwarze Buch war weg.
    »Ihr hättet ihm nachrennen sollen«, sagte Ryko schließlich. Ich rollte von seinem Rücken herunter, ließ die flache Hand aber auf seinem Schulterblatt. Er sah mit ruhigem Blick zu mir hoch. »Ihr hättet ihm nachrennen sollen. Aber ich bin froh, dass Ihr geblieben seid.«

 
     
21
     
    Ich strich über die schwarzen Perlen unter meinem Ärmel, damit sie etwas lockerer ließen, und hatte alle Mühe, Sollys leise Stimme zu verstehen. Das Getöse und Geschrei des Kampfes schien zermürbend nah an unserem Waldversteck zu sein, doch er versicherte uns, der Großteil des Gefechts finde an der Palastmauer statt. Ryko stand neben mir, hielt unser Pferd am Zügel, ohne die Nervosität des Tiers zu beachten, und lauschte dem Bericht.
    »Die Armee hat alle Straßen zum Palast besetzt«, sagte Solly, und seine kleinen Augen verschwanden fast in seinem sorgenvoll gerunzelten Gesicht. »Auch in den Gärten sind überall Soldaten. Es sieht so aus, als würden die Gardisten des Kaisers den Palast noch halten, aber –«
    »Nicht mehr lange«, beendete Ryko Sollys Satz. Er presste die Lippen aufeinander und dachte nach. »Vielleicht können wir uns von der Innenstadt aus zum Palast durchschlagen«, begann er, schüttelte dann aber den Kopf. »Doch wer weiß, was uns dort erwartet. Außerdem haben deine Späher diese Gegend ausgekundschaftet, das nützt uns woanders nichts.«
    »Schlagen wir uns also durch die Gärten«, sagte Solly und wies mit dem Kopf auf den Smaragdgrünen Ring.
    »Haben deine Späher eine Lücke in den Linien entdeckt?«
    Solly zuckte die Achseln. »Eine Lücke vielleicht nicht, aber am Westtor sind die Angreifer recht dünn gesät. Als ihr in Idos Halle eingedrungen seid, hat die Palastwache diesen Eingang noch gehalten.«
    Ryko seufzte. »Nehmen wir also das Tor des Guten Diens tes. Lord Eon und ich werden möglichst nah heranreiten. Aber es muss einen Ablenkungsangriff geben.«
    Solly grinste. »Wir haben da schon ein paar Ideen.«
    »Sethons Männer tun mir beinahe leid«, sagte Ryko und packte Solly an der Schulter. »Wir müssen Lord Eon in den Palast bringen – um jeden Preis.«
    Solly warf mir ein beruhigendes Lächeln zu. »Keine Sorge, Mylord. Wir schaffen Euch dort schon hinein.« Seine Männer, die in der Nähe standen, bekräftigten dies halblaut.
    Ich nickte, und ihre Treuebekundung, die ich so gar nicht verdient hatte, ließ mich schlucken. Einige dieser Männer oder vielleicht alle würden demnächst sterben. Mochten die Götter mich so mutig und ehrenvoll handeln lassen wie sie!
    »Also los«, sagte Ryko. Er drückte den Kopf des Pferdes herum und führte es zur Straße.
    Solly gab mit den Händen einige rasche Befehle, die seine Männer in verschiedene Richtungen aussandten. Ich drehte

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