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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zurück. Er ließ sein volles Bewusstsein wieder in seinen Körper auf dem Balkon des Schlafzimmers zurückkehren.
    Aus dem dunklen Westen kamen hohe Wellen, die sich krachend unten am Strand brachen und Bryan Drackman an die glitzernden Hochhäuser in den Städten seiner Träume erinnerten, die er mit seiner Macht zum Einsturz bringen konnte, worauf sie Millionen schreiender Menschen unter Massen von Glas und splitterndem Stahl begruben.
    Wenn er vollständig Geworden war, würde er nie mehr ruhen oder Energie sparen müssen. Seine Macht würde die des Universums sein, endlos erneuerbar und unermesslich.
    Er ging in das schwarze Schlafzimmer zurück und schob die Balkontür hinter sich zu.
    Er streifte seinen roten Morgenrock ab.
    Er streckte sich nackt auf dem Bett aus, den Kopf auf zwei Daunenkissen in schwarzen Seidenbezügen gestützt.
    Ein paar lange, tiefe Atemzüge. Schließ die Augen. Lass den Körper ganz schlaff werden. Mach deinen Kopf frei. Entspann dich.
    In weniger als einer Minute war er bereit zu erschaffen. Er projizierte einen beträchtlichen Teil seines Bewusstseins auf den Hof neben dem modernen Haus mit den verwitterten Außenwänden aus Zedernholz und den großen Fenstern, das oben in den Hügeln lag und wo der Honda des Cops jetzt in der Einfahrt stand.
    Die nächste Straßenlaterne stand einen halben Block weit entfernt. Überall waren tiefe Schatten.
    Dort, wo sie am tiefsten waren, geriet ein Teil des Rasens heftig in Bewegung. Das Gras drehte sich nach unten zur Erde, als ob ein unsichtbarer Pflug am Werke wäre, und die Erde stieg mit einem leisen, feuchten Geräusch auf wie ein dicker Kuchenteig, der über einen Plastikspachtel geklappt wird. Das Ganze - Gras, Erde, Steine, vertrocknete Blätter, Regenwürmer, Käfer, eine Zigarrenkiste mit den Federn und zerbröselten Knochen eines Wellensittichs, den ein Kind vor langer Zeit begraben hatte - erhob sich zu einer dunklen, brodelnden Säule von der Größe eines Mannes.
    Von oben beginnend, nahm die grobschlächtige Kreatur aus dieser Masse Gestalt an. Zuerst die Haare, verfilzt und fettig. Dann der Bart. Ein Mund sprang auf. Schiefe, verfärbte Zähne entstanden. Lippen voller nässender Wunden.
    Ein Auge öffnete sich. Gelb. Bösartig. Unmenschlich.
     

Kapitel 11
     

    Er ist in einer dunklen Gasse, trottet dort herum und sucht den Geruch des Dinges-das-dich-töten-wird, weiß, dass er ihn verloren hat, schnuppert aber trotzdem danach, wegen der Frau, wegen dem Jungen, denn er ist ein guter Hund, gut.
    Leere Dose, Metallgeruch, Rost. Pfütze aus Regenwasser, auf der Öltropfen schimmern. Tote Biene treibt im Wasser.
    Interessant. Nicht so interessant wie eine tote Maus, aber interessant.
    Bienen fliegen, Bienen summen, Bienen tun dir weh, wie eine Katze dir weh tun kann, aber diese Biene ist tot. Die erste tote Biene, die er je gesehen hat. Interessant, dass Bienen sterben können. Er kann sich auch nicht erinnern, jemals eine tote Katze gesehen zu haben, deshalb fragt er sich jetzt, ob auch Katzen wie Bienen sterben können.
    Komisch sich vorzustellen, dass Katzen vielleicht sterben können.
    Was könnte sie töten?
    Sie können geradewegs Bäume hochgehen und an Orte, wo sonst nichts hin kann, und dir die Nase mit ihren scharfen Krallen aufschlitzen, bevor du überhaupt gemerkt hast, was los ist, also wenn es da draußen was gibt, das Katzen tötet, dann kann es auch nicht gut für Hunde sein, überhaupt nicht gut, etwas, das schneller ist als Katzen und gemein.
    Interessant.
    Er trottet die Gasse entlang.
    Irgendwo in einem Menschenort kocht Fleisch. Er leckt sich die Lefzen, weil er immer noch hungrig ist.
    Stück Papier. Bonbonpapier. Riecht gut. Er legt eine Pfote drauf, hält es fest und leckt daran. Das Papier schmeckt gut. Er leckt und leckt und leckt, aber das ist schon alles, nicht viel, bloß ein bisschen was Süßes auf dem Papier. So ist es meistens, ein paar Mal geleckt oder geknabbert und schon ist alles weg, selten so viel, wie er will, niemals mehr, als er will.
    Er schnuppert an dem Papier, um ganz sicher zu sein, und es bleibt an seiner Nase kleben, also schüttelt er den Kopf, um das Papier loszuwerden. Es erhebt sich in die Luft und schwebt dann im Wind die Gasse entlang, auf und ab, von einer Seite auf die andere, wie ein Schmetterling. Interessant. Ganz plötzlich lebendig und kann fliegen. Was kann das sein? Sehr interessant. Er läuft hinterher, und da fliegt es hoch, also springt er, schnappt danach,

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