Drachentränen
Dinger sind, mehr als eine Maus, die seit drei Tagen tot ist, mehr als alles andere, so stinkt, dass man niesen muss, wenn man zuviel von ihm riecht, geht also von einer Straße zur anderen und dann in eine Gasse und zieht eine Wolke von Gestank hinter sich her.
Der Hund läuft ein paar Schritte hinter ihm, neugierig, behält aber den Abstand bei und schnuppert die Spur von dem Ding-das-dich-töten-wird heraus, die unter all diese anderen Gerüche gemischt ist.
Sie bleiben an der Rückfront eines Ortes stehen, wo Menschen Futter machen.
Gute Gerüche, fast noch stärker als der stinkende Mann, hungrig machende Gerüche, viele, ganz viele. Fleisch. Hühnchen, Mohren, Käse. Käse ist gut, klebt zwar an den Zähnen, aber ist wirklich gut, viel besser als alter Kaugummi von der Straße, der auch an den Zähnen klebt, aber nicht so gut ist. Brot, Erbsen, Zucker, Vanille, Schokolade und noch mehr, wovon einem der Kiefer vor Verlangen weh tut und das Maul wässrig wird.
Manchmal, wenn er zu Futterorten wie diesem kommt, wenn er mit dem Schwanz wedelt und winselt, dann geben sie ihm etwas Gutes. Aber meistens jagen sie ihn weg, werfen Dinge nach ihm, schreien und stampfen mit dem Fuß auf. Menschen sind in vielen Dingen merkwürdig, eins davon ist Futter. Viele von ihnen passen auf ihr Futter auf, wollen nicht, dass du was kriegst - dann schmeißen sie einen Teil davon in Eimer, wo es anfängt zu stinken und krank macht. Wenn du die Eimer umwirfst, um dir das Futter zu holen, bevor es ganz krank macht, kommen die Menschen angerannt und brüllen und jagen dich, als ob sie meinen, du wärst eine Katze oder so was.
Ihm macht es keinen Spaß, gejagt zu werden. Katzen jagen, das macht Spaß. Er ist keine Katze. Er ist ein Hund. Das scheint ihm ganz offensichtlich.
Menschen können merkwürdig sein.
Jetzt klopft der stinkende Mann an eine Tür, klopft noch einmal, und die Tür wird von einem dicken Mann aufgemacht, der weiß angezogen ist und umgeben von Wolken der hungrig machenden Gerüche.
Mein Gott, Satnmy, du siehst ja noch schlimmer aus als sonst, sagt der dicke Mann in Weiß.
Nur ein bisschen Kaffee, sagt der stinkende Mann und hält die Flasche hin, die er bei sich hat. Möchte dich wirklich nicht belästigen, ist mir peinlich, aber ich brauche ein bisschen Kaffee.
Ich weiß noch, wie du vor Jahren angefangen hast -Etwas Kaffee, damit ich nüchtern werde.
- bei der kleinen Werbeagentur in Newport Beach -Muss ganz schnell nüchtern werden.
- bevor du in L.A. groß raus gekommen bist, du warst immer so schick, immer prima in Schale geworfen, die besten Klamotten.
Ich sterbe, wenn ich nicht nüchtern werde.
Da ist was Wahres dran, sagt der dicke Mann.
Nur eine Thermosflasche Kaffee, Kenny. Bitte.
Von Kaffee allein wirst du nicht nüchtern. Ich pack’ dir was zu essen ein, du musst mir aber versprechen, dass du es isst.
Yeah, ganz bestimmt, werd’ ich, und etwas Kaffee, bitte.
Geh zur Seite, weg von der Tür. Will nicht, dass der Chef dich sieht und merkt, dass ich dir was gebe.
Natürlich, Kenny. Ich weiß das zu schätzen, ehrlich, weil ich einfach nüchtern werden muss.
Der dicke Mann sieht an dem stinkenden Mann vorbei und sagt, Hast du neuerdings einen Hund, Sammy?
Was? Ich? Einen Hund? Um Gottes willen.
Der stinkende Mann dreht sich um, guckt und ist überrascht.
Der stinkende Mann würde vielleicht nach ihm treten oder ihn wegjagen, aber der dicke Mann ist anders. Der dicke Mann ist nett. Wer nach so vielen guten Dingen zu essen riecht, muss nett sein.
Der dicke Mann beugt sich in dem Eingang nach vorne, hinter ihm kommt Licht aus dem Futterort. Mit einer Leute-die-dich-füttern-werden-Stimme sagt er, Na du, Kerlchen, wo kommst du denn her?
Nur Menschengeräusche. Er versteht eigentlich gar nichts davon, es sind bloß Menschengeräusche.
Also wedelt er mit dem Schwanz, weil er weiß, dass die Menschen das immer mögen, legt den Kopf schief und setzt den Blick auf, bei dem sie normalerweise ahhhh sagen.
Der dicke Mann sagt, Ahhhh, du gehörst nicht auf die Straße, Kerlchen. Was sind das für Leute, die einen netten Hund wie dich laufen lassen? Hast du Hunger? Bestimmt. Ich kümmere mich drum, Kerlchen.
Kerlchen ist einer der Namen, den die Menschen ihm geben, so nennen sie ihn am häufigsten. Er erinnert sich, dass er als kleiner Hund mal Prince genannt wurde, von einem kleinen Mädchen, das ihn gern hatte, aber das ist lange her. Die Frau und der Junge nennen ihn Woofer, aber Kerlchen
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