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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Katzengeruch an sich haben, überhaupt keinen.
    Lange nach dem kleinen Mädchen, das ihn Prince nannte, gab es mal Leute, die nahmen ihn mit in ihren Ort, fütterten ihn und waren nett zu ihm, nannten ihn Max, aber sie hatten eine große Katze. Große Katze. Böse. Die Katze hieß Fluffy. Max war nett zu Fluffy. Max hat Fluffy nie gejagt. Zu dieser Zeit jagte Max niemals Katzen. Na ja, fast niemals. Einige Katzen mochte er sogar. Aber Fluffy mochte Max nicht und wollte Max nicht an dem Menschenort haben, deshalb stahl Fluffy manchmal Max’ Futter und manchmal machte Fluffy Pipi in den Wassernapf von Max. Tagsüber, wenn die netten Leute von ihrem Ort zu einem anderen Ort gegangen waren, waren Max und Fluffy allein, und Fluffy fing an zu kratzen, wurde ganz verrückt, fauchte und erschreckte Max und jagte ihn überall im Ort herum. Oder sprang von hohen Dingen auf Max drauf. Große Katze. Kratzte. Fauchte. Verrückt. Da verstand Max, das war Fluffys Ort, nicht der Ort von Max und Fluffy, nur von Fluffy, also ging er von den netten Leuten fort und war wieder bloß Kerlchen.
    Seitdem macht er sich immer Sorgen, wenn er nette Leute findet, die ihn mit in ihren Ort nehmen und für immer füttern wollen, sie könnten Katzengeruch an sich haben, und wenn er mit ihnen zu ihrem Ort geht und bei ihnen durch die Tür spaziert, dann ist Fluffy da. Groß. Böse. Verrückt.
    Deshalb ist es so schön, dass keiner von diesen Leuten Katzengeruch an sich hat, denn wenn einer von ihnen ihn in seine Familie aufnehmen will, dann ist er sicher und braucht sich keine Sorgen über Pipi in seinem Wassernapf zu machen.
    Nach einer Weile reden sie so aufgeregt miteinander, dass sie ihn nicht mehr so oft streicheln und sagen, wie gut er ist, deshalb fängt er an, sich zu langweilen. Gähnt. Legt sich hin. Könnte vielleicht schlafen. Er ist müde. Anstrengend, ein guter Hund zu sein.
    Doch dann sieht er die Leute in dem Futterort, die aus den Fenstern des Futterorts gucken. Interessant. Gucken aus den Fenstern. Gucken nach ihm.
    Vielleicht finden sie ihn süß.
    Vielleicht wollen sie ihm was zu fressen geben.
    Warum sollten sie ihm nichts zu fressen geben wollen?
    Also steht er auf und trottet zu dem Futterort. Kopf hoch. Tänzel ein wenig. Wedel mit dem Schwanz. Das mögen sie.
    Er wartet an der Tür. Niemand macht sie auf. Er legt eine Pfote dagegen. Wartet. Niemand. Er kratzt. Niemand.
    Er geht da hin, wo die Leute am Fenster ihn sehen können. Er wedelt mit dem Schwanz. Er hält den Kopf schräg, spitzt ein Ohr. Sie sehen ihn. Er weiß, dass sie ihn sehen.
    Er geht wieder zu der Tür. Wartet. Wartet.
    Wartet. Kratzt. Niemand.
    Vielleicht wissen sie nicht, dass er was zu fressen will. Oder vielleicht haben sie Angst vor ihm, weil sie denken, er ist ein böser Hund. Er sieht nicht aus wie ein böser Hund. Wie können sie da Angst haben? Wissen sie nicht, wann sie Angst haben müssen und wann nicht? Er würde nie von hohen Dingen auf sie drauf springen oder in ihre Wassernäpfe Pipi machen. Dumme Leute. Dumm.
    Endlich beschließt er, dass man ihm nichts zu fressen geben wird, also geht er zu den netten Leuten zurück, die er zusammengebracht hat. Auf dem Weg dorthin hält er den Kopf immer noch hoch, tänzelt und wedelt mit dem Schwanz, bloß um den Leuten am Fenster zu zeigen, was ihnen entgeht.
    Als er zu den Frauen, dem Jungen, dem stinkenden Mann und dem nicht so stinkenden Mann zurückkommt, ist etwas nicht in Ordnung. Er kann es fühlen und riechen.
    Sie haben Angst. Das ist nichts Neues. Sie haben Angst gehabt, seit er jeden von ihnen zum ersten Mal gerochen hat. Aber das ist eine andere Angst. Eine schlimmere Angst.
    Und sie haben eine leichte Spur von dem Leg-dich-einfach-hin-und-stirb-Geruch an sich. Tiere bekommen diesen Geruch manchmal, wenn sie alt sind, wenn sie sehr müde und krank sind. Menschen nicht so oft. Obwohl er einen Ort kennt, an dem die Menschen so riechen. Er war am frühen Abend mit der Frau und dem Jungen dort.
    Interessant.
    Aber bös interessant.
    Es beunruhigt ihn, dass diese netten Leute auch nur ein bisschen von dem Leg-dich-einfach-hin-und-stirb-Geruch an sich haben. Was stimmt mit ihnen nicht? Nicht krank. Vielleicht ist der stinkende Mann ein bisschen krank, aber die anderen nicht. Auch nicht alt.
    Ihre Stimmen sind auch anders. Ein bisschen erregt, aber nicht so sehr wie vorher. Müde, ein bisschen. Traurig, ein bisschen. Noch etwas… Was? Etwas. Was? Was?
    Er schnuppert um ihre Füße herum, um einen

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